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12.02.2018, 00:07 Uhr | escapista
Hallo alle zusammen! *bye*

Ich bin escapista und bin 19 Jahre alt. Ich hab schon seit einiger Zeit immer wieder Beiträge hier gelesen und jetzt brauche ich selbst mal eure Hilfe...

Ich hab ganz große Probleme damit, zu unterscheiden was real ist und was nicht. Ich weiß oft nicht, ob ich etwas wirklich gesagt habe oder ob ich es nur gedacht habe. Ob etwas wirklich passiert ist oder nicht. Ob ich ein Gespräch mit jemandem geführt hab oder nur darüber nachgedacht habe. Ich kann das einfach oft nicht unterscheiden. Manchmal bin ich der festen Überzeugung etwas sei geschehen und andere sagen mir dann, dass es nicht so war. es treibt mich in den Wahnsinn. Und ich habe große Angst davor, dass es vielleicht noch schlimmer wird. Ich schlafe sehr wenig, da ich Angst habe, dass ich aufwache und etwas mach, woran ich mich später nicht mehr erinnern kann. Das ist schon mal passiert...
Ich habe aufgrund dessen sehr wenig Freunde, denn ich habe Angst, dass ich Sachen sage oder mache, die andere verletzen und ich mich dann nicht mal mehr daran erinnern kann.
In meiner Vergangenheit gab es schon viel, was schief gelaufen ist. Bei manchem weiß ich ganz sicher, dass es genau so passiert ist und bei manchem leider nicht. Manchmal sind es auch nur kleine Detais, bei denen ich mir unsicher bin, ob sie wirklich so passiert sind.

Vor ein paar Tagen wurde ich nachts auf dem Heimweg angegriffen von 3 Männern. Sie haben mich heftig zugerichtet. das kann ich euch mit Sicherheit sagen - ich liege nach wie vor deshalb im Krankenhaus. Ich wurde ca. 2 Stunden nach dem Vorfall von einem Passanten gefunden und der hat ie Polizei verständigt. Ich kam mit einigen Verletzungen und stark unterkühlt ins Krankenhaus. Ich konnte mich nach dem Überfall an gar nichts erinnern und kann das auch nach wie vor nicht. Alles was ich darüber weiß, weiß ich von der Polizei. da man an meiner Kleidung DNA von den Tätern festgestellt hat und diese polizeilich bekannt waren, war schnell klar, was passiert war. Jetzt ist es so, dass ich Angst habe, dass ich irgendwas gemacht habe, woran ich mich nicht erinnern kann und dass ich deshalb zusammengeschlagen wurde. Wie gesagt, ich kann Gedanken und Realität nicht wirklich unterscheiden....
Als die Polizei kam, faselte ich wohl unverständliches Zeug, was die Polizisten auf den Überfall schoben. Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, ob es daran lag oder ob ich mittlerweile total durchgeknallt bin.

Ich habe schon mehrfach in meinem Leben über Suizid nachgedacht und es auch einmal versucht, nachdem ich mit 14 vergewaltigt wurde. Die Situation macht mich fertig. Ich komm damit nicht klar. Wenn ich recht darüber nachdenke, haben meine Realitätsprobleme auch erst mit der Vergewaltigung angefangen glaube ich... Ich kann mich zumindest nicht daran erinnern, dass ich als Kind schon Probleme damit hatte.

Jedenfalls weiß ich so langsam nicht mehr, wie ich mit dem allem umgehen soll... Die Polizei stellt auch ständig so komische Fragen und ich verstricke mich bei meinen Aussagen wohl in Widersprüche, da ich manchmal nicht weiß, ob ich etwas wirklich gesagt oder nur gedacht habe. Ich hab große Angst, dass ich jetzt auch noch Probleme mit der Polizei krieg oder so.

Habt ihr Tipps, wie ich damit umgehen kann? Oder wie ich besser unterscheiden kann, was real ist und was nicht?

LG und eine gute Nacht

escapista
13.02.2018, 15:53 Uhr | Drakon
Hey,

Willkommen hier und tut mir Leid was Dir passiert ist, alles.

