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11.11.2016, 22:44 Uhr | maskenball
Hallo erstmal...
habe lange nichts geschrieben und es hat sich einiges geändert.
Ich bin immer noch in Therapie und auf Medikation, 18 Jahre inzwischen.
Nun zum Thema, mein Opa (der Vater meiner Mutter) ist schwerer Alkoholiker. Er hat Schizophrenie und mit seinem Alter, dem Trinken und der Krankheit wird alles schlimmer. In meiner Kindheit war mein Vater Alkoholiker (jetzt habe ich keinen Kontakt mehr). Meine mama hat ihn rausgeschmissen, dann begab er sich in eine Klinik, trank danach aber wieder. Ich lebe bei meiner Mutter, die inzwischen auch täglich trinkt. Mein großer Bruder trinkt auch, nicht täglich, aber oft und viel und das auch schon mittags. Ich bin psychisch krank und nachdem ich mein SVV ziemlich eingeschränkt und vermindert habe, fange ich nun auch an mehrmals die Woche (auch alleine) zu trinken. Ich weiß nicht ob das jetzt ein Ersatz ist, ob ich mir das 'abgeschaut' habe oder was auch immer. Meine Mama lässt mich schon seit ich 12 Jahre bin trinken (sie trinkt ja selbst) ich habe Angst, dass ich auch ein Alkoholproblem bekomme. Ich weiß nicht. Und ja ich weiß es ist leicht zu sagen Kinder werden wie ihre Eltern und dass es in meiner ganz eigenen Hand liegt. Doch wie sollte ich es anders gelernt haben wenn ich es seit meiner Kindheit so vorgelebt bekomme?

Liebe Grüße
maskenball
07.03.2017, 23:04 Uhr | maskenball
Vielen dank Bke-Nana für die Antwort!

Hatte heute mit meiner Mama ein sehr langes Gespräch und sie sagte mir wie du, dass das wichtigste was ich zur Zeit machen sollte ist, mich um mich selbst zu sorgen. Und sie sagt mir wie gut ich das mache. (Natürlich hatte sie wieder getrunken wir haben vorhin erst geredet). Aber das tat mir so gut. Sie sieht mich nicht als schwach und das bin ich auch nicht. Habe erneut Energie geschöpft im Kampf gegen das Böse und mir wurde mal wieder klar, wie sehr meine Mama und ich uns verstehen. Irgendwie werden wir irgendwann schon alles hinbekommen, immerhin haben wir es bis heute geschafft und das obwohl die Vergangenheit schwerer war als die Zukunft womöglich sein wird.
04.03.2017, 10:04 Uhr | bke-Nana
Hallo maskenball,

das ist sehr traurig was du von deiner Mama schilderst.

Ich kann gut nachvollziehen, dass du deine Mama schützen möchtest. Doch du weißt sicher auch selbst, dass du das nicht wirklich schaffen kannst. Vielleicht würde sie ja in eine Beratungsstelle gehen, wenn du sie drum bittest?

Was mir mehr Sorgen bereitet bist du, liebe maskenball. Ich frage mich, wie du es schaffen kannst auch in dieser Situation gut für dich zu sorgen. Das ist so wichtig. Was tut dir denn gut? Mit Freunden lachen, Musik hören, Sport machen?

Sonne und viel Kraft rüber schick
bke-Nana
03.03.2017, 22:37 Uhr | maskenball
Ich glaube meine Mama will sich von meinem Stiefvater trennen. Er hat heute so böse Sachen zu ihr gesagt. Ich habe sie mitgehört und es lässt ihn in einem ganz anderen Licht jetzt stehen. Meine Mama hat nur noch geweint und dann getrunken und noch mehr geweint. Ich habe versucht sie zu trösten doch sie war weinend und betrunken in meinen Armen gelegen und hat alles in Frage gestellt. Sie hat so Recht. Ich weiß nicht mehr wie es weiter gehen soll. Ich will meiner Mutter so gerne helfen, doch bin ich nicht einmal so stark wie sie. Sie weinen zu sehen ertrage ich nicht. Und wie es nach noch einer Trennung weiter gehen soll auch nicht.
12.11.2016, 19:51 Uhr | bke-Claudia
Hallo Maskenball,
ich habe den Eindruck, dass du in der Therapie so offen darüber reden solltest wie hier.
Vielleicht könnt ihr Strategien entwickeln, die dir helfen, diese Situationen besser in den Griff zu bekommen.
bke-Claudia
12.11.2016, 19:38 Uhr | maskenball
ach und das Verhältnis zu dem Freund meiner Mutter ist eigentlich relativ gut. Wir sind aber noch sehr distanziert, er ist noch nicht sehr lang in unserer Familie.
12.11.2016, 19:36 Uhr | maskenball
Hallo Andreas,

