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29.08.2022, 06:45 Uhr | bke-Gregor
Geschwister sind manchmal beste Freunde und manchmal erbitterte Feinde - und oft sind sie beides zur selben Zeit......
Wir haben uns unsere Geschwister nicht ausgesucht und sind durch das familiäre Band doch ziemlich nah miteinander verbunden. Es gibt da untereinander sicher oft viel Bewunderung , Förderung, Fürsorge, Zusammenhalt und Liebe, aber es gibt auch Konkurrenz, Wut, Hass, Eifersucht, Rache, manchmal sogar Gewalt und sexuelle Gewalt.
Man muss feststellen: Aus Sicht der Evolution sind zunächst und zuerst mal Geschwister Rivalen, die um Nahrung, Aufmerksamkeit, Ressourcen und Sicherheit konkurrieren.
Bei all dem spannend: Die Beziehung unter Geschwistern ist im Laufe des Lebens trotzdem sehr dynamisch und gleicht häufig einer Achterbahnfahrt. Von der Ratlosigkeit und Eifersucht gegenüber dem neuen Babygeschwisterchen hin zu tollen gemeinsamen Spielen, dann wieder übelster Streit und Handgreiflichkeiten, von Rache und Verrat zurück zu innigem Zusammenhalten, von bösartiger Konkurrenz zu völligem nebeneinanderher leben und dann wieder zusammen ausgehen, Kleidung tauschen und zurück zu Verachtung, sich abwechselt gegenseitig Alibis verschaffen gegenüber dem gemeinsamen Feind, den Eltern, sich decken und die arme Schwester vor den bösen Eltern schützen, um sie später petzend den Eltern zu verraten usw. usw.

„Mit Eltern verbringen wir das halbe Leben, mit Geschwistern das ganze“
Für viele Menschen ist der Bruder oder die Schwester der Mensch, den man am längsten und manchmal auch am besten kennt. Die Eltern sterben irgendwann, Partner und Freunde kommen und gehen – der Bruder oder die Schwester bleiben! Lebenslang! Das gemeinsame Aufwachsen, das gemeinsame Nest erzeugt ein Höchstmaß an Vertrautheit. Die gleichen Eltern, die gleiche Umgebung, viele Erlebnisse, die man gemeinsam erlebt hat, Rituale, die man teilt usw. all das prägt! Man erlebt fast alle Gefühle zum ersten Mal mit den Geschwistern: Liebe, Eifersucht, Freude, Ausgelassenheit, Zorn, Wut. Das schweißt zusammen. Und diese Beziehung kann nur schwer einfach beendet werden. Auch wenn Geschwister keinen Kontakt mehr haben, die Beziehung wirkt weiter fort.

Bei allen gleichen Erbanlagen, Erziehung und Umgebung: manche Geschwister sind soooooo unterschiedlich!
Häufig sind Geschwister so unterschiedlich, in ihren Eigenschaften, wie in ihrem Aussehen, dass die Phantasie entsteht „ich wurde im Krankenhaus vertauscht“ oder „wir haben gar nicht dieselben Eltern“ Das Geschwister so unterschiedlich sein können zeigt, dass Kinder eben nicht nur die Abbilder oder ein „Gen-Mix“ ihrer Eltern sind oder Produkte der Erziehung. Kinder haben von Anfang an eine sehr ausgeprägte Persönlichkeit und Erziehung wirkt auch deshalb nicht immer gleich.

Freud und Leid mit Geschwistern
Prägend ist diese Beziehung allemal. Geschwister zu haben bringt Vorteile, aber auch häufig Verletzungen mit sich. Viele leiden darunter, dass Bruder oder Schwester („nur“ gefühlt oder „tatsächlich“) bevorzugt wurden und mehr Beachtung bekommen haben. Geschwister berichten darüber, wie sie selber immer wieder in den Schatten gestellt wurden, weil das andere so süß, so begabt, so gut in der Schule, so talentiert am Klavier oder sonswas ist. Manche leiden unter Gewalterfahrungen mit dem großen Bruder, der großen Schwester oder unter Rollenzuweisungen wie „Nesthäkchen“, „Stammhalter“ „Ersatzmutter“ „Vater- oder Partnerersatz“ und einiges mehr.
Aber fast alle, die Geschwister haben wollen diese (manchmal nur rückblickend) nicht missen. Und in der Tat hat es auch Vorteile Geschwister zu haben: Es ist auch gut nicht die volle Aufmerksamkeit der Eltern „abzubekommen“, mit Geschwistern lernt man schneller sprechen und laufen, aber man lernt auch streiten, teilen, Frust ertragen, sich wieder vertragen. Geschwister können Vorbilder sein, sie können Defizite der Eltern ausgleichen (Fürsorge, da sein), Geschwister bieten Schutz vor den Eltern bzw. Hilfe und Ersatz wenn die Eltern ausfallen oder überfordert sind. Jungs haben in Brüdern bzw. Mädchen haben in Schwestern Rollenvorbilder. Und man kann beim gegengeschlechtlichen Geschwister lernen wie das andere Geschlecht „tickt“ – um nur einige Vorteile zu nennen.

