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26.02.2019, 18:17 Uhr | dreamingAlex
Hallo zusammen!

Ich würde dieses Jahr gerne zum ersten Mal fasten und weiß nicht, auf was ich verzichten kann, aber auch einen Verzicht für mich darstellt.

* Ich möchte nichts allzu Auffälliges; möchte es zum Beispiel meinen Eltern nicht sagen, weil das für mich wirklich etwas sehr persönliches ist
* Ich bin bereits vegetarisch, und vegan möchten meine Eltern nicht.
* Auf Süßigkeiten kann ich nicht verzichten, weil ich beispielsweise morgens nichts anderes als ein nutella Brot runterbekomme
* Internet ist auch keine Möglichkeit, weil ich es z.B. für die Schule brauche und auch einfach informiert bleiben will.

Was habt ihr schon gefastet?
Danke schonmal für alle Anregungen und Ideen!
Oh the wind is gently blowing as the light begins to fade. I'm sick and tired of playin' it all, I'm sick of this parade.
26.04.2019, 12:19 Uhr | bke-Fiona
Hallo dreaming-alex,

wenn man bei etwas fastet bedeutet das, dass man von seinen eingetretenen Wegen abweicht und neue Pfade erkundet.

Das hast du gemacht - und es klingt so, als wären da auch neue Gedankengänge entstanden : ) , prima!

Und, was bei dir ja auch ist- du schließt die Schule ab, und beginnst danach einen neuen Lebensabschnitt.

Das kann einen schon ein wenig ängstlich machen - allerdings hast du alles was du brauchst, um mit Neuem umgehen zu können : )

Für die kommenden Prüfungen wünsch ich dir und allen anderen hier alles Gute!

Liebe Grüße, bke-fiona
26.04.2019, 11:57 Uhr | dreamingAlex
Wow!
Die sieben Wochen sind mehr als um.

Am Anfang der Zeit dachte ich, es wär so lange.
"Während der Fasten-Zeit ist irgendwann die Mottowoche, mein allerletzter Schultag. Wenn die Zeit vorbei ist, bin ich mit dem Lernen schon fast durch..."
Unvorstellbar, dass die Fasten-Zeit irgendwann mal zu Ende sein würde. Und jetzt ist sie das. Bald schon seit einer Woche. Vor zwei Monaten hab ich mir all diese Gedanken gemacht. Gefühlt war ich da ein vollkommen anderer Mensch!
Hab einen unglaublich wichtigen Menschen aus meinem Leben verloren und es tut weh, wenn man so einer Person auf einmal egal ist.
Werde nie wieder zur Schule gehen.
Hab diese durch und durch seltsame Zeit der Mottowoche überstanden, die Zulassungsparty - all das sind schon jetzt nur noch vage Erinnerungen.
Wer bin ich jetzt?
Tatsächlich fühle ich mich Gott näher. Durch den Handy-Verzicht hab ich auch kaum Musik gehört; stattdessen hab ich manchmal in meinem Kopf einfach ein Lied laufen lassen, oft waren da Kirchenlieder bei und das tat gut. Im täglichen Ohrwurm ständig Gott bei sich zu haben ist ein Geschenk!
Aber ich will auch ehrlich sein: Es hat nicht immer perfekt geklappt. Dann brauchte ich das Handy tatsächlich mal (in den letzten Schultagen musste so viel noch gemacht werden) und dann hatte ich keinen Überblick mehr über die am Handy verbrachte Zeit.
Auch jetzt; das Handy ist wieder frei, aber eigentlich noch mehr verboten, weil ich lernen sollte. Jetzt hab ich aber keinen Antrieb mehr, warum ich nicht ans Handy sollte. Irgendwie hab ich aber auc vergessen, was ich sonst immer so lange am Handy gemacht hab. Es ist ein echt seltsamer Zustand...
Trotzdem freue ich mich irgendwie schon auf die nächste Fastenzeit, in der ich hoffentlich ein bisschen strikter fasten kann.
Wo werde ich in einem Jahr stehen? Werde ich meinen Weg gehen? Wohin?
Dass in einem Jahr mein Problem sein könnte, auf was ich fasten möchte, ist für mich unvorstellbar. Was wird in diesem einen Jahr passieren? Wer werde ich werden? Die Zeit macht mir Angst. Ich hab nicht oft Angts, keine echte Angst. Aber hier ist der Begriff vielleicht schon gerechtfertigt...

