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16.05.2020, 10:18 Uhr | Roseblood
Hey :)

Mein Name ist Rosa. Falls ihr mich kennen solltet, dann sicher als Roseblood oder Rose.
An diesem Ort möchte ich über die verschiedenen Anteile bzw Erkrankungen in mir schreiben, vielleicht auch generell ein bisschen über mein Leben und meine Geschichte.
Zuerst einmal möchte ich eins sagen:
Ich habe jeder meiner "Erkrankungen" einen Namen gegeben.
Ob das hilfreich ist, kann ich nicht sagen, dazu kann jeder seine eigene Meinung haben.
Für mich ist es jedoch oft wichtig, um das Chaos in meinem Kopf etwas besser zu verstehen und manchmal auch, um mich von bestimmten Dingen abzugrenzen.

'Ich' bin der Kern des ganzen, doch in mir, oder sagen wir besser, um mich herum (denn mit dem "ich" meine ich nicht meinen Körper oder das Gesamtpaket, sondern den Kern der Persönlichkeit), gibt es noch ein paar andere, die mal mehr, mal weniger die Kontrolle in mir übernehmen, sich zurückziehen, oder miteinander streiten.

Hier habe ich diese Anteile mit ihren jeweiligen Namen einmal aufgelistet:

Sozialphobie: Selina (Eigentlich Sarah, doch dadurch dass ich Sertralin nehme, hat sie sich teilweise so verändert, dass ich sie nun Selina nenne)

Angststörung /Ängste: Angelina (Angi)

Depression: Maja

Essstörungen (Anorexie und Bulimie): Ana und Mia

Zwangsstörung / Zwänge: Zoe

Borderline Persönlichkeitsstörung: Bea

So, ich würde sagen, dass ich es erstmal dabei belasse.
Ich will nicht schon jetzt zu viel schreiben. ^^

Ich wollte noch eine Sache anmerken:
Ich schreibe sehr viel, schreibe alles mögliche. Geschichten, Gedichte, oder einfach nur Texte. Das Schreiben ist meine größte und einzige Leidenschaft.

Was ich hier schreiben werde, sind wahrscheinlich eher Texte, Texte über innere Konflikte, über Entwicklungen von den Anteilen in mir, manchmal auch einfach über meine Gedanken. Ich werde versuchen, das zu sehr triggernde weg zu lassen, jedoch kann ich nichts garantieren, denn jeder wird von unterschiedlichen Dingen getriggert und selbst das Wort "Trigger" kann einen schon triggern. (Schönes Wortspiel, nicht wahr? ^^)

Nun, ich erwarte auch nicht, dass dies hier jemand liest.
Es dient mehr für mich, als ein Ort der Gedanken-Sammlung. Doch vielleicht, ganz vielleicht, ist da doch ein kleiner Funken in mir, der sich wünscht, all das mit anderen Menschen zu teilen und Rückmeldungen zu bekommen.

Ich weiß nicht was du über mich denkst, wenn du das hier liest, ich hoffe es ist nicht allzu schlimm. (Wenn nicht, nun ja, das wird sich bestimmt noch ändern) ^^

Liebe Grüße,

Eure Rosa
Zuletzt editiert am: 16.05.2020, 13:43 Uhr, von: Roseblood
Je älter ich werde, desto mehr begreife ich warum Peter Pan nie erwachsen werden wollte
01.06.2020, 10:29 Uhr | emotionskuenstlerin
Hey Rose,

als ich mir deinen Beitrag durchgelesen habe, Respekt. Ich finde es gut, wie du dich schon mit deinen Gedanken auseinandersetzt und auch, dass du einen Namen vergeben hast, finde ich sehr kreativ und bewundernsewert, wenn dir das im Umgang damit leichter fällt, finde ich das gut.
Das wollte ich dir einfach mal sagen .... und ja bin gespannt, wie es weiter geht bei dir.

Ich schicke dir ein päckchen mit kraft, oder was du sonst noch so brauchst, um deinen weg gehen zu können...

Alles Gute
emotionskuenstlerin
wer wenn nicht wir?
17.05.2020, 09:30 Uhr | Roseblood
Sozialphobie Sarah / Selina:

Schon als kleines Mädchen war ich extrem schüchtern und zurückhaltend. Ich traute mich sehr viele Dinge nicht, die für andere normal waren und alle sozialen, zwischenmenschlichen Situationen waren für mich mit unglaublich großen Unsicherheiten verbunden.
Wie Sarah entstanden ist, kann ich nicht genau sagen.
Vermutlich hängt es auch damit zusammen, dass meine Mutter, als sie mit mir schwanger war, einige ihrer Ängste und Unsicherheiten auf mich übertrug.
Es war ihre erste Schwangerschaft und sie bekam zu der Zeit auch noch eine Depression, weshalb sie nach meiner Geburt schon ziemlich bald anfing Medikamente zu nehmen und mich somit nicht mehr stillen konnte.

