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05.03.2023, 18:24 Uhr | einhorn02
Hi,
zuerst mal eine kleine Trigger-Warnung: Ich werde über Selbstverletzungen und Todesgedanken schreiben. Ich werde nichts verherrlichen, aber lies das lieber nicht, wenn du dich damit nicht wohl fühlst...

Vor etwa zwei Jahren war es mir noch unvorstellbar, mich mit Themen sie SVV oder Selbstmord auseinander zu setzen. So was hätte ich mich nie getraut. Löst ja auch keine Probleme.
Doch jetzt... Ich habe mich noch nie selbst verletzt. Und trotzdem habe ich ab und zu diese intrusiven Gedanken, wenn ich mit einem scharfen Küchenmesser arbeite. Diese Überlegungen, was ich tun könnte, um die immer weiter ins Dunkle steigenden Gedankenkreise im meinem Kopf zu stoppen. Immer wieder kommt es mir in den Sinn. Es machen so viele andere, vielleicht hilft es ja doch was? Oder mich betrinken, sodass ich nichts mehr spüre. Aber das mache ich nicht. Zu groß ist die Angst vor den Schmerzen, vor der Übelkeit nach Alkoholkonsum, davor, was andere von mir denken könnten. Und die Angst davor, dass es wirklich funktioniert. Dass zeitweise meine Gefühle und Gedanken einfach ausgeschaltet sind. Dass ich dann nicht mehr damit aufhören kann.
Und genauso sind auch die Gedanken an meinen Tod. Selbstmord ist es eigentlich nicht. Ich denke nicht darüber nach, wie ich es machen könnte, oder dass ich es überhaupt machen wollen würde. Ich denke eher darüber nach, was ich in einen möglichen Abschiedsbrief schreiben würde. Ob ich meine Beerdigung vorplanen sollte, um meinen Eltern etwas Arbeit abzunehmen. Und dass ich gar nicht mehr so viel Angst vor dem Tod habe, sonder eher davor, dass ich dann Schuld bin, dass meine liebsten Menschen traurig sind, sich vielleicht selbst die Schuld dafür geben. Oder dass es nicht funktioniert und ich dann für immer "die mit dem Selbstmordversuch" wäre.
Das alles macht mir Angst. Dass mir immer wieder dieser starke intrusive Gedanke kommt, den ich manchmal auch einfach laut aussprechen muss: "Ich hasse mich. Ich habe das Leben nicht verdient." Ich habe Angst, dass aus Gedanken Taten werden könnten. Auch wenn ich es mir jetzt nicht vorstellen kann, die Angst vor Schmerzen, vor Versagen, vor dem schuldig sein, ist viel zu groß.

Ich weiß nicht, was ich mir durch diesen Eintrag erhoffe. Jemand, der mir sagt, dass er mein Gefühl versteht? Jemand, der mir dringend rät, einen der unerreichbaren Therapie-Plätze zu ergattern? Jemand, der mich beruhigt, weil solche Gedanken eigentlich ganz normal sind?

Ich danke euch schon mal für eure Antworten :)
Liebe Grüße
einhorn
Einhörner sind wie Pferde, nur besser
06.03.2023, 08:31 Uhr | bke-Gregor
Guten Morgen Einhorn,

Du schreibst, Du hast gerade eine Phase voller negativer Gedanken. Da kommt bei mir sofort die Frage auf: Wer bestimmt denn was Du denkst?

Deshalb eine kleine Übung von mir: Teile eine großes Blatt Papier längs und schreibe auf die linke Seite die negativen Gedanken auf. Danach versuche mal auf der rechen Seite Alternativgedanken zu schreiben. Also zu jedem negativen Gedanken, der Dir nicht gut tut, einen positiven Gedanken, der Dir gut tut! Anschließend suche daraus die 4,5 wichtigsten Gedankenpaare heraus, die kannst Du, wenn Du magst, auf einen kleinen "Spickzettel" schreiben und jetzt kannst Du, wann immer die negativen Gedanken auftauchen, den positiven Gedanken entgegensetzen!

Noch besser und oft sehr wirksam: trage einen Gummi ums Handgelenk und wann immer ein negativer Gedanke aufkommt, ziehst Du einmal daran und lässt ihn los, dann folgt der postive Gegengedanke.

Vielleicht magst Du das mal probieren. Wirkt nicht sofort, aber dann, wenn Du dran bleibst!

Komm gut in die neue Woche

bke-Gregor *bye*
Zuletzt editiert am: 06.03.2023, 08:58 Uhr, von: bke-Gregor
05.03.2023, 21:01 Uhr | einhorn02
Es ist nicht direkt so, dass die Gedanken in den letzten zwei Monaten besonders mehr geworden sind. Es ist eher so, dass es in den letzten Jahren immer häufiger immer längere Episoden mit negativen Gedanken gibt. In den letzten zwei Monaten hatte ich viele Prüfungen. Da ist es dann die Angst, dass ich die Klausur nicht gut genug bestehe. Dass ich neben dem vielen Lernen meine Freunde und Familie vernachlässige. Auch das Gefühl nicht genug Zeit zu haben fürs Lernen, für Haushalt, einkaufen, kochen, usw.