Wer war ich vor einem Jahr? Ich hab Ostern im Urlaub verbracht; nicht gefastet und auch nicht diese intensiven Geühle gespürt wie in diesem Jahr.
Ich weiß, dass ich defintiv nicht vollkommen glücklich und unbeschwert war in dieser Zeit. Aber eigentlich hätte es mir gut gehen müssen. Ich brauchte nicht zweifeln, sondern wusste, dass in der Zeit danach ein geregeltes, recht planbares Leben weitergeht. Ich hatte meine kleine geschützte Welt, aus der ich jetzt raus muss.
Ein Jahr kann so viel verändern. Auch zwei Monate können so viel verändern.
Vier Tage können so viel verändern.
Alles ändert sich. Wo gehe ich hin? Und wer kommt mit?
Oh the wind is gently blowing as the light begins to fade. I'm sick and tired of playin' it all, I'm sick of this parade.
28.02.2019, 22:21 Uhr | dreamingAlex
Hallo Kleines-Schäfchen!

Danke für deine so liebe und ausführliche Antwort! Das bedeutet mir wirklich viel!!

Ich glaube, für den ersten Antrieb möchte ich schon in der Fasten-Zeit fasten. Sonst würde ich mir die Dauer und auch die Einhaltung komplett willkürlich festlegen (ich kenn mich da leider zu gut *hypocritically* )
Die Verbundenheit mit den vielen anderen Fastenden wird bestimmt schön sein und auch das Leiden Jesu nachzuvollziehen wird dem Ganzen mehr Bedeutung für mich geben.

Sieben Wochen ohne Selbstvorwürfe und Selbsthass.

Klingt super! Aber ich muss Klausuren schreiben und Lernen. Und wenn eine Klausur schlecht gelauen ist oder ich einen Tag einfach vertrödelt hab, will ich mir Selbstvorwürfe machen können und muss das sogar :)

Meine Idee im Moment war, mein Handy bewusst zu nutzen und mir feste Orte und Zeiten für die Benutzung vorzuschreiben. Das ist schon ein Verzicht (und schadet so kurz vorm Abi mit Sicherheit auch nicht) aber ist für den Anfang nicht zu hart, hoffe ich.
Gerade beim handy merkt man sehr aktiv, wenn man es nicht benutzt und beipielsweise meine Bahnfahrt könnte ich statt fürs Handy fürs Beten nutzen.
Die Idee gefällt mir gerade ganz gut, aber ich bin mir noch nicht sicher, ob mir das genug ist.

Was hälst du (ihr) von der Idee? Würdest du davon abraten? Oder hast sogar andere Vorschläge?

Liebe Grüße und Gute Nacht
Alex
Oh the wind is gently blowing as the light begins to fade. I'm sick and tired of playin' it all, I'm sick of this parade.
28.02.2019, 20:34 Uhr | Kleines-Schaefchen
Hallo Alex,

Also, wenn ich das so lese, finde ich, sind das alles nachvollziehbare Gründe, warum du auf etwas nicht verzichten möchtest. Keine Ausreden. Es stimmt schon, dass da nicht mehr viel übrig bleibt, auf das Du verzichten könntest.
Aber gerade wenn es aufs Abi zugeht, würde ich Dir von irgendeinem Lebensmittelverzicht abraten. Ich meine, der Körper braucht ja auch Zucker (in Maßen) und gerade wenn das Gehirn auf Hochleistung ist, brauchst Du auch Energie. (Wie viel ich futtere, wenn ich Denkarbeit leiste *whistle* das kommt mir manchmal mehr vor, als wenn ich Sport treibe.
Die Abizeit ist auch wirklich eine besondere Zeit, und ich finde es auch ok, wenn Du dabei auf nichts verzichten möchtest, und deswegen erst nächstes Jahr fastest. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Theoretisch könntest Du aber auch unabhängig vom Kirchenjahr fasten...
Gerade wenn Du ein kleiner Ehrgeizling bist und die DInge, die Du anpackst, zu 100% machst bzw. machen möchtest, kann es sein, dass Du Dich mit dem Fasten unter Druck setzt, und der ist ja in der Abitursphase ohnehin schon groß.
Ich möchte Dir jetzt nichts vorschreiben, aber hör mal in Dich rein, und nimm Dir Zeit.