das Problem mit dem Alkohol ist auch noch so ich trinke entweder ganz oder gar nicht. Ich habe (auch auf Partys) schon oft versucht nur wenig zu trinken, was aber überhaupt nicht hinhaut. Wenn ich trinke, dann richtig. Ich sehe es auch nicht wirklich als 'Spaß' an oder wie auch immer. Ich liebe dieses Brennen wenn der pure Wodka in meinen Magen läuft und ich liebe es über diese Grenze hinaus zu gehen. Ich weiß, klingt krank, ist es vielleicht auch. Dabei ist auch zu sagen, dass ich als kleines Mädchen, was unter 50 kg wiege, sogar sehr viel vertrage (inzwischen). Ich weiß, wenn man sich mich jetzt vorstellt, als kleines Mädchen was viel trinkt und handgreiflich wird, eher belustigend ist ich empfinde es jedoch nicht als lustig. Selbst wenn man mich so in dem Moment nicht ernst nehmen kann, fühlt es sich für mich sehr ernst an.
Was früher, oder vielleicht auch immer noch ein Problem ist, ist dass ich ein sehr zerstörerisches empfinden hab. (Was vielleicht sich auch durch den übermäßigen Alkoholkonsum, das SvV, oder auch meine Aggressionen gegen andere zeigt.) Ich bin innerlich so angespannt oder aufgewühlt (finde grad kein richtiges Wort was es beschreibt), dass ich nahezu innerlich explodiere und alles und jeden kaputt machen möchte. Zeigt sich übrigens auch durch meine Beziehungen zu Freunden. Es ist ein ewiges hin und her zwischen wegschieben und festhalten, zwischen Hass und Liebe.

Liebe Grüße und danke vielmals
12.11.2016, 18:06 Uhr | bke-Andreas
Hallo Maskenball,

dass du als Gewaltopfer gefährdet bist, selbst gewalttätig zu reagieren, ist ganz normal. Toll (und verantwortlich), dass du was dagegen tust! Auch wenn es nicht immer klappt, so bist du doch auf dem richtigen Weg.
Dabei ist der Alkohol dein Feind und deine Bürde. Wie kannst du ihn "bekämpfen"? Nur ganz niedrigprozentig, "verdünnt", trinken?

Ja, der Freund deiner Mutter ist "ziehmlich gut", ein mögliches Vorbild? Und er ist "Fachmann" in Suchtfragen. *smiling*
Kann er dich unterstützen...was für ein Verhältnis habt ihr?

Liebe Grüße,
Andreas
12.11.2016, 17:41 Uhr | maskenball
Vielen Dank erstmal für die beiden lieben Antworten *kissing*

Ist mir durchaus klar und ich kenne auch viele Beispiele, wo die Kinder genau das Gegenteil von ihren Eltern geworden sind.
Und auch die Geschichte ist mir bekannt.

Zu der Frage ob es in meiner Familie auch Menschen gibt die kein Alkoholproblem haben kann ich ehrlich gesagt nichts zu sagen. Ich habe mit niemanden mehr aus meiner Familie Kontakt, bzw ich kenne viele nicht, andere wollen mich nicht kennen oder sind gestorben bevor ich geboren wurde.
Allerdings ist der Freund meiner Mutter ziemlich 'gut' sag ich mal. Er hat viel in seinem Leben geschafft (obwohl sein Vater und Bruder Drogenabhängig sind) und ja.