Ich weiß nicht, woher das kommt. Ich hatte noch nie eine richtig schlechte Note oder bin so richtig gescheitert. Vielleicht ist es aber gerade das. Dass ich Angst habe vor dem Ungewissen, das dann kommt, wenn ich scheitern sollte. Weil ich das noch nie erlebt habe. Nur weil meine Familie sagt, dass es nicht schlimm wäre, wenn ich schlechte Noten habe, oder wenn ich sie nur selten besuche, heißt das ja nicht, dass sie diese Meinung auch dann noch haben, wenn ich tatsächlich scheitere. (Als ich jünger war, hat mich meine Mutter immer ermuntert, doch abends mit Freunden wegzugehen "du bist jung, sowas macht man da doch". Aber nachdem ich einmal dann abends sehr lange weg war und auch die Anrufe nicht mitbekommen habe, weil ich mein Handy immer beiseite lege, um mich auf meine Freunde zu konzentrieren, war die Einstellung meiner Mutter dann nicht mehr so und ich musste immer früh zuhause sein.)

Ich weiß nicht, ob ich meine Erfolge so richtig wahrnehme. Ich sehe schon, wenn da eine gute Note ist zum Beispiel. Aber es fühlt sich nicht so an, als wäre das ein besonderer Erfolg. Meistens finde ich, dass da auch viel Glück dabei war, oder dass die Aufgaben einfach total einfach waren, oder dass die meisten eine ähnliche Note haben, dann ist es ja ein Erfolg, sondern erwartbare Leistung.

Glück ist, wenn ich zufrieden mit mir bin. Wenn ich nicht ständig an mir selbst zweifle. Wenn ich hoffnungsvoll in die Zukunft schaue. Wenn ich an mich selbst glaube. Wenn ich deutlich mehr Tage habe, an denen ich keine negativen Gedanken habe, als schlechte Tage.
Einhörner sind wie Pferde, nur besser
05.03.2023, 20:39 Uhr | bke-Claudia
*smiling* Hallo,
in den letzten 2 Monaten sind die Gedanken irgendwie mehr geworden? Hat sich da etwas verändert?
Schön zu lesen, dass du die guten Tage auch sehr bewusst wahrnimmst.
Du kannst ganz gut beschreiben, was die Situation verbessert oder verschlechtert. Manche Dinge, wie anstehende Klausuren kann man sicher schwer beeinflussen, aber für gute Momente kann man schon sorgen, Treffen mit angenehmen Leuten, deinen Freund, Familie. Das tust du ja auch schon so manches Mal.
Ich habe alles, was man braucht, um glücklich zu sein.
. Dann wärst du es vermutlich auch *smiling*

Selbstzweifel, Schuldgefühle, Versagensängste, das Gefühl, nicht zu wissen, was ich mit meinem Leben machen möchte, warum ich eigentlich morgens aufstehe
.
Wo kommen diese Selbstzweifel und Versagensängste denn her? Ist schon mal etwas so richtig schief gegangen?
Ich bin der Meinung, dass viele Menschen auf dem Weg ins Erwachsenenleben zweifeln, auch wenn Ressourcen da sind.
Kannst du denn deine eigenen Erfolge sehen? Weißt du, was deine Stärken sind?

Was ist denn Glück für dich???
Ich wünsche dir noch einen schönen Abend.
bke-Claudia
05.03.2023, 19:53 Uhr | einhorn02
Hi :)

Danke für deine Antwort.

Die Gedanken können mal mehr mal weniger Platz einnehmen. In den letzten zwei Monaten war es im Durchschnitt etwa die Hälfte der Tage. Dann gibt es wieder mehrere Wochen, in denen es mir besser geht, dann wieder schlechter. Es hängt auch viel mit dem äußeren Umfeld zusammen, ob ich gerade viele Klausuren schreibe, oder im Urlaub bin, ob ich viel alleine bin oder meistens mit anderen Menschen zusammen.

An sich läuft im meinem Leben nichts schlecht. Klar gibt es stressige Klausuren, blöde Kommentare von Mitmenschen oder Dinge, die nicht ganz so laufen, wie sie sollen. Aber eigentlich geht es mir gut. Sollte es zumindest. Ich habe einen tollen Studienplatz, eine schöne WG, einen wundervollen Freund, eine liebe Familie, liebe Freunde, keine größeren Geldsorgen. Das ist vielleicht ein Grund, weshalb ich das Gefühl habe, das Leben nicht zu verdienen. Ich habe alles, was man braucht, um glücklich zu sein. Aber ich bin es nicht. Und ich weiß nicht warum. Vermutlich sind es vor allem die Selbstzweifel, Schuldgefühle, Versagensängste, das Gefühl, nicht zu wissen, was ich mit meinem Leben machen möchte, warum ich eigentlich morgens aufstehe. Es gibt so viele andere Menschen, die ganz genau wüssten, was sie sinnvolles mit den Ressourcen, die mir zur Verfügung stehen, machen würden. Die glücklich wären, wenn sie das haben würden, was ich habe.
Und wenn ich das so schreibe, klingt es nach dem klischeehaften reichen Mädchen, das nie zufrieden ist, mit dem was sie hat. So ist es nicht. Ich bin ganz normaler Durchschnitt. Und ich will nicht mehr. Ich will nur glücklich sein. Aber ich schaffe es einfach nicht...
Einhörner sind wie Pferde, nur besser
05.03.2023, 18:53 Uhr | bke-Claudia
Hallo einhorn,
du schreibst, dass du ab und zu solche Gedanken hast. Das aber nicht willst oder vor hast.
Doch machen dir diese Gedanken Angst. Das wäre schon Grund genug, um sich Hilfe oder Unterstützung zu suchen.
Vielleicht bist du ja hier in einer Mailberatung oder wenn nicht, dann könntest du diese ja noch nutzen.
Was läuft denn in deinem Leben gerade positiv? Wieviel Raum nehmen diese negativen Gedanken ein? Welche positiven Gedanken könntest du den negativen entgegensetzen?
Was könnte Einhorn denn Einhorn sagen, um diese Gedanken zu stoppen?
bke-Claudia

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