bke-Jugendberatung

bke-Jugendberatung anonym
kostenfrei
datensicher
Bundeskonferenz für
Erziehungsberatung e.V.

Forum - Themenansicht

07.05.2020, 20:29 Uhr | bke-Hana
Liebe Userinnen und User,
heute Abend habe ich mal Fragen an euch, die mir unter den Nägeln brennen. Allerdings muss ich dazu erst einmal etwas ausholen:

In den Medien ist ja hier und da die Rede davon, dass Kinder und Jugendliche zwar keinesfalls vor der Ansteckung an Covid19 gefeit sind, dass sie jedoch das geringste Risiko haben, an dem Virus (schwerwiegend) zu erkranken. Abgesehen natürlich von denjenigen, die entsprechend vorerkrankt sind.
Gleichzeitig seid ihr jungen Menschen durch die getroffenen Entscheidungen enormen Einschränkungen ausgesetzt, unter denen Viele sehr leiden. Persönliche Kontakte zu Freundinnen und Freunden sind kaum möglich, Kulturelle Veranstaltungen sind abgesagt, schulische Belange werden nach wie vor größtenteils ins homeschooling verlegt und müssen selbstorganisiert erledigt werden, Prüfungsvorbereitungen finden "im stillen Kämmerlein" statt, vielleicht beäugt von ehrgeizigen Eltern. Auch die Uni wird im Großen und Ganzen in digitalen Räumen durchgeführt. Praktika, Projekte oder auch Vorlesungen fallen teilweise aus, es werden gar ganze Studienbeginne verschoben. Für viele von euch kommen finanzielle Belastungen hinzu und aufgrund von zeitlichen Verzögerungen und mangelnder Kalkulierbarkeit massive Zukunftsängste.

Ganz zu Schweigen von Spannungen in Familien, die unter den gegeben Umständen nicht eben geringer ausfallen als sonst. Und, und, und, die Liste könntet ihr sicherlich um viele Aspekte erweitern. All das fühlt sich manchmal an wie eine große Katastrophe, das kann ich gut verstehen.

Von den unterschiedlichsten Stellen wurden bereits Proteste gegen diese Ver- und Gebote gegenüber Kindern und Jugendlichen laut. Es könne nicht angehen, dass die jungen Menschen zum Schutz der sogenannten Risikogruppen derartigen Einschränkungen unterliegen und dadurch – als quasi nicht von Erkrankungen Betroffene - solch gravierende Folgen zu tragen haben.
Auf der anderen Seite gibt es sehr vernünftige Gegenargumente: Die Ansteckungs- und Erkrankungsrate in unserer Gesellschaft muss aus gewichtigen Gründen möglichst gering gehalten halten werden und deshalb ist es unverzichtbar, dass wir alle – jung wie alt - uns weitestgehend aus dem Weg gehen. Nicht nur zum eigenen sondern auch zum Schutz anderer und unseres gesamten Gesellschaftssystems.

Nun interessiert mich persönlich ganz besonders: Wie seht ihr Jugendlichen selbst das? Wie nachvollziehbar und sinnig findet ihr die jeweiligen Argumentationsketten. Seht ihr die euch betreffenden Einschränkungen ein? Und wenn ihr die Entscheidungsträger*innen wäret, was würdet ihr wie vertreten wollen und können? Hättet ihr vielleicht sogar ganz eigene Ideen zum Umgang und zu Umsetzungen?

Ich bin neugierig auf eure Antworten und wünsche euch und uns allen einen anregenden Austausch darüber!

Herzliche Grüße,
bke-Hana
09.05.2020, 13:03 Uhr | bke-Stephan
Hallo hallo,

ich bin mal wieder baff von Euren Antworten. Da sag' nochmal einer, junge Leute hätten keine Verantwortung! Ich habe mal 4 Sätze herausgesucht, die mich besonders beeindruckt haben:

Aber ich denke, es gilt jetzt, als Welt zusammenzuhalten

Deswegen finde ich die ganzen Maßnahmen auch wirklich sinnvoll.

Schon da fand ich es wichtig, dass es die Einschränkungen gibt und wir alle eine Verantwortung füreinander haben.

(...) ich glaube, dass der Weg, der gegangen wird, ein weitgehend guter ist, alle müssen zurückstecken, somit auch wir.