Jetzt vielleicht noch was zu dem Antivorbild. Meine Familie hat in meiner Kindheit auch nicht vor Gewalt zurückgeschreckt, ich wusste früher und bis heute natürlich dass es total falsch ist und es nichts gebracht hat. Ich weiß auch dass es früher bei mir nichts ausgelöst hat außer pure Angst. Natürlich habe ich mir immer gesagt so ich weiß wie das ist und dass es nichts bringt sowas würde ich niemals selbst tun. Jetzt muss ich mir aber eingestehen, dass ich ziemlich leicht zu provozieren bin und dann auch vor Handgreiflichkeit nicht zurück schrecke. Ich will das in dem Moment auch häufig gar nicht aber es kommt wie automatisch, wie aus Reflex so in der Art. Habe das auch schon in Therapie angesprochen und ich bin dabei mein aggressives Verhalten kontrolliert zu entladen (Sport, Entspannungsmethoden, etc.) Ich weiß dass es einerseits auch normal ist so eine 'Affekthandlung' jedoch ist es bei mir schon etwas ausgeprägter und es fällt auch ziemlich vielen auf dass ich sehr aggressiv und handgreiflich bin. Ich weiß auch natürlich, dass Gewalt keine Lösung ist. Vielleicht sollte ich auch noch dazu sagen, dass wenn ich getrunken habe sich mein Verhalten nochmal doppelt so schlimm äußert mit der Gewalt. (Ich könnte nichtmal aufzählen wie viele Leute ich schon geschlagen oder verletzt habe, selbst Freunde). Sollte ich nicht genau weil ich weiß, wie sich so etwas anfühlt und wie falsch sowas ist, genau so nicht sein? Ich mein, mein Verstand weiß es ja, dass es falsch ist aber dennoch bin ich anders.

Liebe Grüße nochmal *bye*
12.11.2016, 11:25 Uhr | TheDreamcatcher
Hallo maskenball,

dem, was bke-Andreas geschrieben hat, möchte ich gerne eine Geschichte hinzufügen, an die ich denken musste, als ich Deinen Post gelesen habe.

Zwei Söhne hatten einen furchtbaren, alkoholkranken Vater, aber als die Söhne erwachsen waren, waren sie völlig unterschiedlich.

Einer war ein verantwortungsvoller, gottgefälliger Mann, erfolgreich in Familie, Beruf und Leben. Der andere wurde auch Alkoholiker, wie sein Vater. Wenn man sie fragte, warum sie diesen Weg gegangen sind, antworteten beide dasselbe: „Mit einem Vater wie meinem, wie hätte ich es anders machen sollen?"


Soweit ich weiß, ist sie von David Guzik, einem amerikanischen Pastor. Sie hat zwar eher einen religiösen Hintergrund, aber ich finde, man kann sie sehr gut auf Deine Situation beziehen.

Unsere Eltern können für uns ja Vorbilder oder Anti-Vorbilder sein...

LG Dreamcatcher
12.11.2016, 11:08 Uhr | bke-Andreas
Hallo Maskenball,

schön, dass du nach einem Jahr wieder hier bist. *smiling*
Schön, dass du dein SvV so einschränken konntest! Ob der Alkohol dafür Ersatz ist - schwer zu sagen. Da scheine Mehreres eine Rolle zu spielen. Viele in deiner Familie haben Alkoholprobleme, deine Eltern, ein Opa, dein Bruder .. gibt es in deiner Verwandtschaft auch Menschen, die keine Alkoholprobleme haben und ein ganz gutes Leben führen?

Ja, Kinder werden manchmal wie die Eltern, und auch Alkoholprobeme sind bei so "familiärer Belastung" häufiger. Es gibt aber auch den genau umgekehrten Effekt: Manche Menschen wissen gerade wegen der Alkoholprobleme (oder auch anderer Probleme) ihrer Eltern, was sie auf jeden Fall nicht wollen. Diese Möglichkeit und eine gewisse Entscheidungsfreiheit gibt es auch!

Also es kommt schon sehr auf dein Wollen an, und das heißt auch auf deine Hoffnung, auf deine Motivation, auf deine Ziele. Denn es kostet Kraft und Ausdauer, es braucht Klarheit; in die Alkoholprobleme "reinrutschen" geht dagegen "wie von selbst".
Deine Medikation und der Alkohol - geht das zusammen?

Liebe Grüße,
Andreas
Zuletzt editiert am: 04.12.2018, 14:07 Uhr, von: bke-Andreas

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