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10.06.2019, 21:11 Uhr | Leo08
Hallo zusammen
meine beste Freundin hat angefangen mich auszuschließen und zu verleugnen. Warum? Weil ich nicht trinke. In was für einer Gesellschaft leben wir, dass man sich rechtfertigen muss, wenn man nicht trinkt? Sie geht demnächst feiern mit ihren Freunden und wollte mich erst mitnehmen, doch dann hat sie mich einfach aus der Planung ausgeschlossen. Ich wusste vorerst nicht warum und als ich sie fragte, meinte sie, sie wüsste nicht, ob ich die Leute kenne und mag. Für mich hört sich das seht nach einer Ausrede an, denn ich kenne alle, mag fast alle und das wäre ja kein Grund mich komplett auszuschließen. Jedenfalls bin ich mir jetzt total unsicher, was ich mit der Freundschaft noch anfangen soll. Ich vertraue ihr nicht mehr und das wird wahrscheinlich auch nie mehr passieren, denn es ist nicht nur so, dass ich nicht trinke, sondern sie kennt sogar den Grund und hat damals gesagt, sie würde es verstehen. Nun muss sie mich vor ihren Freunden verleugnen, wahrscheinlich weil sie sich für mich schämt. Ich fühle mich echt total hintergangen. Wenn sie wenigstens ehrlich gewesen wäre bei der Begründung. Ich habe ihr mein größtes Geheimnis anvertraut, ihr nicht vorgespielt ich würde trinken ohne es wirklich zu tun. Zum ersten Mal in meinem Leben stand ich zu dem was ich bin und wie ich mich verhalte...und das ist der Dank dafür. Anderen zu vertrauen fällt mir sowieso schon schwer, doch das hat es nicht einfacher gemacht.
Soviel zu mir.

Was ich in diesem Post eigentlich sagen möchte, ist, dass Freundschaften etwas sehr wertvolles sind, zumindest wenn es wahre Freundschaften sind. Wenn man den Menschen vertrauen kann, wenn dieses Vertrauen gegenseitig ist. So etwas darf nicht einfach weggeschmissen werden. In meinem Umfeld zählt so etwas leider viel zu wenig bis gar nichts.
Ab einem gewissen Alter sollte man das Vertrauen dazu nutzen ehrlich zueinander zu sein. Denn durch "schonende Lügen" wird das Vertrauen peu à peu zerstört. Immer ein wenig mehr bis es irgendwann weg ist. Und mit dem Vertrauen schwindet meist auch die Freundschaft.

Ich hoffe, das meiste von dem was ich loswerden wollte, ist selbstverständlich. Und alle anderen könnten ja vielleicht mal versuchen, darüber nachzudenken, warum sie andere Meinung sind und mir diese mitteilen, denn das würde mich sehr interessieren. Vielleicht kann ich meine "Freundin" und ihre Handlungen dann verstehen? Denn im Moment kann ich es leider nicht.
28.07.2020, 13:58 Uhr | Sternliebhaber
Hallo Leo,

oh man, das Thema Alkohol. Ich bin auch kein großer Freund davon, dass Alkohol irgendwie immer bei Partys und Feiern dazu gehört. Ich kenne diesen Druck allerdings weniger von meinen Freunden, die meine Wahl eher respektieren (mit einigen Ausnahmen wie Partyspielen), sondern von meinen Eltern und auf Studentenpartys. Meine Eltern akzeptieren kein Nein wenn ich Alkohol ablehne und egal was ich sage oder mache, am Ende steht das Glas trotzdem vor mir. Und auf den Studentenpartys bin ich auch nicht immer mit Ausreden davon gekommen. Anfangs hatte mich das nicht sooo gestört, ich habe es irgendwie hingenommen, weil es eben "dazu gehört". Aber spätestens seit ich Medikamente nehme, die sich mit Alkohol gar nicht vertragen, geht es mit total auf die Nerven, dass es oft einfach nicht akzeptiert und hingenommen wird, wenn jemand keinen Alkohol trinken möchte. Ein einfaches Nein Danke sollte genügen um solche Situationen zu lösen, tut es aber leider oft nicht und ich möchte mich nicht jedes Mal rechtfertigen oder meine halbe Krankenakte vorlegen müssen, damit jemand schnallt das ich das Zeug nicht vertrage.
Abgesehen davon finde ich es traurig, dass Alkohol so ein großer Teil vieler Volksfeste ist. Ich komme aus dem Rheinland und habe eine Menge Erfahrungen mit Alkohol an Karneval machen dürfen. Ganz ehrlich, wenn man etwas nur besoffen genießen kann, hat man dann wirklich Spaß?