Das ist jetzt sehr subjektiv, wenn ich Eure Postings nachher nochmal lese, würden vermutlich andere Sätze bei mir hängen bleiben.

Tatsächlich haben junge Leute, vor allem, wenn sie eine psychische Erkrankung oder eine andere Erkrankung haben, sich im Übergang befinden, finanziell abhängig sind, besonders viel zu tragen. Und das macht Ihr gerade sehr tapfer. Ich sitze in meinem bequemen Beraterstuhl, habe Platz und eine gute Arbeit. Natürlich hätte ich auch Grund zu jammern. Aber ich versuche jetzt mal, so tapfer wie Ihr zu sein und jammere nicht.

Ich hoffe sehr, dass die meisten Entscheidungen der Politik gut waren. Ich bin sehr froh, dass ich nicht entscheiden musste. Inzwischen sind wir aller Hobby-Virologen. Wissen viel, haben eigene Meinungen und Haltungen. Aber das ist so eine neue Situation, für die es keine Vorbereitung gab (aber hätte geben können, wenn mehr Weitblick da gewesen wäre), dass wir auch zusammen ausprobieren müssen, was geht und was nicht geht.

Die verschiedenen Regelungen in verschiedenen Bundesländern, aber auch Staaten, sind natürlich schwierig. Aber vielleicht ist auch eine Chance darin: Wir können voneinander lernen. Und vielleicht zeigt sich so schneller, welche Maßnahmen richtig sind und welche weniger.

Schreibt gerne noch weiter in diesem Thread, ich denke, auch wir hier können gut voneinander lernen. Und der Austausch von Erfahrungen halte ich für sehr hilfreich.

Viele Grüße,

bke-Stephan
Zuletzt editiert am: 09.05.2020, 13:58 Uhr, von: bke-Stephan
08.05.2020, 17:53 Uhr | Sany2018
Hallo Hana,

dein Beitrag spricht mir vollkommen aus der Seele, nahezu jedes, von dir aufgeführte, Szenario trifft auf mich zu und ich finde mich kontinuierlich in deinen Worten wieder.

Auch, wenn Corona für mich persönlich bereits sehr viel Schaden verursacht hat, verstehe und akzeptiere ich die getroffenen Maßnahmen. Ich denke, wenn ich gesund wäre, sprich, wenn ich keine Depressionen hätte, dann würde ich die Pandemie eventuell nochmal anders betrachten, ebenso die Einschränkungen. Ich bin fest davon überzeugt, dass viele Faktoren hier eine Rolle spielen und somit jede und jeder von uns anders darauf reagiert.

Die psychische Gesundheit spielt meiner Ansicht nach deshalb eine Rolle, weil sie den einzigen Bereich umfasst, der keine tatsächliche Beachtung erfahren konnte und den man auch nicht ersetzten kann, wie beispielsweise einen Einkauf, den man stattdessen online verrichtet, auch das habe ich in meinem Beitrag schon erwähnt. Ja, die Beratungsstellen und auch die Therapien boten und bieten ihre Dienste weiterhin per Telefon oder Videochat an, aber diese Notlösung kann die Betroffenen nicht dauerhaft stabilisieren beziehungsweise keine universelle Lösung sein, denn viele Menschen, darunter auch ich, haben nicht die Möglichkeit sich zu Hause, auf mitunter engem Raum und vielen Personen, ehrlich mit seiner Ansprechperson zu unterhalten, der geschütze Rahmen der Praxis oder Beratungsstelle fehlt, es fehlt das Gefühl das Gesagte und Gefühlte in diesen Räumlichkeiten lassen zu können, es fehlt einfach der Kontext der Beratungssituation, der mitunter sogar überhaupt erst möglich macht die Krankheit zu bekämpfen und an einer Genesung, fachmännisch geleitet und geschützt, arbeiten zu können, so auch bei mir. Ganz zu schweige von der fehlenden Möglichkeit, empfinde ich den Schutz einfach nicht, ich kann meine Ansprechperson nicht sehen, sie sieht meine Mimik nicht, die ihr immer sehr viel vorab verraten und mir erspart hat, ich kann die Gesprächssituation zu Hause nicht nachempfinden, ich schaffe es nicht mich am Telefon zu öffnen, wenn meine Familie im Zimmer nebenan sitzt, die nicht einmal weiß, dass ich bereits seit vielen Monaten professionelle Hilfe in Anspruch nehme. Ich weiß nicht, ob man das nachempfinden kann, ich weiß, dass das Fachpersonal ihr Bestes gibt, aber für mich und mein Gefühl war die vergangene Zeit eine sehr schlimme, weil ich mich alleine gefühlt habe mit dieser frischen Diagnose und den vielen unschönen Nachrichten zusätzlich und dennoch habe ich Verständnis.

