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emvie hat bei "Songtexte" gepostet, dass sie in der Nähe war, als in Wien der terroristische Anschlag war. Es passieren leider fast jeden Tag furchtbare Anschläge, vor allem in Afghanistan. Es ist jedoch normal und auch verständlich, dass es noch mehr beunruhigt, wenn der Anschlag in Europa oder auch an einem Ort ist, wo man in der Nähe ist oder auch schon mal war (auch wenn das Leid an anderen Stellen auf der Welt natürlich weiterhin furchtbar und nicht weniger schlimm ist).
Ich war schon arg geschockt, da ich Wien kenne. Bei den Fernsehbildern konnte ich sehen, dass ich auch in dem Viertel und vor der Synagoge schon war. Wie schwierig muss es für Dich, liebe emvie, sein, das so nah mitzuerleben?
Meiner Meinung nach ist es menschenverachtend, einfach blind drauf zu hauen. Weil im Westen eine vermeintlich andere Meinung herrscht. Ich finde, es ist ein Menschenrecht, an das zu glauben oder auch nicht zu glauben, was ich selbst empfinde. Meine eigene Spiritualität zu haben oder nicht zu haben. Es muss auch erlaubt - und gewünscht (!) sein, über Christus, Mohammed, Krischna, den großen Kürbis, sogar über Jimi Hendrix (wobei das schon blasphemisch wäre

Wie seht ihr das? Beschäftigt Ihr Euch mit solchen Themen? Habt Ihr Angst oder ist es nicht so wichtig? Wie geht Ihr mit solchen Anschlägen um?
Ganz viele solidarische Grüße,
bke-Stephan
deine Gedanken sind wunderschön , sehr tief und absolut richtig!
Alle Achtung.
Wir leben im Hier und Jetzt.

Alles, was wirklich zählt im Leben, ist geschenkt.

