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13.05.2018, 14:48 Uhr | Panda1996
Hey Ihr Lieben,

Ich habe eine Komplexe posttraumatische Belastungsstörung und möchte aber nicht auf Details eingehen um niemanden hier zu triggern.
Dadurch habe ich körperliche Flashbacks, die sich so äußern...

Seit diesem Sonntag im September 2015 ist gar nichts mehr wie vorher. Der Tag an dem meine Weiblichkeit mir wieder zum Verhängnis wurde.
Seitdem ist die Vergangenheit so präsent, weil es ein Trigger war, der Erlebnisse von früher wieder hoch geholt hat, da mir früher ähnliches passiert ist.
Ich bin kein ganzer und kein halber Mensch mehr.
Ich muss mich jeden Sonntag übergeben, weil mein Körper diesen Tag erinnert. Dann bin ich wie gelähmt, mir ist übel, ich bekomme starke Kopfschmerzen, zittere am ganzen Körper und habe oft so starke Schmerzen, dass ich weinen muss. Es ist nicht so, dass ich vom Kopf her immer daran denke Sonntags ist es passiert und dann wird mir schlecht und ich muss mich übergeben.
Es fängt damit an, dass mir morgens wenn ich aufstehe schon übel wird und ich gar nix mehr kann.
Ich muss dann fast den ganzen Tag im Badezimmer verbringen und das geht seit Monaten so.
Seitdem ich meine Weiblichkeit wieder fühle, weil dieses Gefühl durch intensive Arbeit an mir in der Therapie, nicht mehr abgespalten ist, geht es mir so.

Anfangs wusste ich, dass mir am Wochenende übel ist fand aber keine Regelmäßigkeit darin.
Jetzt ist mir aufgefallen, dass es immer sonntags passiert und erst dadurch ist mir bewusst geworden, dass es ein Sonntag war, an dem alles geschah.
Ich habe es gerade in der Anzeigeerstattung nachgelesen. Es war ein Sonntag und jetzt weiß ich warum mir da immer übel ist.
Am ganzen Körper bin ich dann am Zittern. Nur was mache ich dagegen? Wie kann ich dafür sorgen, dass das aufhört?
Es kann doch nicht sein, dass mit jeden Sonntag zum Sterben zumute ist, weil mein Körper sich erinnert, obwohl der Kopf eigentlich Ruhe hat.
Was kann ich machen? Ich brauche Hilfe.
Du kannst nichts verpassen! Das Leben ist immer da, wo du gerade bist - und nicht, wo du sein willst.
07.07.2018, 19:13 Uhr | bke-Kira
Hallo Panda,

du zeigst hier so viel von dir und teilst so mutig deine Prozesse in dir. Dabei hast du selbst immer wieder das Gefühl, dass sich nicht viel verändert. Wie kommt man ganz raus? Gute Frage. Ich glaube, du bist im Prozess dir diesen "Film" genauer anzuschauen und zum Beobachter davon zu werden. Es ist nicht schlimm und gehört zu deinem Prozess, wenn du immer wieder dich dabei ertappst, nicht bei dir bleiben zu wollen und lieber abhauen zu wollen. Bisher war es die beste Strategie von dir und diese geht nicht so von heute auf morgen abzulegen. Vielleicht wird es nie ganz möglich sein, aber du kannst lernen, damit besser leben zu lernen und dich anzunehmen. Ob du ganz daraus kommst, kann keiner garantieren, aber dass du es wagst, dich auf diese Therapie einzulassen, so intensiv dabei zu sein und dich mit uns zu teilen, finde ich sehr bewundernswert.

Besonders berührt hat mich dein Verlangen danach "eine Enge um dich herum, eine schwere Decke, eine Umarmung, eine Lederjacke zu spüren, um bei dir, hier unten auf der Erde bleiben zu können."