Ich glaube, hier hat ein Schlag in den nächsten geführt.
Das mit Realität und nicht, kenne ich auch.
Nur wahrscheinlich nicht so extrem wie bei Dir.
Manchmal denkt man einfach mehr, schneller und fragt sich dann, ob man das gesagt hat oder nicht. Vielleicht könnte es Dir helfen mal alles aufzuschreiben. Vielleicht erkennst Du Wiederholungen des Verhaltens über z.b. einen Zeitraum von 6 Monaten.

Bei mir ist es etwas einfacher, weil ich an sich schon sehr wenig rede, freiwillig rede. Sodass, dass, was ich sage mehr Gewichtung in der Erinnerung bekommt.

Es gibt "Spiele", die Deine Wachsamkeit steigern können, Du musst einen kritischeren Blick auf Deine Umwelt erhalten. Z.b. kannst Du Dir bewusst machen, dass Du, wenn Du eine Türschwelle übertrittst, jetzt in diesem Raum bist. Du kannst Dir VORHER Gedanken machen, was Du dort machst oder sagst. Irgendwie musst du es unter Kontrolle kriegen, deine Gedanken zu ordnen.

Du kannst Dir ein "Gedankenpalast" aufbauen. Jeder gedankliche Raum beinhaltet ein Themenbereich, und dort ist alles ordentlich in Akten und Ordnern aufgeräumt. Aber dass es soweit kommt, musst Du als erstes aufräumen.
Dafür kannst Du Dir einen Plan machen. Mind-Map.

Naja überleg es Dir oder probier es...

Gruß
Drakon
Zuletzt editiert am: 04.12.2018, 14:07 Uhr, von: Drakon
"It's HIS choice to decide if I want to live, or want to be dead."
13.02.2018, 13:13 Uhr | bke-Fiona
Hallo escapista,

um besser unterscheiden zu können, was real ist und was nicht könnten therapeutische Stunden sehr hilfreich sein.

Das Gute ist, dass du selber feststellst, dass es so ist und dass du das ändrn willst!

Es klingt so, als ob du Angst hättest, dass du dann auch über die Vergewaltigung sprechen müßtest.

Das musst du nicht - sag soviel wie du kannst, lern die oder den Berater erst einmal kennen und bekomm Vertrauen.

Wenn man so etwas fürchterliches erlebt wie du kann es vorkommen, dass man, wenn man durch irgendetwas an das Erlebte erinnert wird, sich ähnlich bedroht und hilflos vorkommt wie in dieser erlebten Situation.
Und es kann vorkommen, dass man darauf reagiert, indem man sich aus der "realen" Welt herausnimmt, und sich in eine andere begibt, um der Bedrohung zu entkommen.

Das könnte auch bei dir so sein - auch da könnte dir eine gute Traumaberatung helfen.

Ich wünsch dir viel Kraft,

liebe Grüße, bke-fiona
12.02.2018, 22:18 Uhr | escapista
Hallo!

Es geht mir ja auch gernell weniger um die aktuelle Situation mit dem Überfall, sondern allgemeiner darum, dass ich oft nicht untercheiden kann, was Realität ist und was Gedanken. Ich habe große Schwierigkeiten damit, zu erkennen,. was wirklich gesagt wurde und was ich nur dachte, dass sinnvoll wäre zu sagen. Und das geht mir tagtäglich so.
Das hat auch schon zu einigen Problemen geführt, da ich oftmals dann was in Situationen reininterpretier, was eigentlich gar nicht da war. Ich hatte aufgrund dessen schon echt viele viele viele Probleme. Und mir fällt so langsam nichts mehr ein, was ich machen kann... An eine Beratungsstelle habe ich mich vor einiger Zeit schon mal gewandt, allerdings hatte ich nicht das Gefühl, dass ich dort verstanden wurde.

