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20.08.2017, 18:25 Uhr | Skillet
Hallo in die Runde.

Mir liegen einige Fragen auf dem Herzen, die ich hier gerne stellen würde.

Ich bin 16, meine Eltern leben getrennt, sind aber nicht geschieden. Anfangs habe ich bei meinem Erzeuger gewohnt, weil der Hund nicht mit zu meiner Mutter konnte. Unsere "Vater-Tochter" Beziehung ist jedoch grottenschlecht, nur Streit, Mobbing und Ignoranz.

Vor ein paar Monaten bin ich dann nach einem kurzen Klinikaufenthalt mehr oder weniger von einem Tag auf den nächsten mit dem Hund zu meiner Mutter geflüchtet und habe den Kontakt zu meinem Erzeuger abgebrochen.

Mit meiner Mutter komme ich allerdings auch nur sehr schlecht zurecht, sie triggert mich, mir geht es in ihrer Gegenwart nicht wirklich besser als bisher.

Mein Therapeut hat deshalb vorgeschlagen, dass er und ich uns im Rahmen des nächsten Klinikaufenthalt mit dem Jugendamt in Verbindung setzen sollten, um mir den Umzug in eine eigene Wohnung ermöglichen zu können. Und hier stehen mir mehrere Fragezeichen auf der Stirn.

Wie läuft das ab?
Welche Bedingungen müssen erfüllt sein damit das Jugendamt zustimmt?
Was passiert wenn man das 18 Lebensjahr erreicht?
Bekommt man einen "Betreuer" an die Seite gestellt, der ab und an nach dem Rechten sieht?

Würde mich freuen wenn irgendwer mir da weiterhelfen könnte.

Gruß, Skillet.
Zuletzt editiert am: 04.12.2018, 14:07 Uhr, von: Skillet
22.08.2017, 13:58 Uhr | LuciaSeneca
Hallo Skillet,

mir ist es mit 17 Jahren ähnlich ergangen wie dir...

Ein betreutes Wohnen oder eine betreute WG kamen für mich damals nicht infrage also habe ich mich auf die Suche nach einer eigenen Wohnung gemacht. Zuvor habe ich mit meinen Eltern die "Unterhaltsfrage" geklärt- also konkret erfragt, wie viel sie monatlich zu zahlen bereit sind. Da ich mir allerdings nicht sicher war, ob das so dem Standard entspricht und ich auch nicht wusste, ob ich das packen werde, habe ich einen Termin beim zuständigen Jugendamt vereinbart.
Da ich aufgrund der zahlreichen familiären Konflikte an Depressionen erkrankt bin, wurde mit dem JA vereinbart, dass mir eine ambulante Wohnhelferin an die Seite gestellt werden würde. (Das kannst du vielleicht mal googlen).

Wenn du weißt, wie viel deine Eltern zu zahlen bereit sind- oder auch zu zahlen verpflichtet sind, empfehle ich dir eine erste Kostenaufstellung zu machen:

Du musst monatlich Geld für Lebensmittel, Haushaltssachen, Schulsachen berechnen, sowie GEZ Gebühr, Strom, DSL, Miete und evtl. Zusatzkosten. Gut ist, wenn du ein paar Rücklagen hast.

Um günstiger zu wohnen und nicht so viel allein zu sein (Nicht zu unterschätzen!!!), habe ich eine WG mit Studenten gegründet. Nach einem Jahr war mir das jedoch zu viel, sodass ich mich doch dafür entschieden habe, alleine zu leben. Die Tante vom ambulanten Wohnen hat mir persönlich nicht viel gebracht, da ich ohnehin sehr selbstständig bin und von Anfang an keine Probleme hatte, meinen Haushalt zu führen. Sie kam 2 Mal die Woche, die Zeit und das benötigte Maß der Unterstützung können jedoch individuell vereinbart werden.

Jetzt aber zu einer ganz anderen Sache, was das Thema "alleine Wohnen" mit 16-/17 Jahren betrifft:

Es ist verdammt hart! Schön und gut, wenn man selbstständig ist, einen Haushalt führen kann und seine Finanzen im Blick hat. Die andere Seite ist u.a. das viele Alleinsein, die Abgeschiedenheit von der Familie (auch wenn sie blöd ist) und der "Verlust" der Kindheit. Über den letzten Punkt hatte ich mir keine Gedanken gemacht. Auch wenn es zuhause sehr viel Streit gab- mir war nicht bewusst, wie tröstlich allein ein schönes Zimmer unter dem Dach der Familie sein kann. Wie beruhigend das Gefühl ist, dass irgendwann jemand nachhause kommen würde, wie einfach es ist, einen gefüllten Kühlschrank vorzufinden...wenn es einem ohnehin schon schlecht geht. Zuhause wartet so viel Vertrautes, dass ich persönlich zuvor nicht zu schätzen wusste.