Abendliche Grüße

bke-Kira
07.07.2018, 17:08 Uhr | Panda1996
Hey Ihr Lieben, ---- da bin ich wieder. *blushed*

Im Moment geht es mir anders, aber auch überhaupt nicht gut.
Ich war wieder in einer EMDR Sitzung und wir wollten uns dem ersten Trauma annähern. Beginnen wollten wir mit der Vergewaltigung. Es ging um ihn, weil ich dem Passierten näher dran bin, als früheren Erfahrungen und wenn ein Trigger mich an alte Zeiten mit ihm erinnert ist es eine Dominoreihe, die angestoßen wird, mit seinem Stein beginnt und bis in Kindheitstagen zurückfällt. Dort angekommen tut es am meisten weh.
Vor der Therapie bin ich immer angespannt und habe Angst dem Trauma ins Auge zu gucken. Dann ist die Verdrängung immer besonders aktiv und das Trauma ist wie ein Knoten im Bauch, der alles zuschnürt und bombensicher macht, dass ich bloß nicht mit Gefühlen in Berührung komme. Ich habe das Gefühl, wenn ich in der Sitzung bin und mich an das Trauma erinnern soll, wie eine leere Hülle zu sein. Mein Körper bleibt dort sitzen und meine Seele steigt in den Himmel, wie ein Geisteswesen, dass sich loslöst und abhebt, weil und warum das so ist macht mir Angst zu wissen.
Dann bin ich in die Hölle gereist und habe das Gefühl ganz alleine dort zu sitzen und alles noch mal zu erleben und kann niemanden dort mit hinnehmen, weil ich alle anderen, mein Körper und alles um mich herum zurücklasse. Dann bin ich unfähig mich mitzuteilen. Es ist wie in den Himmel fliegen und zu sterben. Losgelöst von allem.

Dann ist man in den Erinnerungen gefangen und nichts kann einen zurückholen. Dann brauche ich immer das Ritzen um zu spüren, dass mein Körper noch da ist, dass es mich noch gibt, dass ich noch lebe und mich bewegen kann, dass mein Körper noch zu mir gehört. Ich brauche eine Enge um mich herum, eine schwere Decke, eine Umarmung, eine Lederjacke, um bei mir, hier unten auf der Erde, bleiben zu können. Sonst fühlt es sich an, als würde ich zu den Engeln fliegen. Jetzt ist dieser Knoten geplatzt, weil wir ihn aufgelöst haben in der letzten Sitzung und ich habe das Gefühl nur noch am schweben zu sein, mich durch Schmerzen zurückholen zu können und dann immer wieder abzudriften.

Die Verdrängung ist aufgelöst und kaum noch abrufbar, weil mir die Gefühle, die diesen Knoten saßen jetzt bewusst sind. Es sind Gefühle, die ich so von mir nur aus Flashbacks kenne. Gefühle, die ich schon lange in der Intensität nicht mehr gefühlt habe, weil ich immer irgendein Symptom vorgeschickt habe, die Gefühle von mir fernzuhalten. Gefühle, die mir nicht bewusst waren, diese jemals in traumatischen Situationen empfunden zu haben. Gefühle, die ein Teil von mir nicht aushalten kann. Gefühle, die mich in Zitteranfälle, Heulattacken, Angst und Panikanfälle stürzen. Gefühle für die ich mich schäme, dass Sie da sind. Gefühle, Emotionen, Körperempfindungen, die ich verstecken will, die ich nicht annehmen kann, dass sie da sind und mich unkontrolliert überfluten. Ich möchte mich nicht in diesem intimen Moment zeigen und ihn mit meiner Therapeutin teilen müssen. Dann bildet der Knoten sich wieder neu und zieht sich ganz eng zusammen, wieder und wieder.
Dann ist nach der Sitzung schon fast wieder vor der Sitzung und der Knoten knotet sich schon wieder zusammen, weil es Angst macht ohne Knoten zu sein. Dann bin ich zwischen den Sitzungen, in Zeiten ohne Knoten, überfordert und werde mit den Gefühlen des gelösten Knoten überfordert und von Gefühlen, die für mich und Unberechenbarkeit bedeuten überschwemmt. Ich fühle mich von den körperlichen Reaktionen bloßgestellt und ausgeliefert, weil sie so fremdbestimmt, nicht kontrollierbar passieren und aus mir heraus brechen. Wie kann ich mich überwinden, die Verdrängung bei meiner Therapeutin fallen zu lassen, mich mit der ganzen Blöße der Gefühle zu zeigen und mich überwinden loszulassen und alle Körperreaktion zulassen können, die kommen wollen? Weil alleine damit zu sein ist auch scheiße, weil EMDR kann ja nur greifen, wenn ich es schaffe mich darauf einzulassen. Und wenn ich es alleine Zuhause immer wieder erlebe, dann heilt es ja auch nicht. Man fühlt es ja wieder und weider ohne, dass es leichter wird. es in der Therapie einmal zu fühlen und es dann zu heilen wäre viel effektiver, nur wie kann ich diesen Schritt wagen und die Kontrolle abgeben.