In die Schule gehe ich nicht mehr, allerdings liegt meine Zukunft derzeit in Trümmern durch Corona, ich habe viele Perspektiven verloren, viele Möglichkeiten wurden mir durch die Pandemie genommen und verbaut, ich kämpfe im Moment mit sehr starker Zukunftsangst, das ist nicht schön und sie macht, dass ich tiefer und tiefer in die Depression rutsche, weil ich keine Perspektive mehr habe, ich kann derzeit auf nichts hinarbeiten und mir fehlt vor allem die Sicherheit, meine gewisse Zukunft, die ich bisher immer hatte, ich mag das Thema nicht, weil es mich derzeit ungemein beschäftigt und runterzieht, aber auch das ist Folge der Pandemie und dennoch habe ich Verständnis.

Ich glaube ich hätte nichts anders gemacht, vielleicht hätte ich die psychische Gesundheit und die Systeme, die sie stützen und wieder aufbauen transparenter behandelt und auch hier über einen schrittweisen Plan zurück zur "Normalität mit Pandemie" ausgearbeitet, vielleicht wäre ich sogar noch strenger gewesen, was die Einschränkungen angeht, lockerer auf keinen Fall, aber ich glaube, dass der Weg, der gegangen wird, ein weitgehend guter ist, alle müssen zurückstecken, somit auch wir.
08.05.2020, 12:00 Uhr | Socke2005
Hey,
ich habe da inzwischen eine noch deutlichere Sicht, als noch vor 3-4 Wochen.
Schon da fand ich es wichtig, dass es die Einschränkungen gibt und wir alle eine Verantwortung füreinander haben.
Jetzt liege ich seit 1,5 wochen im Krhs und bin gesamt seit 3,5 oder sogar 4 Wochen schon krank. Am Anfang hiess es Magen-Darm, denn so fing slles an... seit 1,5 Wochen ist klar Covid19. Die Luft wurd schlechter...
Inzwischen gehrs mir relativ gut. Bin sehr erschöpft und ständig müde.
Aber habe nach 3 Wochen nun schon einige Tage kein Fieber mehr, Luft geht auch wieder.
Und warte darauf das ich hoffentlich bald nachhaus darf.
Isoliert in nen Zimmer zu liegen, aus dem man nicht raus darf, niemand zu besuch rein darf, glaubt mir das will niemand!
Und ich hatte das Glück das ich nicht beatmet werden musste, sondern nur einige Tage Sauerstoff über die Nase bekam.

Ich bin kern gesund, habe null Vorerkrankungen gehabt und find das war alles andere als ein "mal bissel Schnuppi und fertig".
Das war und ist scheisse.

Und ich habe Angst, was diese ganzen Lockerungem angeht, die in den Nachrichten genannt wurden.
Weil ja scheisse, es kann jeden erwischen.
Ne ehrlich ich möchte sowas nie mehr erleben.

Sry falls viele Schreibfehler enthalten sind, mitn Smartphone nervt mich längeres schreiben immer^^

Also bleibt gesund und passt bitte uff euch auf!
Und haltet Anstand
Grüße die Socke
"Und da ich auf dieser Erde, keinen Weg finde,
so gehe ich einfach fort, in eine andere Welt."
07.05.2020, 21:35 Uhr | Kampfsocke
Hallo @all.