Liebe Grüße,
Sternliebhaber
29.11.2019, 17:21 Uhr | Iamapineapple
Hallo zusammen,

Ich habe diesen Beitrag erst jetzt fast schon ein halbes Jahr später entdeckt. Einfach, weil auch ich diese Thematik kenne und mir dachte, dass ich im forum vllt was dazu finde.
Ich kenne es, dass man einfach von seinen Freunden abgesägt wird, nur weil man sich nicht wie die breite Masse verhält und vor allem dann wenn es um Alkohol geht.

Ich habe es mit meiner besten Freundin erlebt. Ich war schon immer nie der Typ, dazu Alkohol zu trinken, auch nicht auf Partys. Sie hatte genau dieselbe Einstellung, aber hat sich dann immer drängen lassen von anderen Leuten. Ich habe es einfach abgelehnt, weil ich zu mir selbst stand und mir dachte "wenn Leute ein Problem damit haben, dass ich nichts trinke, dann sind dass eher keine echten Freunde und Dann brauche ich sie nicht".

Naja auf der Abschlussfahrt von der Schule hat sich meine beste Freundin dann halt fast jeden Abend ziemlich die kante gegeben, ich hab ihr daraus auch keinen Vorwurf gemacht in der Hinsicht, dass ich gesagt hätte "du meintest doch auch immer dass du keinen Alkohol trinken willst" es war völlig in Ordnung, dass sie ihre Meinung geändert hat.
Was mich eher gestört hat, war ihr Verhalten. Zum einen war sie, wenn sie betrunken war total zickig und das hat mich wahnsinnig genervt. Zum anderen aber waren ihr die neuen Freunde mit denen sie zusammen getrunken hat und von denen sie zuvor gesagt hat, dass sie diese Leute nich ausstehen kann, auf einmal wichtiger.
Zunächst hat mich das verletzt und auch wütend gemacht, aber ich hatte dann auch einen neuen Freundeskreis mit dem sie auch nicht klar gekommen ist. Die waren halt einfach mehr wie ich von ihren Ansichten her. So haben wir uns nun immer mehr auseinander gelebt. Natürlich finde ich das irgendwie schade, aber man verändert sich nun mal und es hat mir mit ihr dann auch nicht mehr so viel Spaß gemacht etwas zu machen, weil sie einfach komplett andere Ansichten hat.
Mittlerweile ist es für mich mehr oder weniger in Ordnung und es ist mir wichtiger zu mir selbst zu stehen.

So das waren nun meine Gedanken zum Thema, ich freu mich auch noch über andere Ansichten *happy*

Viele Grüße
Don't give up
10.06.2019, 22:25 Uhr | LuPa23
Heyhey,

wie du dich fühlst ist selbstverständlich.
Meiner Meinung nach musst du da keine Freundschaft halten, wie du schon selbst festgestellt hast, sie hat "soeben" an Wert und Grundbausteinen verloren.
Andere Leute ausgrenzen und sich womöglich noch über sie lustig machen, weil sie nichts trinken (oder rauchen oder sonstiges) ist das allerletzte, bei Freunden erst recht ein No-go.
Ich selbst trinke auch nichts mehr, genau so wenig wie den ganzen anderen Kram. Und das in einem Freundeskreis, in denen nicht nur Alkohol sondern alle Drogen leider eine Hauptrolle spielen. Mittlerweile bin ich da auch raus, weil es einfach nicht gepasst hat.
Nicht, weil sie mich ausgegrenzt haben oder so, sie habens akzeptiert. Aber es ist auch nicht das Wahre, nüchtern zu sein während sich alle um dich rum wegballern.
Wie Alex stell auch ich mich nicht über sie, aber es ist nunmal nicht mein Ding, ich kann damit nichts anfangen und mir tut es nicht gut, wenn ein Freundeskreis nur noch daraus besteht, man nichts "Normales" mehr unternehmen kann, deshalb habe ich mich entfernt.
Ich finds wichtig, dass du auf dich achtest, was dir gut tut.
Und lass dich nicht ausnutzen als "die, die immer fährt weil sie nüchtern bleibt", wenn sie dich jetzt wegen dem Alkohol so ausgegrenzt haben sind dies nicht wert...echt nicht.
Du hast recht, es ist schade, wie das bei vielen Kreisen läuft, aber fühl dich damit auf keinen Fall allein.
10.06.2019, 22:00 Uhr | dreamingAlex
Hallo Leo!