Geschwisterkonstellationen, Einzelkinder, Sandwichkinder, Älteste und Jüngster
Ob und wie man von seiner Geschwisterposition geprägt wird – darüber gehen die Forschungsergebnisse weiter auseinander. Gesichert ist immerhin das Einzelkinder weit besser sind als ihr Ruf, im Gegenteil sie können oft besser teilen und haben die besseren sozialen Fähigkeiten. Ältere Geschwister haben den Ruf sehr verantwortungsbewusst zu sein und auch später eher Leitungspositionen zu übernehmen, mittlere Kinder sind einerseits in Gefahr zu wenig beachtet zu werden, können sich aufgrund dieser Tatsache aber auch „in Ruhe“ entwickeln und ihr Ding drehen und sie können gut vermitteln und ausgleichen, die Jüngsten in der Familie dagegen haben die erfahrensten Eltern, weil die Eltern schon viel üben konnten , sind unbekümmerter, zuversichtlicher und draufgängerischer – aber wie gesagt, all das konnte nicht eindeutig bewiesen werden.
Das Selbe gilt für die daraus resultierende Partnerwahl. Es leuchtet vielleicht ein, dass ein ältestes Kind einer Familie schwer eine Partnerschaft mit einem jüngsten Kind eingehen kann, oder dass zwei Einzelkinder besonders gut harmonieren – aber auch dazu gibt es viele Hypothesen und wir bräuchten ein neues Thema der Woche….. *wink*

bke-Gregor
Zuletzt editiert am: 29.08.2022, 06:46 Uhr, von: bke-Gregor
29.09.2022, 16:03 Uhr | JohnnyJunior
Abstand zu meinen Geschwistern dieses Jahr im Schuljahr tut mir gut.
Habe einige Geschwistern. Mit denen komme ich klar nur der Alters Unterschied ist groß zum Teil und ich bin der Älteste unter meinen Geschwistern.
Ich musste oft aufpassen auf meine Geschwistern. Inzwischen können ein Teil der Geschwistern aufpassen auf die jüngsten.
Mal sehen wie es weiter gehen wird mit dem Kontakt. *happy* *woot*
Zuletzt editiert am: 29.09.2022, 16:03 Uhr, von: JohnnyJunior
09.09.2022, 10:00 Uhr | bke-Lorenz
Guten Morgen alle zusammen,

gleich im ersten Dienst nach dem Urlaub lese ich den interessanten Thread zur Themenwoche, ins Rollen gebracht von unserem guten bke-Gregor *schulterklopf*smiling** . Ich muss schon sagen, das Lesen eurer Erfahrungen, Eindrücke und Haltungen in ihrer Vielfältigkeit zum Thema Geschwister hat mich selber -wie manch andere ja auch- zum Nachdenken gebracht. Viel wurde ja bereits geschrieben, einen Gedanken möchte ich hinzufügen.
Ich selber bin der Jüngste von 4 Geschwistern. Ein Bruder ist 2 Jahre älter, mein anderer Bruder ist 7 Jahre älter und meine Schwester 9 Jahre *shocked* älter als ich. Wir sind quasi in 2 "Schichten" mit einem nicht unerheblichen Zeitabstand als 2 Geschwisterpaare aufgewachsen, haben uns jedoch auch alle gegenseitig wahrgenommen. Klingt etwas komisch, weiß gerade nicht, wie ich es anders beschreiben soll... *hypocritically*. Nun bin ich ja auch nicht mehr ganz jung, die Eltern haben sich mittlerweile auch aus dem Leben verbschiedet, was den Rückblick in ganz unterschiedlichen Facetten interessant macht.