*bye*
Zuletzt editiert am: 04.12.2018, 14:07 Uhr, von: Panda1996
Du kannst nichts verpassen! Das Leben ist immer da, wo du gerade bist - und nicht, wo du sein willst.
01.06.2018, 16:21 Uhr | schuelerin
Hallo Panda,

wie wär's, wenn du ihr das so erklärst, wie du es uns gerade erklärt hast. Dann ihre Reaktion abwarten.. vllt überlegt sie mit dir, wie es dir leichter fällt oder du kannst von selbst schon das eine oder andere erzählen. Sonst vllt aufschreiben, wenn dir das hilft? Wentweder Notizen, die helfen können darüber zu sprechen, einen Text, den du vorliest oder auch ihr gibst. Du musst ja nicht alles auf einmal erzählen, du kannst schrittweise geheny wie es für dich oke ist.
Den Teil, der dir sagt, dass es egal ist, wie emotional du wirst, würde ich soweit stärken, dass es dir aber nicht zu sehr schadet, wenn du was erzählt hast.

Viel Kraft schickt dir Schülerin!
Jeder Lauf hat ein Ziel, auch wenn du es noch nicht siehst.
01.06.2018, 12:57 Uhr | Panda1996
Danke für eure Worte.

Ich fange demnächst eine ambul. Traumatherapie an. Nachdem ich schon eine stat. Traumatherapie hinter mir habe, die viel zu kurz war, um alles aufzuarbeiten, mir aber schon Erfolge gebracht hat, möchte ich jetzt symptomfrei werden. Anfangs wurde nur an den Symptome gearbeitet und meine Therapeutin, die ich jetzt habe sagt: "Warum nicht direkt an die Wurzeln gehen und dann biografisch alle Traumata nach und nach auflösen, statt die Folgen dessen zu behandeln? Die Symptome können nur gehen, wenn die Ursache wofür man sie anwendet behoben ist." Wo sie Recht hat, hat sie Recht.
Sie will auch aufpassen, dass ich nicht in die Vermeidung gehe und mich dann immer dahin schubsen, dass ich anfange über die Vergangenheit zu sprechen.

Mein Problem ist, dass sie wirklich noch gar nix über meine Vergangenheit weiß und nur weiß, welche Symptome ich derzeit habe und welche Folgestörungen etc.
Aber sie kennt die "Taten" nicht, nur dass ich eine PTBS habe.
Sie braucht natürlich ein wenig Input, damit sie mit mir arbeiten kann.
Ich habe noch nie über das Erlebte gesprochen, außer grob Umschrieben durch "sexuelle Übergriffe, körperliche Gewalt und emotionale Vernchlässigung, kaputtes Elternhaus etc.

Wie kann ich mich überwinden ihr die "kalte Realität" zu erzählen? Ich habe dann immer den Konflikt in mir, dass ein Teil dann sagt: "Erzähl einfach, wie es gewesen ist, egal wie emotional du dabei sein wirst." Und ein anderer Teil der sagt: "Das ist dir nicht passiert. Es kann gar nicht sein, dass du das erlebt hast. Ich war nicht die, die bei der Polizei die Aussage gemacht hat...." Immer wenn ich mir vorstelle, dass ich darüber reden muss gibt es einen Teil in mir der alles leugnet. Der nicht wahrhaben kann oder will, dass es wirklich genauso passiert ist, obwohl ich gleichzeitig die Bilder im Kopf habe und genau weiß, dass ich das erlebt habe und es wirklich so war. Aber so richtig wahrhaben kann ich es einfach nicht. Ist das ein Selbstschutz der mir dann einredet, dass es nicht passiert ist, damit die Emotionen nicht zu überwältigend werden? Weil wenn ich mir sage, dass es genau so passiert ist tut das unglaublich weh und ich bekomme dann Zitteranfälle, Heulattacken etc. Aber ich muss der Therapeutin davon erzählen, alleine schon um gesund zu werden ist es vom Vorteil. Ich tue es ja für mich und nicht für sie. Wie kann ich anfangen zu reden?


