Hallo,

ich bin neu hier. Allerdings nur mit meinem Account, da ich früher schon einen hatte,aber jetzt nach längerer Abwesenheit, nicht mehr weiß was die Zugangsdaten waren. Demnach hoffe ich das es so trotzdem ok ist und ich um Hilfe bitte darf.

Ohne jetzt nochmal meine halbe Lebensgeschichte runterbeten zu müssen, fange ich einfach an:

In letzterzeit kommt in meinem Umfeld, überwiegend durch Schule und soziale Medien, immer wieder das Thema sexueller Missbrauch auf. Dabei geht es viel um Traumata und Verdrängung, bezieht sich hierbei jedoch hauptsächlich ,,nur" auf frühkindliche Ereignisse und dem dazugehörigen Entwicklungsstand.
Ich muss erwähnen, das ich selbst seit Jahren in Therapie bin, aber nicht aus diesem Grund. Nach dem Tod meines Vaters kam das Thema ,,sexueller Missbrauch" auf und mein Therapeut sprach mich an. Ich weiß bis heute nicht wie er darauf kam, insbesondere weil es NACH Papas Tod war !
Es folgte eine Aussprache mit meiner Mutter.  Natürlich hatte auch sie sich Gedanken darüber gemacht, aber konnte es eigentlich mit 100% Sicherheit ausschließen. Wir ließen das Thema wieder fallen und alles auf sich beruhen.
Mich hat das Ganze trotzdem nicht losgelassen und ich habe auch immer Alpträume mit entsprechendem Kontext (früher häufiger, aktuell weniger) die sich aber nicht auf bestimmte Orte oder Personen konzentrierten. Des weiteren ist mein Verhältnis zu Männern sehr ,,gestört" und ich habe Angst alleine unter ihnen zu sein oder etwas nur mit dem anderen Geschlecht zu unternehmen. Alleine mit einem Mann in einem Raum zu schlafen, sei es nur ein Kumpel, geht gar nicht. Bekomme dann sehr leicht Angstzustände und Panikattacken. Das spiegelt sich auch in meiner Sexualität wieder (was jetzt keine allgemeine Begründung sein soll,ich möchte nur alles abwägen und verdeutlichen!). Auch mein Selbsthass ist sehr stark ausgeprägt, was sich u.a. in einer jahrelangen Essstörung äußert.
Es gab früher viel Gewalt, seitens meines Vaters, nicht gegen mich aber gegen meine Mutter. Drogen und Alkoholprobleme spielten bei ihm ebenfalls eine Rolle. Und vielleicht ist das eher der Grund für meine Reaktionen? Aber andererseits meinte mein Umfeld, weiß man nie was ein Mensch im Rausch anrichtet, er selbst am wenigsten. Ich muss dazu sagen das ich ihn trotzallem immer sehr geliebt habe und liebe, den Kontakt gesucht hatte, auch nach der Scheidung und bis dato nicht mit seinem Tod klarkomme ! 
Das Thema ist gerade wegen meiner Liebe zu ihm, mit sehr viel Scham verbunden. Ich möchte ihn definitiv nicht schlecht machen oder sonstiges ! ... Man beschmutzt das Ansehen eines Toten nicht ... Aber das Problem ist eben, das wir es ja nicht mehr klären können.
Trotzdem belastet es mich immer öfter, seit dem mein Therapeut das angesprochen hat. Das ist jetzt auch schon wieder über 1 Jahr her, deshalb weiß ich nicht ob ich es überhaupt nochmal zur Sprache bringen kann und soll? Ich meine ich weiß doch eigentlich selbst das so etwas nicht passiert sein kann, auch wenn er es bei Mama versucht hat. Aber nicht bei mir oder? Er hat mich über alles geliebt, zumindest sagt das der Rest meiner Familie. Ich habe im Moment keine konkrete Vorstellung wie ich das Thema nochmal ansprechen soll in der Therapie, geschweigeden ob es überhaupt notwendig ist. Vielleicht ist es sogar besser das Thema einfach ruhen zu lassen. Im Moment geht es mir nicht gerade gut, aber eben auch nicht extrem schlecht. Alles aushaltbar würde ich sagen, das möchte ich auch nicht zerstören mit solch einer Handlung. Zu mal vieles durch andere, oben genannte, Situationen begründet sein könnte und mir bewusst ist das der Hauptanteil reine Vermutungen als Fakten darstellen.

Letztendlich gibt es genügend andere Baustellen, die meine Kraft benötigen und in die ich meine Aufmersamkeit stecken sollte.
Aber welche es als Priorität zu setzten gilt kann ich ebenfalls nicht beantworten.

Entschuldigt das es solange geworden ist.

LG

Hallo rausausdemsystem,

Ich bin bke-Hana, eine der Moderator*innen im Jugendforum und sende dir"Alten" "Neuen" ein ganz herzliches Willkommen.

Prima, dass du offen ansprichst, schon früher unter einem andern Account hier gewesen zu sein. Natürlich ist es trotzdem ok, sich nochmals hier anzumelden (sofern du damals nicht gesperrt wurdest, wovon ich aber nicht ausgehe). Wenn du deinen alten Nickname noch kennst, könnten wir auch nach deinen damaligen Beiträgen recherchieren.

Als dein aktuelles Thema benennst du den aufgekommenden Verdacht des sexuellen Missbrauchs durch deinen mittlerweile verstorbenen Vater. Der Gedanke daran, scheint dich grade nicht in Ruhe zu lassen und die Konfrontation mit dieser Fragestellung wühlt dich auf. Jetzt befindest du dich im Zwiespalt, ob du dich in deiner Psychotherapie näher damit beschäftigen oder es lieber ruhen und dich weiteren wichtigen Themen zuwenden solltest.

Ich kann gut verstehen, dass du grade verunsichert bist und nicht so recht weißt, wie du mit dem Ganzen - auch mit der früheren Äußerungen durch deinen Therapeuten - umgehen sollst. Ich könnte mir vorstellen, dass es auch eine Weile braucht, einen Umgang damit zu finden.

Ich könnte mir vorstellen, dass dir an dieser Stelle eine Mailberatung weiter helfen könnte, innerhalb derer du dich intensiver und geschützter mit deiner Ambivalenz beschäftigen und Wege finden kannst. Vielleicht hast du schon früher eine solche genutzt? Natürlich kannst du gleichzeitig auch hier im Forum weitere Themen beleuchten und von dir erzählen.

Ich wünsche dir ein gutes Wieder-Ankommen hier und einen anregenden Austausch,
bke-Hana