Im Krankenhaus wurde ich von den Ärzten und Pflegern auch schon mehrfach gefragt, ob ich psychologische Unterstützung brauche. Allerdings habe ich das verneint, weil ich große Angst davor habe, als verrückt abgestempelt zu werden und ich habe auch große Angst davor, dass alles ans Licht kommt. Wie gesagt, von der Vergewaltigung weiß bisher im realen Leben niemand.... und das soll auch niemand erfahren.

LG
escapista
12.02.2018, 19:06 Uhr | bke-Meret
Hallo Escapista,
es freut mich zu lesen, dass die Versorgung auf der Intensivstation nicht mehr notwendig ist. Dein Körper scheint ganz gut versorgt zu werden und arbeitet bei der Heilung brav mit. Daumen hoch
Die Seele oder Psyche brauchen ebenfalls eine Versorgung nach solch einem schlimmen Ereignis. Sie werden mit den Mitteln der Intensivstation nicht erreicht. Dass du jetzt nicht sagen kannst, was genau geschehen ist, ist nicht ungewöhnlich. Nach solch einem Erlebnis kann das als eine Art "Schutzreaktion" in dir verstanden werden. Die Polizei kennt aus ihrer Arbeit, dass in den Aussagen erst einmal einiges nicht schlüssig oder vielleicht sogar widersprüchlich ist. Wenn du magst, könntest du die Zeit im Krankenhaus nutzen, um dich an eine Stelle zu wenden, die zur Verarbeitung von Gewalterfahrungen zur Verfügung steht, z. B. eine Frauenberatungsstelle, eine Traumaambulanz in einer Klinik, Opferschutzstelle o. ä. Wenn du dann aus dem Krankenhaus entlassen wirst, kannst du dich um den anderen Teil der Genesung kümmern - und auch nach und nach sortieren, was dich beschäftigt, belastet, welche deiner Stärken dir dabei hilfreich sein können...
Ich schicke dir eine große Portion Kraft und Stärke *smiling*
bke-Meret
12.02.2018, 15:57 Uhr | escapista
Hallo! Vielen Dank für Deine Antwort.

Nein, ich habe im Krankenhaus kekne psychologische Betreuung. Ich bin seit gestern nicht mehr auf der Intensivstation und wenn alles gut läuft, kann ich in ca. 1 Woche das Krankenhaus verlassen.

Es geht nicht nur darum, dass ich das jetzt Geschehene nicht mehr zusammenkrieg, sondern auch allgemein, dass ich oft nicht weiß, was real ist und was nicht. Ich tu mir dahrr auch sehr schwer mit andetenensch zu interagieren. Weil ich mir manchmal Gespräche denke, die gar nicht stattgefunden haben etc. Ich weiß nicht, wie ich es richtig beschreiben kann...


Ich war sowieso immer eine Außenseiterin, da ich nicht aus Deutschland komme. Ich wohne zwar mittlerweile seit 13 Jahren hier und bin auch hier zur Schule gegangen, aber ich wurde in der Schule oft ausgegrenzt und gemobbt. Und jetzt kann ich nicht mal mehr mit Sicherheit sgen, was wirklich geschehen ist und was nicht. Das macht mich fertig.
Lg
Escapista
12.02.2018, 10:52 Uhr | bke-Nana
Hallo escapista,

sei herzlich willkommen hier bei uns im Jugendforum. Ich bin bke-Nana, eine der Moderatorinnen.

Du hast ja wirklich schreckliche Dinge erlebt! Dir macht nun Sorgen, dass du deine Erinnerungen nicht mehr ganz flüssig zusammenbringst, teilweise auch nicht einschätzen kannst, ob das Traum oder Realität war. Vielleicht entlastet dich das ein wenig, wenn ich dir sage, dass es vielen Menschen so geht wie dir, die ein Trauma erlitten haben. Und wenn ein Überfall kein traumatisches Ereignis ist...

Bist du denn im Krankenhaus in psychologischer Betreuung? In der Jugendberatung der bke gibt es auch die Möglichkeit der Mailberatung, wo du auch sehr persönliche und intime Dinge besprechen kannst.

Nun wünsche ich dir gute Unterstützung durch die User hier!
Viel Grüße
bke-Nana

Treffer: 7

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