Ich kann deine Situation ziemlich gut verstehen.
Auch ich trinke nicht und, auch wenn alles gerade vielleicht nicht ganz so schön ist, bin ich froh zu hören, dass es auch noch andere gibt, die so "unnormal" sind.
Wie du schon gesagt hast: Warum muss man sich für sowas rechtfertigen?
Auch ich hab bereits deutliche Ausgrenzung deswegen erlebt; bei Geburtstagen, der mottowoche, Zulassungs Party, ...
Ich hoffe einfach darauf, dass irgendwann das Alter vorbei ist, in dem es "cool" ist, sich einfach zu besaufen und freue mich in der Zeit, dass ich meinen Körper nicht schade.
Da muss man einfach drüber stehen. (Ich hoffe, wenigstens hier kommt es richtig an: ich möchte mich damit nicht ÜBER diejenigen stellen, die trinken. Jeder wie er will und manchmal wär das ja auch einfach lustig. Aber in einer Gesellschaft, in der man sich dafür rechtfertigen muss und ständig dumme Sprüche bekommt, läuft was schief. Ich würd mir wünschen, dass das niemand in den falschen Hals bekommt. Leben und leben lassen, ist das was ich mir wünsche)
Wenn du dich arg unwohl damit fühlst und nicht ausgegrenzt werden willst, kannst du ja fahren (wenn du einen Führerschein und ein Auto zur Verfügung haben solltest)

Und das mit Freundschaften ist auch so eine Sache...
Ich stecke auch gerade in der "Trennung" von meiner besten Freundin und es ist eine unfassbar schmerzhafte Phase.
Keine Ahnung, was in deinem Leben gerade so passiert, aber Tatsache ist, dass wir uns gerade alle ziemlich verändern.
Die körperliche Veränderung der Pubertät ist größtenteils vorbei; jetzt geht's so richtig an Standpunkte, Meinungen, Interessen.
Und auch dabei entwickelt man sich unterschiedlich schnell und in unterschiedliche Richtungen. Fühlt sich unverstanden. Sucht andere Freunde. Will mit denen neu anfangen.
Und der andere, der gerade noch stehen bleibt, steht alleine da und weiß nicht, wie ihm geschieht.
Ich würde dir gerne die Hand drücken und mit dir zusammen hoffen, dass alles wieder gut wird.
Dass die Freunde zurückkommen oder wir sie einholen. Oder dass andere Freunde zu uns kommen, die uns verstehen und mit denen gegenseitiges Vertrauen herrscht.
All das kann ich dir nicht versprechen, aber ich kann es mit dir hoffen.
Ich glaube, all das ist schlimmer, als sich vom Partner trennen, wieder Single sein. Denn solch enge Freundschaften sind ohne label, ohne Absprachen, stiller, vertrauter, "für immer"
Man sagt nicht "Ich mach Schluss". Einer geht, ohne sich zu verabschieden.
Und es gibt keine Dating Platform für beste Freunde.
Diese Art von Freundschaft kommt nie wieder. Die Freunde, die sich als Kinder kennengelernt haben und zusammen ein ganzes Stückchen größer geworden sind.
Das kommt nie wieder und das tut weh.

Ich hab mich mit meiner "besten Freundin" ausgesprochen und das hat etwas geholfen.
Und sonst bleibt nur Akzeptanz und drüber hinweg kommen.

Alles Liebe und ganz viel Kraft!
Alex
Oh the wind is gently blowing as the light begins to fade. I'm sick and tired of playin' it all, I'm sick of this parade.
10.06.2019, 21:50 Uhr | bke-Claudia
Hallo Leo, du bist zwar schon länger bei uns, aber ich glaube, du bist noch nicht begrüßt worden.
Also sei herzlich Willkommen hier im Jugendforum. Ich bin bke-Claudia, eine der Moderator*innen hier.
Das ist ein interessantes Thema, das du eingebracht hast. Für mich sind Ehrlichkeit und Vertrauen das Wichtigste in einer Freundschaft.
bke-Claudia

Treffer: 6

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