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11.07.2019, 21:03 Uhr | dreamingAlex
Ich kann einfach nicht mehr und ich will auch einfach nicht mehr
Ganz ehrlich wofür denn? Ich hab nichts mehr was ich in meinem Leben machen will. Ich hab Abi, das war schön und das ist auch gut aber mehr brauch ich nicht
Ich will nicht studieren weil ich einfach scheiße bin und zu feige was zu machen was ich nicht kann. Spätestens da werde ich eh alles aufgeben; warum soll ich mich jetzt noch die paar Wochen quälen? _man soll gehen wenn es am schönsten ist_ okay hab ich verpasst aber jetzt geht schon auch noch. Ich muss das doch nicht jetzt alles durchstehen oder?
Ich will auch keinen bestimmten Job machen. Es gibt nichts was mich interessiert wofür also?
Und Familie ist jetzt auch nicht so mein Ziel. Ganz ehrlich wer will mich denn? Ich bin einfach abstoßend
Und Kinder? Die wären einfach voll scheiße dran! Ich bin einfach nicht stabil genug um irgendwann mal für Kinder da sein zu können und aus denen bessere Menschen zu machen als ich es bin
Wofür bin ich also hier? Ich hab kein Ziel und genieße das hier einfach nicht
Ich sorg nur für Probleme und so vieles wäre ohne mich einfacher.
Jetzt mal ehrlich: weißt du wie weh das tut wenn man mit jeder Minute, mit jedem Schritt mehr erfährt wer einen alles scheiße findet bzw wem man am Arsch einfach vorbei geht. Warum tue ich mir sowas jeden Tag aufs neue an?
Man muss mir das doch aber auch nicht ständig zeigen! Ich weiß das doch so blöd bin ich tatsächlich auch nicht und man muss das doch nicht ständig reinbohren. Sogar so jemand wie ich fühlt sowas und es tut absolut scheiße weh! Und im Ernst, wie soll ich sowas 70 Jahre oder keine Ahnung wie lange durchhalten?
Das bringt doch nichts!
Im Kino kann man auch früher gehen wenn der Film einfach scheiße ist. Und mir geht es genauso.
Es geht so nicht weiter
Oh the wind is gently blowing as the light begins to fade. I'm sick and tired of playin' it all, I'm sick of this parade.
11.07.2019, 22:26 Uhr | dreamingAlex
Danke Sany!

Du weißt nicht, wie gut mir deine Worte tun und wie viel Kraft sie mir geben

Nachdem ich mich endlich da zu überwinden hab, zu duschen, haben die ganz schlimmen Gedanken aufgehört und ich finde es einfach nur lächerlich und peinlich was ich für eine Show angezogen hab. Damit fängt der selbst Hass fast schon wieder an aber zum Glück auch nur fast.
Auch wenn es mir deutlich besser geht als im Vergleich zum schreiben des Textes, ist konzentrieren für mich gerade nicht möglich und ich kann nicht vernünftig antworten. Vielleicht hab ich morgen nach Feierabend einen Kopf dafür.
Stattdessen geh ich mal lieber schlafen und hoffe, dass das hilft damit es mir morgen nicht soo scheiße geht...

Ganz viele liebe Grüße und Schlaf gut
Alex
Oh the wind is gently blowing as the light begins to fade. I'm sick and tired of playin' it all, I'm sick of this parade.
11.07.2019, 22:04 Uhr | Sany2018
Hey Alex,

eigentlich war mein Plan ein anderer, ich wollte mich ein bisschen zurückziehen, ein bisschen stiller werden hier, einerseits aus Selbstfürsorge, die ich im Moment ganz, ganz dringend brauche und mir, ohne wenn und aber, gönnen muss und anderseits, und der Punkt ist mit dem ersten Punkt verknüpft, um mein Gedankenkarussell nicht weiter anzuheizen, denn auch, wenn es hilft hier zu schreiben, erfordert es, bei mir zumindest, ebenso immer eine weitere Auseinandersetzung mit mir, meinem Zustand, meinen Gefühlen und das könnte, bei mir zumindest, mitunter problematisch sein, aber es geht hier nicht um mich.

Der Punkt ist, dass ich diesen Plan beim Lesen deines Beitrags, zumindest kurzzeitig, sofort über Bord geworfen habe, weil ich deine Worte kaum aushalten konnte und mich jetzt zu Wort melden möchte.

Bevor du weiterliest, atme bitte ganz tief ein und wieder aus, zähle um dich herum Dinge auf, die die gleiche Farbe haben, die für dieselbe Tätigkeit verwendet oder gebraucht werden, die den gleichen Anfangsbuchstaben haben usw. und lies dann erst weiter.

So. Weißt du Alex, ich weiß, wie du dich fühlst und das meine ich auch so, wie es hier steht. Du bist nicht alleine und schon garnicht bist du egal oder sinnlos auf dieser Welt!