Aber ich in deinen Beiträgen lese...
dass Du zum ersten Mal fasten würdest
dass die Zeit ohnehin anstrengend werden wird
dass Du noch nicht das passende Thema gefunden hast
dass Du Dich fragst, was Du schaffen kannst
dass Du beschreibst, dass Du die Dinge zu 100% machst
....sind das alles gute Gründe, nicht zu fasten. Zumindest dieses Jahr.

Ich finde ja auch, dass das Nachdenken darüber, auf was man verzichten kann bzw. möchte, oder nicht, welche Themen einen interessieren, das ist ja auch eine Erkenntnis. Wenn jemand zum Beispiel sagt, er könnte niemals auf Fleisch verzichten, auch nicht sieben Wochen, dann gesteht er sich zumindest seinen Konsum ein.

Vielleicht wäre es aber ein Thema, auf Selbstvorwürfe zu verzichten und sich (und andere) sieben Wochen lang nicht runter zu machen? Das bedeutet ja nicht, dass du nicht lügen und lästern darfst, du verzichtest aber darauf, dich vor dir selbst, bzw. andere in der Öffentlichkeit bloßzustellen...?
Ich hab beim Schreiben soeben mein Fasten-Thema gefunden: Sieben Wochen ohne Selbstvorwürfe und Selbsthass.
28.02.2019, 17:08 Uhr | dreamingAlex
Danke für eure Tipps!

Die kommenden Wochen werden anstrengend für mich und ich habe gerade noch nicht wirklich das passende Fasten-Thema für mich gefunden.

*Shopping-Fasten klingt spannend. Ich hab aber während der Fastenzeit meine Mottowoche in der Schule und schaffe es bis Mittwoch nicht, alle nötigen Gegenstände zu besorgen.
*Beim Verzicht auf Süßigkeiten bzw. Limonade wär ich auch direkt dabei, wenn ich nicht während der Fastenzeit in der Hochphase meiner Abivorbereitung wäre. Dabei brauche ich immer dringend ein bisschen Nervennahrung
*Lügen-Fasten ist auch eine spannende Idee, aber jeder braucht seine Geheimnisse und wenn ich in der letzten Nacht 3x aufgewacht bin, weil mir eingefallen ist, was ich alles in meiner letzten Klausur falsch gemacht hab, möchte ich trotzdem sagen können, dass ich gut geschlafen hab.
*Auf Negativität zu verzichten würde mir definitiv gut tun, aber mit 2 Klausuren, drei Klausur-Ergebnissen in der Zeit und dazu noch eine Lehrerin, die uns mit Aufgaben überschüttet und mir mit einem Defizit droht, muss all das auch mal raus und das Fasten darauf würde bei mir dazu führen, dass ich alles in mich rein fresse.
*Nicht Lästern. Ist super! Aber möchte ich die letzte Schulwoche meines Lebens, in der wir in allen möglichen Verkleidungen zur Schule kommen, ohne Kommentare über meine Mitschüler verbringen?
*Keine Ablenkung: nach dem Lernen tut es aber mal ganz gut, den Kopf auszuschalten und sich berieseln zu lassen.

Suche ich nur Ausreden?
Was kann ich, besonders im Hinblick auf die letzten Klausuren, die letzten Tagen mit meinen Mitschülern und Lehrern zusammen und anstrengenden Lernphasen, schaffen?
Wenn ich was mache, mach ich das zu mindestens 100%, was anderes gibt es nicht.
Sollte ich vielleicht lieber erst im nächsten Jahr fasten?

