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04.11.2020, 16:27 Uhr | bke-Stephan
Hallo liebe Community,

emvie hat bei "Songtexte" gepostet, dass sie in der Nähe war, als in Wien der terroristische Anschlag war. Es passieren leider fast jeden Tag furchtbare Anschläge, vor allem in Afghanistan. Es ist jedoch normal und auch verständlich, dass es noch mehr beunruhigt, wenn der Anschlag in Europa oder auch an einem Ort ist, wo man in der Nähe ist oder auch schon mal war (auch wenn das Leid an anderen Stellen auf der Welt natürlich weiterhin furchtbar und nicht weniger schlimm ist).

Ich war schon arg geschockt, da ich Wien kenne. Bei den Fernsehbildern konnte ich sehen, dass ich auch in dem Viertel und vor der Synagoge schon war. Wie schwierig muss es für Dich, liebe emvie, sein, das so nah mitzuerleben?

Meiner Meinung nach ist es menschenverachtend, einfach blind drauf zu hauen. Weil im Westen eine vermeintlich andere Meinung herrscht. Ich finde, es ist ein Menschenrecht, an das zu glauben oder auch nicht zu glauben, was ich selbst empfinde. Meine eigene Spiritualität zu haben oder nicht zu haben. Es muss auch erlaubt - und gewünscht (!) sein, über Christus, Mohammed, Krischna, den großen Kürbis, sogar über Jimi Hendrix (wobei das schon blasphemisch wäre *wink*) zu lachen und Witze zu machen, so lange ich nicht andere Menschen wegen ihres Glaubens auslache. Das ist in Frankreich und auch in Österreich nicht massenhaft passiert. Und trotzdem mussten Menschen, wegen fanatischem Irrsinn sterben. Hier geht es nicht um religiöse oder westliche bzw. östliche kulturelle Werte. Sondern um Menschenrechte. Und die sind überall gleich. Eben weil wir alle Menschen sind.

Wie seht ihr das? Beschäftigt Ihr Euch mit solchen Themen? Habt Ihr Angst oder ist es nicht so wichtig? Wie geht Ihr mit solchen Anschlägen um?

Ganz viele solidarische Grüße,

bke-Stephan
07.11.2020, 22:17 Uhr | bke-Sia
Liebe Wolke,
deine Gedanken sind wunderschön , sehr tief und absolut richtig!
Alle Achtung.
Wir leben im Hier und Jetzt. *wuuuaaahhhh*
Alles, was wirklich zählt im Leben, ist geschenkt. *smiling*
Wir sollten vor allem die schönen Dinge im Leben auch geniessen......ich schiebe dir eine dampfende heisse Tasse mit Kakao hin und wünsche dir eine gute Nacht!
bke Sia
Zuletzt editiert am: 07.11.2020, 22:18 Uhr, von: bke-Sia
07.11.2020, 20:46 Uhr | Wolke12
Hallo in die Runde,

Anschläge sind furchtbar grausam und viele Menschen verlieren dabei sinnlos ihr Leben. In einer (übertriebenen) Furcht vor Anschlägen manifestiert sich aber glaube ich auch das Verdrängen der Tatsache unserer Sterblichkeit.

Ich selbst ertappe mich immer wieder dabei, zu denken, ich könnte den Tod "verhindern", wenn ich nur vorsichtig genug bin:

Ich trage beim Radfahren einen Helm.
Ich schaue genau hin, bevor ich die Straße überquere.
Ich mache Sport und ernähre mich gesund.
Ich schnalle mich an, wenn ich im Auto unterwegs bin.

...

In meiner Ausbildung aber habe ich erlebt:

Der Patient trug einen Helm und ist trotzdem tot.
Sie hat umsichtig die Straße überquert, aber der LKW hat sie trotzdem erfasst.
Er hat Sport gemacht und gesund gelebt und ist trotzdem jung gestorben.
Sie war angeschnallt, aber der Aufprall war so heftig, dass trotzdem nichts mehr von ihr übrig ist.

Ein Anschlag wirkt "unkontrollierbar"- Der Terrorist könnte unbemerkt unter mir sein. Ich kann mich nicht schützen, wenn ich draußen unterwegs bin, weil ich ihn wahrscheinlich nicht erkennen würde. Er könnte mich oder mir nahe stehende Menschen von jetzt auf gleich töten-

aber das kann alles andere im Leben auch, von dem ich denke, dass ich mich davor schützen kann.

Der besondere Schrecken in einem Anschlag liegt- keine Frage- darin, dass jemand gezielt tötet und versucht, so viele wie mögliche unschuldige Menschen mitzureißen- und das aus völlig "irren" , fanatistischen Gründen. Den "Glauben" fast immer als Begründung vorangestellt.