Mein Vater hat mich auch ignoriert, mit meiner Mutter ist kein Kontakt möglich. Nach meinem Auszug von Zuhause hat mich meine Familie für ganze 2 Jahre komplett ignoriert und regelrecht verachtet.

Überlege dir gut, ob du diesen Schritt gehen willst! Unter dieser Zusatzbelastung habe ich damals die gymnasiale Oberstufe abgebrochen- was ich sehr wahrscheinlich nicht getan hätte, wenn ich noch zuhause gewohnt hätte. Therapeuten und das Jugendamt haben mir viel geraten, was sich für mich hinterher als kontraproduktiv und falsch heraus gestellt hat.

Ich wünsche dir alles Gute- und das du die richtige Entscheidung triffst!

Lucia *bye*
22.08.2017, 10:21 Uhr | Liasanya
Hallo,

ich bin mit 15 ins betreute Wohnen gekommen und das natürlich übers Jugendamt. Auch bei mir war es so, dass eine Therapeutin aus der Klinik die Idee angesprochen und dann ins Laufen gebracht hat. Ich hatte dann mehrere Gespräche mit dem Jugendamt und die sind auch zu uns nach hause gekommen. Es wird also Gespräche mit deinen Eltern und mir dir geben, wo man schaut was gut für dich ist. Wir haben dann zuerst eine Familienhilfe bekommen und ich war lange in einer Tagesgruppe. Das Jugendamt hat halt schon geschaut das wir es erstmal zuhause schaffen. Und als die dann gemerkt haben es geht nicht, dann bin ich ins betreute Wohnen gekommen.
Ich bin dann erstmal vorübergehend in eine Auffangstation gekommen (kein Planz wie das richtig heißt) und dann ins richtige betreute Wohnen (war vorher kein Platz frei). Als ich 16 wurde gab es dann ein Gespräch wg. einem Auszug in eine eigene Wohnung. Ab 16 ermöglichen die einen das auch, aber da muss man selbst das für gut finden und die Betreuer auch. Aber ich wollte das nicht und deswegen bin ich in der WG geblieben.
Ich bin jetzt 18 geworden und lebe immer noch im betreuten Wohnen. Wenn du vor dem 18 Lebensjahr ins betreute Wohnen über das Jugendamt kommst, dann kann es auch noch verlängert werden. Bei mir wird jetzt jedes Jahr geschaut, aber höchstens bis zum 27 Lebensjahr geht es. Wenn man selbst und der Betreuer das Gefühl hat es ist besser noch zu verlängern, dann geht das in der Regel auch. Also das hat meine Betreuerin mir so gesagt.
Ich wohne ja jetzt in einer betreuten WG, es gibt aber auch andere Träger vom Jugendamt, die betreutes Wohnen in eigenen Zimmern anbietet. Ich hab mir so was mal angeschaut, da hat quasi jeder ein eigenes Zimmer mit Bad (so wie ne Studentenbude) und eine Küche teilt man sich auf dem Flur. Da gibt es dann feste Betreuer, aber jeder lebt bissle für sich selbst in seiner kleinen Wohnung.
Kenne jetzt selbst niemand der eine richtige eigene Wohnung hat oder eben eine mit Betreuer, glaube das geht nur mit Betreuer erstmal. Aber da kenn ich mich nicht so gut aus, kenne eben nur das wo ich bin und was ich mir angesehen habe.

Liasanya
~Gemeinsam lassen sich scheinbar unbedeutende Momente des Lebens in wunderschöne Augenblicke verwandeln, die man nie vergisst!~
21.08.2017, 19:44 Uhr | bke-Claudia
Hallo Skillet,
mit etwas Verspätung möchte ich dich ganz herzlich hier im Jugendforum begrüßen. Ich bin bke-Claudia, eine der Moderatorinnen hier.
Ich hoffe, dass du von den Erfahrungen anderer hier profitieren kannst.
Die Fragen, die du stellst, könnte dir am besten jemand beantworten, der im Jugendamt beim Allgemeinen Sozialdienst (ASD)arbeitet.
Zunächst wird ein Antrag auf Hilfe zur Erziehung dort gestellt, in diesem Fall auf eine Unterbringung in betreuter Wohnform bis zum 18 Lebensjahr.
Das kann eine WG sein, oder eine eigene Wohnung. Ab 18. Lebensjahr wird geschaut, ob es noch eine Verlängerung gibt, Betreuung junger Erwachsener.
Vom ASD gibt es dann einen zuständigen Sozialarbeiter und manchmal dann noch eine stundenweise Betreuung.
Wie gesagt, am besten stellst du diese Fragen deinem Jugendamt.
bke-Claudia

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