Nun, Sarah war die Angst vor allem, was mit anderen Menschen zu tun hat. Sie war die, die mich so lange davon abhielt überhaupt einen Ton raus zu bekommen, 4 Schuljahre lang.
Durch sie war ich in der gesamten Schule als die "Schüchterne", "Leise", oder die, die "nichts sagt" bekannt. Und obwohl ich mit der Zeit und durch eine Therapie schon so viel erreicht hatte, änderte sich daran nichts, denn das Bild in den Köpfen der anderen blieb. Und für die, die mich in meinen ersten Schuljahren nicht gekannt hatten, war ich trotzdem nicht wie alle anderen, denn ich war immer noch "anders", einfach zu schüchtern, gehörte nie wirklich dazu.
Dinge die für andere selbstverständlich waren, schienen für mich oft unvorstellbar.
Immer wieder musste ich mir doofe Sprüche anhören und verständnislose, vorwurfsvolle Blicke auffangen.

Sarah hatte auch gute Seiten, klar. Zum Beispiel war ich durch sie sehr vorsichtig und bedacht, bescheiden und großzügig, immer opferbereit, versuchte es jedem Recht zu machen. Doch auch diese Eigenschaften wurden mir zum Verhängnis. Ich wurde immer wieder ausgenutzt, gab alles was ich hatte und bekam nichts zurück.
Ich vernachlässigte meine eigenen Bedürfnisse, da ich immer zuerst daran dachte, was andere denken könnten und wie es für andere am besten wäre.

Anfang der 9. Klasse fing ich erneut eine Therapie wegen Sarah an.
Dadurch, dass sich im Laufe des ersten Halbjahres einiges in mir veränderte und sowohl Maja, als auch Ana und Mia auf einmal den Weg zu mir fanden, beschlossen meine Therapeutin und ich, dass eine stationäre Therapie jetzt das beste wäre.
Und so verbrachte ich 4 Monate lang stationär in einer Kinder - und Jugendpsychatrie.
Anfangs machte es mir Sarah dort extrem schwer. Ich traute mich nichts, nicht einmal zu duschen oder auf die Toilette zu gehen. Ich blieb nur im Zimmer und versuchte einfach auszuhalten.
Bald fing ich an, Medikamente zu nehmen. Sertralin, es sollte bei mir für bessere Stimmung, weniger Ängste und mehr Lockerheit im sozialen Bereich sorgen.
Das tat es. Am Anfang musste ich oft einfach so lachen ohne Grund, dann schwankte meine Stimmung immer wieder extrem. Ich verstand mich nach und nach besser mit einigen meiner Mitpatienten und war teilweise so verrückt drauf, dass ich von einem Jungen zum Beispiel als "laufende Pille" benannt wurde. Ich wurde zunehmend sorgloser in sozialen Situationen, dachte einfach weniger darüber nach bevor ich etwas tat oder sagte. In den Momenten fühlte es sich gut an, richtig.
Doch später wenn ich dann alleine war, fing Sarah an alles revu passieren zu lassen und beschimpfte mich jeden Abend für all das, was ich tagsüber gesagt und getan hatte.
So kam es dazu, dass ich Sarah nun Selina nenne (in Anlehnung an Sertralin), da sie sich durch das Medikament und den Klinikaufenthalt teilweise so verändert hatte, dass man sie in manchen Momenten kaum noch wieder erkannte.

Trotzdem blieben die Ängste natürlich. Selina wich nicht von meiner Seite, was auch immer ich tat. Sie sorgte für all die Unsicherheit und die elenden nie endenden Gedankenspiralen nach jeder Situation, jedem Gespräch. Ich schaffte es nie wirklich, so unbeschwert wie die anderen zu sein.
In Situationen wo ich im Mittelpunkt stand, etwas sagen sollte oder einfach nur angeschaut wurde, zauberte sie mir sofort eine knallige Röte ins Gesicht. Das spürte ich natürlich und wurde dadurch noch röter. Manchmal fing ich an zu zittern und wenn ich sprach, war das so gut wie immer viel zu leise. Schwitzen tat ich auch immer furchtbar, was das ganze nur noch unangenehmer für mich machte.
In Gesprächen wollte ich so oft etwas sagen, denn es kam mir so blöd vor, immer nur stumm daneben zu sitzen. Doch Selina verwarf jeden Satz, jedes Wort, bevor ich es überhaupt in den Mund nehmen konnte. Alles war peinlich, unangenehm, einfach nur dumm.
Ich hasste mich selbst und Selina so oft. Ich stellte mir manchmal vor, beliebt zu sein, und vor allen Menschen ich selbst sein zu können, nicht nur vor meiner Familie und ein paar ganz engen Freunden.
Teilweise schaffte ich das auch, naja, nicht ganz, aber etwas, doch sobald dann eine Person dazu kam, vor der ich zu große Angst oder "Respekt" hatte, verstummte ich sofort. Ich weiß nicht wovon es abhängt, wem ich mich öffnen kann und in wessen Anwesenheit ich mich rein garnichts mehr traue.