Besonders spannend fand ich Zusammenhang mit dem Altersabstand zu meiner Schwester vor eine paar Jahren, als wir bei einer Unterhaltung über unsere Eltern (genannt: "die Alten"), wie wir sie als Eltern und auch als (Ehe-)Paar empfunden haben, ganz unterschiedliche Eindrücke und Erinnerungen hatten. Das war verblüffend. Gerade bei der Betrachtung der Eltern unter dem Aspekt , wie sie eigentlich als Ehe-/Liebespaar miteinander umgegangen sind, klafften unsere Erinnerungen ziemlich auseinander. Letzlich sind wir -eigentlich nicht schwer- draufgekommen, dass meine gute Schwester meine Eltern ja schlichtweg 9 Jahre früher und länger "gekannt" und erlebt hat als ich. Sie hatte 9 Jahre "Eltern", die mir fehlen und die sie offensichtlich auch mit geprägt haben. Sie erlebte die Beziehung unserer Eltern teilweise als fragil, hatte als Kind im Grundschulalter auch die Sorge, die Eltern könnten ich trennen. Hat deren Interaktionen und ihren Umgang miteinander genau beobachtet und miterelebt.

Ich selber bin ja erst 9 Jahre später dazugekommen, als Vieles verändert und anders war. Mittlerweile kamen ja dazwischen noch 2 weitere Kinder dazu und unsere Eltern hatten sich offensichtlich für sich passend miteinander arrangiert. Habe also schlichtweg 9 Jahre "Eltern" nicht erlebt im Vergleich zu meiner Schwester. Und natürlich waren mein älterer Bruder und meine Schwester in diesen Jahren, als es mich noch nicht gab, als Team füreinander da. Ebenso war es mit meinem 2 Jahre älteren Bruder und mir. Etwas von diesen "Paarungen" ist geblieben, alle können jedoch im Großen und Ganzen gut miteinander.

Und klar, ganz wichtig: Ich habe ordentlich in meinem Freiheitsbestreben davon profitiert, was sich meine Geschwister im Laufe meiner (lebens-)Zeit *wink* und auch davor an Freiheiten erarbeitet hatten*smiling*. Auch was z.B. Musik anging, wurde ich mit einem reichhaltigen Angebot konfrontiert, was ohne meine Geschwister vielleicht nicht zur Verfügung gestanden hätte... wer weiß. Gut jedenfalls, dass es sie gibt, die Geschwister, möchte keines missen! Auch wenn sie einem -auch heute noch ab und an- gehörig auf den Wecker gehen können *wink*.

Viele Grüße ind Wochenende schickt euch
*bye* bke-Lorenz
07.09.2022, 21:46 Uhr | bke-Zita
Hallo,
hab immer wieder reingelesen in die interessanten und auch berührenden Beiträge zur Themenwoche.

Spannendes Thema - denn über Geschwister hat vermutlich jede*r etwas zu sagen (auch als jemand, der/die ohne groß wurde, sich vielleicht bisweilen Geschwister gewünscht hätte oder in anderen Momenten froh ist, Einzelkind zu sein).

Mir wurde beim Lesen und Nachsinnen über eure Beiträge und Erfahrungen noch mal manches klarer. Es kamen mir viele Erinnerungen, Bilder, und Begebenheiten in den Sinn.
Erinnerungen an schöne, lustige, unbeschwerte gemeinsame Unternehmungen - zumeist zu zweit. Wir sind 3 Geschwister - aber in der Konstellation waren wir eher selten zusammen. Manches war super mit meinem Bruder, anderes mit meiner Schwester. Und manchmal durfte ich bei den beiden Kleinen nicht dabei sein oder ich war in der Rolle der „Aufpasserin“, was dazu führte, dass sie sich gegen mich verbündeten.
In manchen Momenten spürte ich Eifersucht ….. auf den kleinen Bruder, mit dem der Papa mehr Zeit verbrachte. Manchmal war ich neidisch auf meine Schwester, weil sie die deutlich engagiertere Patentante hatte. Manchmal war ich gerne und auch stolz die große Schwester, ließ das die anderen auch spüren. Manchmal war es auch mühsam und anstrengend, da wollte und konnte ich weder Vorbild, noch Vorreiterin sein, wäre lieber in die Rolle der Kleinen geschlüpft.

Manchmal hielten wir zusammen, manchmal verpetzten wir uns, manchmal stritten wir uns lautstark ….. manchmal reizten wir uns gegenseitig, bis eine*r von uns zu weinen begann, verzweifelt, traurig und / oder wütend war ….
Manchmal waren wir uns sehr nah, dann wieder ferner. Aber immer fühlten wir uns miteinander verbunden.