Liebe Grüße
Alex
Oh the wind is gently blowing as the light begins to fade. I'm sick and tired of playin' it all, I'm sick of this parade.
27.02.2019, 07:24 Uhr | Kleines-Schaefchen
Hallo dreaming Alex,

Ich faste auch jedes Jahr in der Passionszeit und es tut total gut. Allerdings hat Lorenz Recht, es muss mit Bedacht angefangen werden.
Kennst du die Aktion 7-Wochen-ohne? Die evangelische Kirche in Deutschland ruft in der Passionszeit unter diesem Motto zum Fasten auf. Allerdings geht es weniger um traditionelles Fasten wie zB Fleisch oder Süßigkeiten. Aber auch nicht unbedingt um Verzicht auf zB Handy oder Internet. Es geht eher um ... ich würde sagen eine Art "Haltung" also dass man versucht, auf angeben, Notlügen, Ausreden, Neid, Eile o.ä. zu verzichten.
Es ist schwer zu beschreiben. Vielleicht schaust du mal auf die Internetseite der EKD.

Ich würde Lorenz auch zustimmen, dass es schwierig sein könnte, Fasten geheim zu halten. Natürlich ist es aber auch nicht so einfach, wenn man es allen sagt und immer gefragt wird, wie es klappt. Vor allem, wenn man nicht durchhält.
Je nachdem, auf was du verzichtest, gibt es die Möglichkeit, dass du das denjenigen sagst, die direkt betroffen sind, also zB wenn es um Ernährung geht, die Leute, mit denen Du deine Mahlzeiten einnimmst.

Es kommt für mich beim Fasten auch nicht darauf an, dass ich das tatsächlich durchhalte. Natürlich ist es ein Erfolgserlebnis, etwas durchgezogen und geschafft zu haben. Aber ich finde zB die Erfahrung gut, die man macht.
Mein Vegetarismus hat so angefangen. Dass ich Fleischessen schon immer ambivalent gesehen habe. Aber ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass ich nie wieder Fleisch esse. Also hab ich 7 Wochen lang vegetarisch gelebt. Und habe die Erfahrung gemacht, dass es geht, dass mir nichts fehlt. (Was sich vielleicht ändert, wenn man für immer drauf verzichtet.)

Früher habe ich mich ja selbst verletzt. Irgendwann aber kam die Erkenntnis, dass es mir trotzdem schlecht geht, dass es mir nicht gut tut und ich aufhören möchte. Aber wie hört man etwas auf, das man schon so automatisch macht wie Zähne putzen?
Damals hab ich mich entschieden, sieben Wochen lang auf Selbstverletzungen zu verzichten. Oder zumindest es zu versuchen.
Geschafft habe ich nur etwa drei Wochen. Das ist nichtmal die Hälfte. Aber es ist auch eine große Leistung für jemanden, der das bisher beinahe täglich gemacht hat.
Was es mir gebracht hat? Nun, man könnte ganz blöd sagen: Nichts, weil ich ja nicht für immer aufgehört habe. Ich würde sagen, es war - nach der Erkenntnis, dass ich das nicht mehr möchte - der wichtigste Schritt in Richtung "Heilung".
Ich habe gelernt,
- in welchen Situationen ich mich verletze oder verletzen möchte
- welche Gefühle und Bedürfnisse ich habe, die durch Selbtverletzung gestillt werden
- wie Selbtverletzung tatsächlich wirkt (also der Vergleich, wie fühle ich mich mit und wie ohne; vorher - nachher)
Ich habe etwas teilweise durchschaut, das für mich bisher immer eine Blackbox war.
Ich habe gelernt, den Impuls danach und das Verhalten zu hinterfragen.

Vielleicht hilft dir das auch weiter bei deiner Überlegung, zu fasten. Wenn du Fragen hast, darfst du dich gerne melden.

Viele Grüße
Schäfchen

[Verbesserung von Flüchtigkeitsfehlern]
Zuletzt editiert am: 27.02.2019, 18:46 Uhr, von: Kleines-Schaefchen
26.02.2019, 22:06 Uhr | bke-Lorenz
Hallo dreaming-Alex,

ich rate dir dringend, nicht einfach so drauf-los-zu-fasten *cool* . Fasten ist kein Spaziergang, kann auch gründlich daneben gehen und dir schaden. Also hör dir mal Erfahrungen von anderen an und mach dir ein Bild. Ansonsten gibt es auch eine Menge gute Literatur dazu in der Bibliothek. Und noch etwas: Das Fasten geheim zu halten, kann in deinem Umfeld eine Menge Unruhe und Irritationen auslösen. Also wenn Fasten, dann eher mit offenen Karten *wink* .

Viele Grüße
bke-Lorenz

Treffer: 8

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