Diese Leere, die man nach dem Abitur spürt ist nicht unüblich, oft wurde uns gesagt, dass es so kommen könnte und wir währenddessen nicht so streng zu uns sein sollen, ich weiß, ich weiß, das ist leichter gesagt, als getan, aber was will man von uns verlangen? Ich, du und viele, viele andere Gleichaltrige teilen im Moment dasselbe Schicksal. 12 oder, in meinem Fall, 13 Jahre haben wir ein routiniertes Leben geführt, jedes Jahr dasselbe, eine Gewohnheit, die mitunter genervt hat, aber sie hat uns Sicherheit gegeben, die fehlt jetzt logischerweise und dennoch meinen alle, dass wir gerade jetzt die glücklichsten Menschen sein müssten, die es gibt, wir haben den höchsten Abschluss erreicht, den es in Deutschland gibt, wir sind, zumindest im Moment, ungebunden und frei, uns stehen alle Türen offen und wir können wählen, welche wir öffnen möchten und welche verschlossen bleibt und eventuell später nochmal in Betracht gezogen werden könnte. Aber sind wir wirklich glücklich, weil wir in vielerlei Hinsicht privilegiert sind? Nein, sind wir nicht und warum nicht? Weil wir überfordert sind, weil uns niemand auf dieses Leben nach dem Abitur vorbereitet hat und das hat großen Einfluss darauf, wie es uns mitunter jetzt geht. Aber weißt du was Alex? Das Leben wird weitergehen, wir haben auf unserem Abschied ein Lied gehört, in diesem Lied geht es um das Fallen, das mit dem Aufstehen unausweichlich verbunden ist, dieser Prozess funktioniert nur so, nur, wenn wir Fallen können wir wieder Aufstehen und andersherum, das ist normal und menschlich und es lässt uns wachsen! Es ist nicht schlimm, dass du keine Familie oder keine Kinder möchtest, man muss nicht immer mit dem Strom schwimmen, das ist okay. Wenn dich etwas quält, dann tu mir einen Gefallen und lass es, gönn dir ein bisschen Ruhe und wage etwas anders, etwas Neues, du hast Zeit Alex, niemand jagt dich, du wirst ankommen und dabei spielt der Zeitpunkt keine Rolle. Wenn du jetzt noch nicht weißt, was du beruflich machen willst ist das nicht schlimm, ich weiß das auch nicht und deshalb mache ich ein FSJ, natürlich, weil ich etwas zurückgeben möchte, aber auch, weil ich mir Zeit geben möchte, um mich zu finden und vor allem um mich in dieser neuen Welt zurechtzufinden, wenn es dich beruhigt, ich bin, was meine Zukunft angeht, ebenso planlos wie du es bist und ich habe es mittlerweile akzeptiert, weil ich es nicht ändern kann und verstanden habe, dass es Zeit braucht, um sich eine neue Routine aufzubauen, eine, die einem genauso viel Sicherheit gibt, wie die, die zuvor kontinuierlich da war. Gönn auch du dir diese Zeit! Im übrigen ist meine halbe Stufe im Moment auf Reisen, viele gönnen sich sogar ein komplettes Jahr Auszeit und auch das ist vollkommen in Ordnung, jeder findet sich zurecht, wie er oder sie mag, auch für dich wird es eine Variante geben und niemand wird dich für deine getroffene Wahl verurteilen!
Sei gut zu Dir Alex!

Und noch was anderes. Menschen, die dich nicht gut behandeln, haben es nicht verdient Aufmerksamkeit von dir zu bekommen! Du bist ein toller Mensch und ich denke, dass ich mit dieser Meinung sicher nicht allein bin.

Wenn du nicht mehr kannst oder es dir schlechter gehen sollte, dann hol dir bitte Hilfe. Auch hier weiß ich ganz genau, wie groß die Angst ist, die damit verbunden ist, die Erleichterung im Nachhinein ist allerdings umso größer und ich bereue diesen Schritt keineswegs. Ich stolziere mittlerweile teilweise sogar stolz in die Beratungsstelle, weil ich mich getraut habe, weil ich mich immer wieder aufraffe, um dorthin zu gehen und mit mir sitzen dort so viele andere Jugendliche, die mir zeigen, dass ich nicht alleine bin, dass es okay ist, sich Hilfe zu holen und zu erlauben und dieser Schritt kein Tabuthema mehr ist, zumindest nicht unter uns!

Du bist gut so, wie du bist und der Sinn des Lebens wird wiederkehren, glaube mir, die Frage is nur, ob du es alleine schaffst oder ein bisschen Starthilfe brauchst von Menschen, die sich mit Krisen auskennen und dich eine Zeit lang an die Hand nehmen können, um dir ein bisschen den Weg zu ebnen.

Gib dich nicht auf! Ich glaube an dich.

Bis bald

deine Sany

Treffer: 3

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