Viele herzliche Grüße
bke-Zita
04.09.2022, 18:30 Uhr | weepingwillow
meine erfahrung ähnelt der von lia etwas. ich habe eine größere schwester. meine schwester war sehr eifersüchtig und dachte ich bekomme die meiste aufmerksamkeit. sie hat sehr rebelliert. hatte eine zeit in der sie (vermutlich) drogen genommen hat und war nie zuhause. ich war also alleine mit alldem. sie hat für alle vorgefallenen dinge und auch wie es dann war die schuld bei mir gesucht. ich habe seit einigen jahren keinen kontakt mehr, da sie früher ausgezogen ist als ich und dann nichts mehr von mir wissen wollte. wenn wir uns heute irgendwo zufällig sehen tut sie so als würde sie mich nicht kennen und geht mir bewusst aus dem weg. ich glaube mittlerweile hat sie wieder kontakt zu meinen eltern, diesen hatte sie wegen mir abgebrochen. weil sie nie verstanden hatte wie meine eltern einen menschen wie mich unterstützen und mögen können. ich hatte ein paar mal versucht kontakt zu ihr aufzunehmen, aber vielleicht ist es auch besser so. ganz früher war es anders. wir waren füreinander da, ich habe sie oft versucht zu beschützen, das habe ich immer. ich würde mir wünschen irgenwann noch einmal mit ihr zu sprechen, auch wenn sie mir gegenüber teilweise gewalttätig wurde. ich mag sie, weil sie meine schwester ist.
aber ich weiß auch, dass es so erstmal besser ist.
liebe grüße
willow
04.09.2022, 15:33 Uhr | LiA202
Ich habe eine jüngere Schwester und war als Kind immer eifersüchtig, da ich das Gefühl hatte, sie bekommt mehr Aufmerksamkeit als ich. Als Kind hat sich mich bewundert, aber ich wollte meistens nichts mit ihr zu tun haben.
Heute haben wir keinen Kontakt mehr. Sie ist mir fremd und ganz anders als ich. Im Gegensatz zu mir musste sie nie um irgendetwas im Leben kämpfen. Sie konnte ihr Abi machen und hat den Ausbildungsplatz bekommen, den ich immer haben wollte und nicht bekommen habe.
Sie ist für mich ein bisschen wie ein Spiegel, in dem ich die besser Version von mir selbst sehe, obwohl ich nicht mit ihrem Charakter tauschen möchte. Sie lebt mit der größten Selbstverständlichkeit meine Träume, die ich selbst vielleicht niemals erreichen werde- obwohl ich die Ältere bin.

Ich glaube, ich wäre lieber Einzelkind geblieben.

LG LiA
04.09.2022, 11:36 Uhr | just*me
Eltern sollten auf jeden Fall nur so viele Kinder bekommen, wie sie auch versorgen können. Es hat den Anschein, als kommt bei mehreren Kindern immer irgendwer zu kurz. Aber auch das ist bestimmt Ansichtssache, ab wann einer zu kurz kommt oder zu früh selbstständig sein muss.
just*me
04.09.2022, 10:32 Uhr | Leniona
Hey Claudia,
Das finde ich iwie lustig. Mein Bruder ist auch das Sandwich Kind hier. Aber er ist das komplette Gegenteil von dir. Nur zuhause. Nur am zocken macht nichts mit Freunden oder Familie. Schule läuft nicht (obwohl er Eigtl das Köpfchen dazu hat. Aber er verbaut es sicher selbst). Bei uns lag die Aufmerksamkeit eher auf den „unteren beiden Ebenen des Sandwiches“ ich war da whs zu selbstständig und eher wie du weswegen ich wenig Aufmerksamkeit hatte.
Alles liebe
Leni
Es ist egal zu welchem Zeitpunkt man einen Menschen verliert...es ist immer zu früh und es tut immer weh!
04.09.2022, 09:03 Uhr | bke-Claudia
Guten Morgen,
ich war im Urlaub und will doch jetzt auch noch etwas dazu schreiben.
Ich bin das Sandwich-Kind, habe einen größeren Bruder und eine jüngere Schwester.
Und irgendwie hat mir diese Position viel ermöglicht. Viele Aufmerksamkeit war bei dem Ältesten und dann auch bei der Kleinen. So konnte ich mich sehr unabhängig von den anderen entwickeln. Ich hatte schnell raus, wie man unter dem Radar hindurch kommt, war immer draußen mit den Freunden, habe Sport und Musik gemacht und war wohl viel weniger zu Hause als die anderen. Da die Schule immer lief, hat da niemand eingegriffen. In der späteren Entwicklung hat es sicher Einfluss gehabt, weit weg zum Studieren, noch weiter weg zum Leben, doch immer wieder gern zu Haus.