Warum werden denn Proteste groß? Warum wird denn vieles nicht mehr verstanden? Ich habe sehr viel gelesen, gehört und für meinen Teil zu viel. Erstmal möchte ich mich klar positionieren und deutlich sagen, dass ich es nicht richtig finde, dass man sich an den Rand bringt und denkt mir passiert ja nicht’s. Denn für mich geht klar hervor, dass wir uns genauso anstecken und dies genauso weitergeben ohne es zu wissen. Deswegen finde ich die ganzen Maßnahmen auch wirklich sinnvoll. Was ich aber nicht richtig finde und das ist lange passiert, dass die hohen Tiere, die das sagen haben einfach an die Bund und Länder abgeben und sich dadurch überall etwas anderes entwickelt, in dem Bundesland die dürfen das, in dem anderen die dürfen es nicht, statt dessen wieder etwas anderes. Das macht für mich keinen Sinn und das stößt auf Krawall, - für mich. Ein Land, eine Regel, aber nein was passiert, es wird schnell abgegeben um dann schön dazustehen. Und hinzu kommt diese Presse Freiheit, jeder darf berichten was er möchte. Ich könnte heute behaupten- in meiner Klinik liegen 50 Corona Patienten. Morgen steht es in der Zeitung. Schlagzeile, kampfsocke sagt als Patientin in der Klinik x liegen 50 Corona Patienten. Ich will damit sagen das man nicht mehr weiß auf was man stößt und ob es echt ist oder doch wieder nur Müll. Und noch dazu kommen die, die daraus eine Art, Verschwörung machen. Aber im Grunde finde ich die Probleme kommen von der Politik. Zu der Frage zu kommen, wenn ich die Entscheidung hätte. Ich würde es klar und deutlich für alle Regeln, alle im Boot und nicht an der bundesgrenze plötzlich anders. K.s
Zuletzt editiert am: 07.05.2020, 21:37 Uhr, von: Kampfsocke
Wer nur in Socken geht, dem kann man nichts in die Schuhe schieben.
07.05.2020, 20:41 Uhr | schuelerin
Hallo Hana,

ja, du führst es richtig auf, welche belastenden Faktoren mit der momentan Situation einhergehen. Trotzdem finde ich Äußerungen, die von so manch einem getätigt werden, wie dass wir eben nicht für die Risikogruppen auch so eingeschränkt werden sollen, sehr unvernünftig. Klar sprechen da die Emotionen, aber sollen die anderen sterben, nur weil sie ohnehin vorerkrankt sind? Es fällt mir auch schwer. Anfangs konnte ich die Zeit noch produktiv nutzen, da aber immer mehr von der ohnehin bestehenden Belastung dazu kommt, habe ich auch wirklich keine Lust mehr auf Corona. Aber ich denke, es gilt jetzt, als Welt zusammenzuhalten. Es wird die Zeit kommen, in der wir diese Krise hinter uns gelassen haben und ich denke, um den Schaden so gering wie möglich zu halten, können wir die Beschränkungen jetzt noch aushalten. Was bei mir noch ein Fragezeichen hervorruft, ist, wie der "Kolletralschaden", die belastete Psyche der betroffenen Menschen möglichst gering gehalten werden kann. Dazu habe ich keine Idee.
Ich denke, um möglichst schnell wieder in ein normaleres Leben einsteigen zu können, müssen wir jetzt noch Geduld haben, Loyalität zeigen und vernünftig sein.
Falls ich etwas geschrieben habe, was einem User nicht passt: ich möchte niemanden angreifen, es sind nur meine Gedanken.

LG
Jeder Lauf hat ein Ziel, auch wenn du es noch nicht siehst.

Treffer: 6

Sollten in diesem Thema Inhalte publiziert worden sein, die rassistischen, pornographischen bzw. menschenverachtenden Inhalts sind oder gegen die guten Sitten verstoßen, bitten wir dich, den Moderator zu benachrichtigen.
Meldungen bezüglich vermuteter Fakeaccounts werden nicht bearbeitet und nicht beantwortet.

Aktuelle Gruppenchats

bke-Jugendtreff
19.04.24 19:30
Fachkraft bke-Helena
5 Stunde(n) - 3 Minuten

Offener Gruppenchat
21.04.24 18:00
Fachkraft bke-Helena

Offener Gruppenchat
23.04.24 16:00
Fachkraft bke-Anni

Aktuelle Themenchats

Expertenchat: Hochbegabung und Persönlichkeit - Der IQ allein bestimmt nicht, wer ich bin.
19.04.24 17:00
Fachkraft bke-Helena
2 Stunde(n) - 33 Minuten

Wenn die Flasche zum Feind wird...
22.04.24 20:00
Fachkraft bke-Thilda

Sexuelle Identität
23.04.24 20:00
Fachkraft bke-Nieke

Beratungsstellensuche

Zum Suchen deine PLZ eingeben und Enter drücken!