Selina ist auch das Gefühl in mir, garkeine Kontakte zu brauchen. Denn es ist wahnsinnig anstrengend für mich, diese aufzubauen und aufrecht zu erhalten. Diesen Stress will ich mir am liebsten ersparen. Ungern treffe ich mich mit Freunden, bin lieber allein zuhause. In Freundschaften brach immer schnell der Kontakt ab, sobald man nicht mehr in derselben Klasse war.
Eigentlich hatte ich seit der 9. Klasse zwei sehr gute Freundinnen, mit denen ich mich gut verstand und über fast alles reden konnte. Doch nach der 10. Klasse gingen wir unterschiedliche Wege. Die meisten in meinem Jahrgang wechselten wie ich auf eine weiterführende Schule, die ähnlich orientiert war, wie die, die ich zuvor 10 Jahre lang besuchte. Doch meine Freundinnen wechselten nicht dorthin.
Da ich dann in der 11. Klasse die meisten meines Jahrgangs schon kannte, könnte man sich eigentlich denken, dass es mir so leichter fallen würde. Doch so ist das bei mir nicht.
Fast der gesamte Jahrgang war eine zusammenhängende Clique, so gut wie jeder kannte sich gut und war miteinander befreundet. Klar hatte ich im Laufe der Jahre mit einigen auch Kontakt gehabt, oder war sogar ziemlich gut mit dem einen oder anderen befreundet gewesen, doch das war vorbei, und Selina hielt mich davon ab, wieder den Kontakt und den Anschluss zu suchen. Zudem hatte ich mit manchen Schülern des Jahrgangs schlechte Erfahrungen gemacht.
Komischerweise viel es mir bei alten, früheren Freunden so viel schwerer vor ihnen zu sprechen, als vor neuen Leuten. Ich war teilweise so blockiert in Situationen wo sie anwesend waren.

Momentan ist Selina etwas entspannter, denn ich habe wegen Corona immer noch keine Schule vor Ort. Doch trotzdem gibt es genug Dinge, Gedanken und Ängste, die Selina jede Sekunde durch meinen Kopf jagen lässt. Selbst Situationen und Sätze, die ich oder andere vor Jahren gesagt hatten, kommen dabei nicht zu kurz.

Selina lässt mich so oft denken ich sei unwichtig und wertlos. Sie steht für all die Angst vor Fehlern, Ablehnung und Kritik. Sie lässt mich alles mögliche tun um von jedem gemocht zu werden und nirgendwo schlecht anzukommen.
Doch das schafft keiner, und selbst bei Menschen die mich eigentlich mögen oder okay finden, schreit Selina, dass diese etwas gegen mich haben und ich dringend etwas dagegen tun muss. Doch was? Was soll ich denn tun, wenn sie mich davon abhält, mit anderen zu reden?
Selina sagt ich muss mich verstecken. Durch sie halte ich den Gedanken kaum aus, dass mich jemand nicht mögen könnte oder mich hässlich finden könnte und mich trotzdem ertragen muss, trotzdem ansehen muss.
Manchmal sagt Selina, dass sie meine, unsere, Existenz am liebsten aus den Köpfen der anderen löschen würde, so unerträglich ist der Gedanke daran, wie andere über mich denken.

~Rosa
Je älter ich werde, desto mehr begreife ich warum Peter Pan nie erwachsen werden wollte
16.05.2020, 13:40 Uhr | Roseblood
Hallo Lana,

Danke für die Antwort. Ja das hast du genau richtig verstanden. *happy*
Ich danke dir und wünsche auch einen schönen Samstag *hypocritically*

Liebe Grüße,
Rosa
Je älter ich werde, desto mehr begreife ich warum Peter Pan nie erwachsen werden wollte
16.05.2020, 12:57 Uhr | bke-Lana
Hallo Roseblood,

sei gegrüßt im Forum von bke-Onlineberatung. Mein Nickname ist bke-Lana und bin eine von den Mods hier im Forum.
So wie es sich für mich liest, möchtest du deinen Tread, wie eine Art Tagebuch nutzen, aber auch Rückmeldung sind erwünscht. Habe ich es richtig interpretiert?! Ich kann mir bei den Oberbegriffen deiner Erkrankungen eine Vielfalt vorstellen und bin gespannt, was dich beschäftigt. Du hast dich auch über Etikette hier informiert und ich hoffe, es gelingt dir darauf zu achten nicht allzu triggernd zu sein!

Ansonsten wünsche ich dir einen schönen Samstag und netten Austausch! *hypocritically*

Liebe Grüße
bke-Lana

Treffer: 5

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