bke-Claudia
03.09.2022, 19:46 Uhr | Leniona
Hey hana,
Du hast es ziemlich gut auf den Punkt gebracht. Genau das ist in unserer Familie geschehen. Ich war nicht mehr die große Schwester bzw. die älteste Tochter sondern mehr die Mama für meine Geschwister und auch für meine mom. Sie hat es nicht gecheckt und leider hat sich da nichts geändert. Ich komme mittlerweile damit klar dass ich einen Elternteil für meine Geschwister darstelle. Mir ist es sogar lieber weil meine mom es leider gar nicht schafft sich durchzusetzen. Vor allem mein jüngster Bruder bekommt was technische Dinge betrifft zu viel Freiheit. Und sie kann sich nicht durchsetzen was ich schon schaffe. Aber nicht mache weil ich die Autorität nicht zu sehr untergraben möchte.

Bin ich in dem Sinne ne große Schwester? Wenn ich viel von meiner Jugendzeit für meine jüngeren Geschwister aufgegeben habe weil meine mom es nicht konnte?

Alles liebe
Leni
Es ist egal zu welchem Zeitpunkt man einen Menschen verliert...es ist immer zu früh und es tut immer weh!
02.09.2022, 18:23 Uhr | bke-Hana
Danke, liebe Leniona für deinen wertvollen Beitrag zum Thema "Geschwister".

Du sprichst damit einen sehr interessanten Aspekt an, den ich schon oft beobachtet habe: Das älteste Geschwisterkind übernimmt, vor allem in Krisensitationen, Umbrüchen u.s.w. eine Menge Verantwortung für die jüngeren.

Erstgeborene, grade wenn ein paar Jahre zwischen ihnen und den später hinzugekommenen Geschwistern liegen, lernen meist früh, in irgendeiner Weise für die Kleinen da zu sein, ihnen Dinge zu zeigen, auf sie aufzupassen, sie zu beschützen. Wenn die kleine Schwester oder der kleine Bruder leidet, schlüpfen sie ein Stück in eine elterliche Rolle, machen sich Sorgen, versuchen zu trösten und passen auf.

Und viele jüngeren Geschwister wenden sich in schwierigen Lebenslagen an die/den "Groß/en", statt ihre Sorgen zuerst an Mama oder Papa zu richten. Die wollen sie nämlich grade in Krisen nicht belasten. Dazu kommt, das ältere Geschwister oft als einerseits Orientierung und Halt gebend und andererseits auf Augenhöhe (jedenfalls mehr als Eltern) empfunden werden. Klar, die Jüngeren wissen, dass z.B. die große Schwester bereits mehr Erfahrungen hat als sie, unabhängiger, selbstständiger, sicherer ist und eher weiß wo es lang geht. Und sie erleben soetwas wie Solidarität und verständnis unter Gleichgesinnten und wenden sich deshalb lieber an sie, statt an die Eltern, die womöglich mit ihrem eigenen Leid beschäftigt sind.

Für ältere Geschwister kann das eine große Bürde sein. Sie fühlen sich ja womöglich nicht nur für die "Kleinen", sondern auch für die "Großen" ,also die Eltern verantwortlich. So besteht die Gefahr, dass sie, in dem Bemühen die anderen Familienmitglieder zu entlasten, viel zu viel Verantwortung auf sich nehmen. Stellt sich die Frage, wer auf das Wohlbefinden der/des Älteste/n achtet.

Auch dass hast du angesprochen: Ein älterer Gewisterteil schlüpft in die Rolle der Mutter oder des Vaters, wenn es um Erziehungsdinge geht und das Durchsetzen unbequemer Belange. Wenn man als Kind schon oft für die Kleineren da und von ihnen oder auch von den Eltern als Unterstützerin angefragt war, ist das kein Wunder.