Panda1996 *hug*
Zuletzt editiert am: 01.06.2018, 15:48 Uhr, von: Panda1996
Du kannst nichts verpassen! Das Leben ist immer da, wo du gerade bist - und nicht, wo du sein willst.
20.05.2018, 17:15 Uhr | Lycia
Hey Panda :)

Es wird leider immer mal wieder rückschläge geben.
Ich kenne das zu gut ...
Ein Trauma zu beherrschen ist verdammt schwer und beansprucht viel zeit,ich kann es bis heute nicht *wink*

Ich wünsche dir viel Kraft und hoffe das du schnell wieder da raus kommst

Liebe Grüße Lycia
20.05.2018, 15:07 Uhr | bke-Jana
Hallo Panda,

da gibt es leider keine leichte oder schnelle Lösung, wie du da wieder rauskommst.
Das Erinnerungsgedächtnis deines Körpers schlägt dir ein Schnippchen. Der Kopf kann (noch) nicht oder nicht mehr die Kontrolle darüber übernehmen, den Körper zu beruhigen. Das ist Thema für die Therapie. Zu versuchen, dich wieder mit der Gegenwart und dere Realität zu verbinden - wie nach einem Alptraum, wo man aufwacht und es auch oft eine Zeitlang dauert, bis man wieder weiß, dass jetzt keine Gefahr besteht.
Du bist in Sicherheit. Gott sei Dank.
Vielleicht hilft dir heute, wenn du starke körperliche Reize dagegen setzt gegen die Körperwahrnehmungen von innen, wie z.B. starke Düfte, scharfes oder intensives Essen, Igelball, den Körper abklopfen, heiß oder kalt duschen. Kannst du dir irgend sowas vorstellen? Oder hast eine eigene Idee?
Ich glaube fest daran, dass du wieder dahin kommen kannst, dass das Trauma nicht dich beherrscht, sondern du das Trauma. Du konntest es schon mal.

Alles Gute für den Tag heute
bke-Jana
20.05.2018, 12:41 Uhr | Panda1996
Hey bke-Kira,

danke für dein Feedback.
Ich werde es in der Mailberatung mal aufgreifen.
Wir haben wieder Sonntag und es geht mir wieder nicht so gut.
Es alleine durchzustehen ist mir lieber, weil ich es unangenehm finde, wenn jemand da ist und ich mich ständig übergeben muss etc.
Andersrum wäre ich am liebsten gerade dann nicht alleine. In der Therapie habe ich es noch nicht angesprochen. Vielleicht sollte ich es mal tun.

Ich weiß auch nicht.
Ich habe das Gefühl in der Resignation gefangen zu sein. Es gab Zeiten, da habe ich das Trauma beherrscht und nicht das Trauma mich.
Jetzt ist es wieder so, dass das Trauma mich im Griff hat. Ich habe den Punkt der Wende verpasst und nicht mitbekommen. Als wäre ich am Schlafen gewesen und jetzt mitten in der Scheiße wieder aufgewacht. Wie komme ich da nur wieder raus?

Panda1996
Du kannst nichts verpassen! Das Leben ist immer da, wo du gerade bist - und nicht, wo du sein willst.
13.05.2018, 15:47 Uhr | bke-Kira
Hallo Panda1996,

wenn du neu bist, begrüße ich dich bei uns im Jugendforum. *bye*

Du hast etwas Furchtbares erlebt. Das tut mir leid.
Es war am Sonntag.

Es hat dein Leben verändert und dich geprägt. Es "sitzt" noch in dir und muss offensichtlich raus. Manchmal muss es weh tun, bevor es wieder gut ist. Das kann dauern.
Es gibt eine Anzeige und du bist in der Therapie. Das finde ich sehr sehr wichtig.
Das heißt, dass du nicht alleine mit deinem Schmerz bleibst.

Nur Sonntags fühlt es sich anders an. Es läuft "ein Film" ab, den du nicht kontrollieren kannst. Ich könnte mir vorstellen, dass du in deiner Therapie es auch spürst, aber noch nicht durchgegangen bist. Lass dir Zeit und sorge dafür, dass du auch am Sonntag etwas bzw. jemanden hast, um dich nicht alleine zu fühlen. Oder ist es dir lieber, es alleine durchzustehen?

Wie gehst du in deiner Therapie damit um? Nimmst du etwas mit, was dich an Sonntag kräftigen könnte?
Wäre es hilfreich für dich, wenn du hier in der Einzelberatung mehr darüber schreibst?

Mitfühlende Grüße

bke-Kira (eine der Moderatorinnen des Beratungsteams)

Treffer: 9

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