Wir sollten vor allem die schönen Dinge im Leben auch geniessen......ich schiebe dir eine dampfende heisse Tasse mit Kakao hin und wünsche dir eine gute Nacht!
bke Sia
Anschläge sind furchtbar grausam und viele Menschen verlieren dabei sinnlos ihr Leben. In einer (übertriebenen) Furcht vor Anschlägen manifestiert sich aber glaube ich auch das Verdrängen der Tatsache unserer Sterblichkeit.
Ich selbst ertappe mich immer wieder dabei, zu denken, ich könnte den Tod "verhindern", wenn ich nur vorsichtig genug bin:
Ich trage beim Radfahren einen Helm.
Ich schaue genau hin, bevor ich die Straße überquere.
Ich mache Sport und ernähre mich gesund.
Ich schnalle mich an, wenn ich im Auto unterwegs bin.
...
In meiner Ausbildung aber habe ich erlebt:
Der Patient trug einen Helm und ist trotzdem tot.
Sie hat umsichtig die Straße überquert, aber der LKW hat sie trotzdem erfasst.
Er hat Sport gemacht und gesund gelebt und ist trotzdem jung gestorben.
Sie war angeschnallt, aber der Aufprall war so heftig, dass trotzdem nichts mehr von ihr übrig ist.
Ein Anschlag wirkt "unkontrollierbar"- Der Terrorist könnte unbemerkt unter mir sein. Ich kann mich nicht schützen, wenn ich draußen unterwegs bin, weil ich ihn wahrscheinlich nicht erkennen würde. Er könnte mich oder mir nahe stehende Menschen von jetzt auf gleich töten-
aber das kann alles andere im Leben auch, von dem ich denke, dass ich mich davor schützen kann.
Der besondere Schrecken in einem Anschlag liegt- keine Frage- darin, dass jemand gezielt tötet und versucht, so viele wie mögliche unschuldige Menschen mitzureißen- und das aus völlig "irren" , fanatistischen Gründen. Den "Glauben" fast immer als Begründung vorangestellt.
Dennoch denke ich, dass eine Furcht vor Anschlägen in Europa übertrieben ist und es viel mehr darum geht, dass wir lernen sollten, unsere eigene Sterblichkeit zu akzeptieren.
Als ich das erste Mal einen Menschen sterben gesehen habe, habe ich immer wieder weinen müssen und konnte das zunächst kaum verarbeiten. Genauso ging es mir bei meinem ersten Leichenfund- ich war so entsetzt und habe mich gefürchtet, dass ich kaum hinsehen konnte. Der Tod hat in mir so viel Wut, Angst und Ohnmacht ausgelöst (warum lebe ich/meine Freunde/Familie, wenn wir sterben müssen?).
Aber es hat mich trotz allem Schrecken auch auf eine positive Art und Weise "aufgerüttelt".
Ich bin spontaner geworden und schiebe Dinge nicht mehr so lange auf. Wenn ich Lust habe, im Regen spazieren zu gehen, dann mache ich das. Wenn ich spüre, wie sehr ich meine Familie/Freunde liebe, dann sage ich ihnen das und behalte es nicht für mich. Ich treffe Entscheidungen in Bezug auf die Frage "Was wäre, wenn ich morgen sterben müsste und es getan/nicht getan hätte? Könnte ich so in innerer Abgeschlossenheit gehen?" Und wenn ich morgens aufwache, mache ich mir bewusst, dass ich "schon wieder" einen Tag geschenkt bekommen habe und denke nicht mehr, dass ich noch abertausende vor mir habe, weil ich jung bin.
Ich bin ein Gast auf dieser Welt. Das meiste, das ich in meinem Leben zu sehen bekomme, wird mich überleben und noch da sein, wenn ich nicht mehr bin.
LG Wolke
in den letzten Wochen ist auf der Welt passiert. Ich meine auch die Situation in Frankreich im Moment.
Mich hat die Nachricht vom Anschlag in Wien in der Klinik erreicht. Zum Glück, denn das Thema Anschläge ist für mich teilweise ziemlich schwierig.
Ich erinnere mich noch genau an den Morgen des 20.12.2016. Ich schaute hier in das Forum bevor ich irgendwelche anderen Nachrichten las. Da war die Rede von der Situation in Berlin und ich verstand gar nichts mehr. Zum Zeitpunkt des Anschlags auf den Berliner Weihnachtsmarkt habe ich dort gewohnt. Beinahe wäre ich an dem Abend dort gewesen, wäre eine Freundin nicht krank geworden. Es war plötzlich alles ganz nah für mich. Ich erinnere mich noch an das Gefühl, als ich an diesem Tag in die Schule fuhr. Ein Gefühl der Angst. Schon ein halbes Jahr zuvor wurde mein Sicherheitsgefühl durch den Anschlag in Nizza gestört. Als eine Person, die ich kenne dort war.
Doch nun der Anschlag in Wien. Zu unsicheren Zeiten. Was zeigte, dass es leider schon zum Alltag dazu gehört, dass es zu Anschlägen kommt.
Dieser Anschlag macht mir Angst, auch wenn Wien quasi ganz weit weg ist. Doch trotzdem unheimlich nah.
Ich glaube wir müssen heute näher zusammenrücken.
Denn es kann jederzeit passieren. Leider.
Liebe Grüße
Haendel
Ich bin in Wien aufgewachsen und hatte bis Montagabend das Gefühl, in einer Stadt zu leben, die von Sicherheit, Ruhe und Vertrauen geprägt ist. Nun patrouillieren nach wie vor schwer bewaffnete Polizisten im öffentlichen Raum, in den Zeitungen liest man Geschichten voller Trauer und Schmerz. Eine sehr außergewöhnliche und beängstigende Situation, die viel Bereitschaft zur vorübergehenden Anpassung und Veränderung erfordert.
Ich habe mich dazu entschieden, auf Hass nicht mit Hass zu reagieren – allerdings ist Liebe in diesem Falle für mich auch nicht „the place to be“. Für mich ist das Gegenteil von Hass Gleichgültigkeit, und das beste Mittel, das dem entgegenwirkt, Engagement.
Heute habe ich für eine Stunde das erste Mal seit Montagabend wieder die WG verlassen, und ich habe nahezu jedem, der an mir vorbeigegangen ist, verunsichert hinterhergeblickt, wobei ich nicht möchte, dass meine Mitmenschen Ausgrenzung und Misstrauen erfahren, weil jemand eine solche Tat verübt hat. Ich werde weitergehen, mit jener Toleranz und Offenheit, die ich auch schon vor dem Anschlag hatte, aber auch mit dem Wissen, dass Achtsamkeit hilfreich dabei sein kann, Gefahren abzuwehren. Hier gilt es für mich noch, die Richtige Balance zu finden.
Mein Alltag wird weitergehen, auch wenn es viel Kraft erfordern wird, meine Ängste zu überwinden. Der Anschlag hat mein Vertrauen darin, dass ich Situationen und Gefühle kontrollieren und steuern kann, sehr erschüttert.
Lieben Gruß,
emvie
Ich jedenfalls wünsche allen auf der Welt Frieden, Respekt und eine Portion verstreue ich mit Staub der besteht aus Verstand.
Ich wünsche all denen die jemand verloren haben ganz viel Kraft und denen die sowas miterleben mussten, den wünsche ich das sie auf ganz viele offene Ohren stoßen.
Auf eine gemeinsame friedsame Zeit, eure kampfsocke.
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