Ältere geschwister haben wegen ihrer Erfahrungen oft die Fähigkeit, sich einzufühlen, für andere da zu sein, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu tragen. Da hat viele Vorteile. Das Ganze kostet aber auch schnell eine Menge an Unbeschwertheit in Kindheit und Jugend, weshalb ich es wichtig finde, dass Eltern achtsam auf ihre ältesten kinder schauen und hinterfragen, wie viel Verantwortungsübernahme gut und angemessen sind.
Jugendlichen und jungen Erwachsenen"Älteren" möchte ich sagen: Ihr sollt und dürft die euch zugeschriebene und von euch eingenommene Rolle hinterfragen und auf euch selbst schauen, überdenken, wie es euch damit geht und ihr dürft Verantwortung an Eltern und andere Erwachsene abgeben.

Es grüßt euch herzlich
bke-Hana
02.09.2022, 18:09 Uhr | Hailee
Mit meinem großen Bruder war es eigentlich immer, wie man es sich vorstellt. Prinzipiell gut miteinander, Geschwisterliebe vorhanden, immer mal wieder genervt voneinander, oft mal gestritten. Aber trotzdem hätte sich niemals was zwischen uns stellen können.
Seit er ausgezogen ist, ist es noch besser geworden. Wir streiten seit dem nie, ich bin gerne bei ihm, wir machen was zusammen auch mit seiner Freundin. Sie und ich gehen zusammen auf seine Fußballspiele etc.

Seit der große Bruder von meiner Freundin bei einem Unfall gestorben ist bemüh ich mich noch mehr um eine gute Beziehung zu ihm.

Früher war es in der Verwandtschaft immer so, dass sich für ihn alle mehr interessiert haben. Ich hab auch gemerkt, wie sich immer alle gefreut haben ihn zu sehen und bei mir war es so "normal", ich war halt mit dabei. Ist bzw. wäre heute auch noch so, aber seit ich mich schlichtweg auch nicht mehr interessiere und nur noch auf Familienfeiern zum Essen bin und wenn ich nichts Besseres vor hab, ist das auch kein Problem mehr für mich. Dafür kann mein Bruder auch nichts. Abgesehen davon geht er selbst mittlerweile selten bis nie hin. Ausgenommen meine Oma, die liebt tatsächlich alle gleich und für sie interessier ich mich auch noch genau so. Und es scheint so, als wäre (abgesehen von Mama) wie bei mir auch Oma für ihn die wichtigste Person und wenn er mal Zeit findet, Verwandte zu besuchen, entscheidet er sich auch immer für sie und ruft mich vorher an, damit ich mitkomme. Ich selbst kann ja theoretisch täglich zu ihr, sie wohnt nur um die Ecke. Er hat es minimal weiter. Und bei Oma ist es einfach so, dass sie uns schon immer gleich behandelt hat und sie niemanden auch nur ansatzweise bevorzugt.

Das einzige was schade ist, ist dass man halt nicht mit ihm reden kann, wenn es einem psychisch schlecht geht. Zum einen ist er überfordert, er kann eher da sein wenn es jemandem körperlich schlecht geht, aber mit psychischen Erkrankungen o.ä. kann er gar nicht umgehen und ist auch entsprechend ungeduldig etc., weil er es absolut nicht nachvollziehen kann. Und da sowohl seine Freundin als auch ich zwei Kandidaten sind, die mit ihrer Psyche zu schaffen haben, fällt uns das ein bisschen schwer und ich für meinen Teil rede deshalb mit ihm nicht über sowas - aber wir lieben ihn trotzdem :)
Man kann auf ihn zählen. Wenn in der Familie was ist, halten wir zusammen. Wenn ich plötzlich kein Dach mehr überm Kopf hätte, er würde mich sofort aufnehmen und andersrum natürlich auch. Bei solchen Sachen ist Verlass. Wenn er mitbekommt, dass jemand dumm zu mir ist, merkt man ihm richtig an wie schnell sein Blutdruck hochgeht. Einer in seiner Mannschaft war zB lange bei mir in der Klasse und hat mich und ne Freundin gemobbt und nach dem Schulabschluss immer noch überall Gerüchte über uns verbreitet, obwohl wir da schon 0,0 Kontakt mehr hatten und man eigentlich meinen sollte, dass auch der Mobber da mal seinen eigenen Weg findet und ihm nicht mehr so langweilig ist...Bis ich meinem Bruder nach nem Spiel davon erzählt hab, seine Freundin ihn beruhigen wollte und er mit den Worten "Bei meiner Schwester kenn ich nix" in die Kabine zu dem Typ abgedampft ist. Er ist eben der große Bruder mit Beschützerinstinkt. Nur psychische Probleme behält man da besser für sich, wenn man nicht auf Überforderung, Ungeduld und Unverständnis stoßen will. Aber wenn der Rest stimmt, kann ich mich damit abfinden.

Er redet nicht oft bzw. nie über seine Gefühle, aber durch seine Freundin hab ich zB erfahren, dass er schon mehrmals wegen mir geweint hat, weil er sich Sorgen gemacht hat und wie oft er voller Stolz über mich und Mama redet und sogar, dass er meine Kaninchen genau so liebt, auch wenn er immer auf desinteressiert tut. Das würde er alles niemals vor mir zugeben und ich dürfte bestimmt auch einiges gar nicht wissen, was sie mir da so erzählt, würde ja seinem harten Ruf schaden^^ Vielleicht hatte er das Gefühl, der Mann in der Familie sein zu müssen, als unser Vater uns sitzen gelassen hat.
Auf jeden Fall ist er für mich auch mit seinen Macken der perfekte große Bruder und ich bin stolz, seine Schwester zu sein.

Hailee
Du bist entweder auf meiner Seite, an meiner Seite, oder mir im Weg.
02.09.2022, 13:30 Uhr | Leniona
Mhm. Hab jetzt erst nicht geantwortet weil ich mir ehrlich gesagt nicht sicher war was ich schreiben sollte.
Ich hab zwei kleine Brüder (11 (A) und 16 (B) Jahre) ich jetzt 19.
ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich für eine Beziehung zu meinen Brüdern habe. Also sie ist zu beiden gut. A sieht in mir aber glaub ich eher eine Mama und nicht die große Schwestern. Vor allem seit meine Eltern sich getrennt haben und ich ihn viel mit erzogen habe. Viel für ihn da war. Ihn besser verstehen konnte. Direkt nach der Trennung hatte er Albträume dass er Mama auch verliert. Dann ist er immer weinend zu mir gekommen und hat bei mir geschlafen. Ich bin auch diejenige die ihm oft sagt was er darf, wie lang zu Freunden, dass es wichtig ist morgens und abends Zähne zu putzen, dass er was essen soll und so weiter. Also ist da sozusagen die Geschwister Rolle verloren gegangen. Er verfällt sich mir auch genauso gegenüber wie bei meiner mom.

Bei B ist es anders aber auch iwie schwer. Vor allem seit der Trennung hat er sich zurückgezogen. Es darf ihn niemand umarmen, über emotionale Dinge oder so redet er nicht. Es ist eh schon schwer mehr als Ja oder nein von ihm zu hören. Dann hat er ja auch seine Probleme mit dem zocken, Hygiene wird extrem vernachlässigt. Wir erinnern ihn und so weiter aber dann rastet er in dem Sinne aus dass er halt pampig wird. Nichts mehr sagt und einfach geht. Auch ihm sag ich immer mal wieder wenn er z.B. mal hast gehen soll. Oder wenn wir iwohin fahren und er packen und so soll. Aber es gibt auch Momente in denen wir uns gut unterhalten können. Leider sind die sehr selten. Wir reden dann eher auf so einer erwachsenen Ebene. So mach dem Motto zwei erwachsene Freunde treffen sich und haben einen schönen Abend zusammen.

Ich muss sagen ich weiß gar nicht wie so sich Geschwister normalerweise verhalten. Whs hatten wir das vor der Trennung aber da erinner ich mich leider gar nicht mehr dran.
Alles liebe
Leni
Es ist egal zu welchem Zeitpunkt man einen Menschen verliert...es ist immer zu früh und es tut immer weh!
02.09.2022, 11:24 Uhr | bke-Fiona
Hallo silbermond,

vielen Dank für deine "Zwillingseindrücke" : )

Es scheint so, als ob Zwillinge noch viel mehr verglichen werden als andere Geschwister - dabei können sie öfter ganz verschiedene Charaktere sein .

Vielleicht sind diese Unterschiede auch sehr wichtig, um die eigene Persönlichkeit zu entwickeln, sich abzugrenzen, um autark zu sein und nicht so zu sein wie der /die andere.

Vielleicht wird die Beziehung zwischen Geschwistern erst entspannter, wenn jeder seinen eigenen Weg im Leben gefunden hat : )

liebe Grüße, bke-fiona
02.09.2022, 10:40 Uhr | -Silbermond-
Hi,

uii Fiona, du bist auch ein Zwilling. *smiling*

Ich habe allerdings nicht ganz einen Doppelgänger. Da ich einen Zwillingsbruder habe, sind wir logischerweise zweieiig. Sowohl von Innen als auch von Außen unterscheiden wir uns sehr.

Stimmt, als Zwilling ist man irgendwie nicht alleine - zumindest in den ersten Jahren. Wir waren immer zu zweit und fast alles war gleich. Unsere Wege waren die gleichen, wir waren nie alleine, egal wo wir hingingen, probierten alles gemeinsam aus, erlebten alles zusammen. Das bot Sicherheit. Und ich konnte mich hinter ihm verstecken, denn mutig genug etwas alleine zu erkunden war ich selten. *blushed*
Als die Schule anfing war ich dann etwas verloren. Wir kamen zwar in dieselbe Klasse, doch wurden nicht nebeneinander gesetzt und waren mehr auf uns allein gestellt. Stück für Stück habe ich gelernt, meinen eigenen Weg zu gehen. Das war oft eine große Herausforderung.

Mit der Schule fingen auch die Konkurrenzkämpfe an und ja, die waren bis zur 10. Klasse heftig (ab der 11. wurden wir getrennt). Die kamen aber nicht nur von uns aus, sondern vor allem auch deshalb, weil wir ständig verglichen wurden - von der Familie, von den Lehrkräften, ... Natürlich war er so gut wie immer der Bessere und der Stärkere und das hat ihn sehr gepusht. Das Konkurrenzdenken hat unsere Beziehung zueinander nicht gerade gestärkt, sondern uns eher auseinandergetrieben. Gemeinsam stark waren wir selten. Meist Einzelkämpfer, oft gegeneinander.

Auch ein gegenseitiges Interesse ist nicht wirklich da. Wir leben nebeneinander her. Wir reden kaum bis gar nicht miteinander, was ich schade finde. Ich habe schon Versuche unternommen, die Beziehung wieder zu verstärken.... kleine Gesten, wie z.B. ihm Glück bei Prüfungen zu wünschen oder auch ihm rückzumelden, wenn wir gerade ausnahmsweise mal ein bisschen miteinander gesprochen haben, dass ich das schön fand. Da kommt von seiner Seite aber leider nicht wirklich was zurück.

Wir haben auch sehr unterschiedliche Interessen und ticken anders. Während ich z.B. eher ein Herzmensch bin, ist er eher ein Kopfmensch.

Ich habe den Eindruck, dass viele bei Zwillingen erwarten, dass man sich besonders nah ist und eine besondere Verbindung zueinander hat im Vergleich zu anderen Geschwistern. Das ist bei mir und meinem Bruder nicht der Fall. Aber Fiona, du machst mir Hoffnung, dass es auch wieder anders werden kann und sich die Beziehung später noch verbessern kann.

Was mir noch auffällt, im Vergleich zu anderen Geschwistern, von denen ich höre - selbst bei starken Auseinandersetzungen sind wir beide uns gegenüber nie handgreiflich geworden. Allerdings gab es bei uns auch die andere Seite nicht bzw. war diese nicht spürbar - Liebe, Bewunderung, Fürsorge.

Liebe Grüße,
Silbermond
.・✫・゜・。Ich schicke dir einen Engel, und sei er noch so klein, er möge immer bei dir sein.・。.・゜✭・
02.09.2022, 09:44 Uhr | bke-Fiona
Hallo zusammen,

mich als Zwilling würde interessieren, wie es den Zwillingen mit ihren Geschwistern so ergangen ist.

Als Zwilling ist man ja nie alleine - und das von Anfang an!

Es gibt ja oft Konkurrenz zwischen Geschwistern - das ist bei Zwillingen nochmals anders, als keiner durch das Alter der /die Kleinere oder Größere ist.

Es ist vielleicht gut, wenn man einen Doppelgänger hat - dafür ist man nicht einzigartig ; ) .

Die Zwillinge die ich noch kenne haben eine gute Beziehung miteinander, vor allem seit sie erwachsen sind.
Meiner Erfahrung nach kann man sich mit seinem Zwilling streiten, aber gegen alle anderen ist man gemeinsam stark.

Was habt ihr den für Erfahrungen gemacht - sei es jetzt als Zwillingsgeschwister oder auch mit älteren oder jüngeren Geschwistern?

Liebe Grüße, bke-fiona

Treffer: 19

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