Dennoch denke ich, dass eine Furcht vor Anschlägen in Europa übertrieben ist und es viel mehr darum geht, dass wir lernen sollten, unsere eigene Sterblichkeit zu akzeptieren.

Als ich das erste Mal einen Menschen sterben gesehen habe, habe ich immer wieder weinen müssen und konnte das zunächst kaum verarbeiten. Genauso ging es mir bei meinem ersten Leichenfund- ich war so entsetzt und habe mich gefürchtet, dass ich kaum hinsehen konnte. Der Tod hat in mir so viel Wut, Angst und Ohnmacht ausgelöst (warum lebe ich/meine Freunde/Familie, wenn wir sterben müssen?).

Aber es hat mich trotz allem Schrecken auch auf eine positive Art und Weise "aufgerüttelt".

Ich bin spontaner geworden und schiebe Dinge nicht mehr so lange auf. Wenn ich Lust habe, im Regen spazieren zu gehen, dann mache ich das. Wenn ich spüre, wie sehr ich meine Familie/Freunde liebe, dann sage ich ihnen das und behalte es nicht für mich. Ich treffe Entscheidungen in Bezug auf die Frage "Was wäre, wenn ich morgen sterben müsste und es getan/nicht getan hätte? Könnte ich so in innerer Abgeschlossenheit gehen?" Und wenn ich morgens aufwache, mache ich mir bewusst, dass ich "schon wieder" einen Tag geschenkt bekommen habe und denke nicht mehr, dass ich noch abertausende vor mir habe, weil ich jung bin.

Ich bin ein Gast auf dieser Welt. Das meiste, das ich in meinem Leben zu sehen bekomme, wird mich überleben und noch da sein, wenn ich nicht mehr bin.

LG Wolke
04.11.2020, 21:36 Uhr | haendel
Hallo Stephan,

in den letzten Wochen ist auf der Welt passiert. Ich meine auch die Situation in Frankreich im Moment.
Mich hat die Nachricht vom Anschlag in Wien in der Klinik erreicht. Zum Glück, denn das Thema Anschläge ist für mich teilweise ziemlich schwierig.

Ich erinnere mich noch genau an den Morgen des 20.12.2016. Ich schaute hier in das Forum bevor ich irgendwelche anderen Nachrichten las. Da war die Rede von der Situation in Berlin und ich verstand gar nichts mehr. Zum Zeitpunkt des Anschlags auf den Berliner Weihnachtsmarkt habe ich dort gewohnt. Beinahe wäre ich an dem Abend dort gewesen, wäre eine Freundin nicht krank geworden. Es war plötzlich alles ganz nah für mich. Ich erinnere mich noch an das Gefühl, als ich an diesem Tag in die Schule fuhr. Ein Gefühl der Angst. Schon ein halbes Jahr zuvor wurde mein Sicherheitsgefühl durch den Anschlag in Nizza gestört. Als eine Person, die ich kenne dort war.

Doch nun der Anschlag in Wien. Zu unsicheren Zeiten. Was zeigte, dass es leider schon zum Alltag dazu gehört, dass es zu Anschlägen kommt.
Dieser Anschlag macht mir Angst, auch wenn Wien quasi ganz weit weg ist. Doch trotzdem unheimlich nah.
Ich glaube wir müssen heute näher zusammenrücken.
Denn es kann jederzeit passieren. Leider.

Liebe Grüße
Haendel
Das was dich nicht umbringt macht dich nur noch stärker!
04.11.2020, 21:11 Uhr | emvie
Hallo Stephan!

Ich bin in Wien aufgewachsen und hatte bis Montagabend das Gefühl, in einer Stadt zu leben, die von Sicherheit, Ruhe und Vertrauen geprägt ist. Nun patrouillieren nach wie vor schwer bewaffnete Polizisten im öffentlichen Raum, in den Zeitungen liest man Geschichten voller Trauer und Schmerz. Eine sehr außergewöhnliche und beängstigende Situation, die viel Bereitschaft zur vorübergehenden Anpassung und Veränderung erfordert.

Ich habe mich dazu entschieden, auf Hass nicht mit Hass zu reagieren – allerdings ist Liebe in diesem Falle für mich auch nicht „the place to be“. Für mich ist das Gegenteil von Hass Gleichgültigkeit, und das beste Mittel, das dem entgegenwirkt, Engagement.

Heute habe ich für eine Stunde das erste Mal seit Montagabend wieder die WG verlassen, und ich habe nahezu jedem, der an mir vorbeigegangen ist, verunsichert hinterhergeblickt, wobei ich nicht möchte, dass meine Mitmenschen Ausgrenzung und Misstrauen erfahren, weil jemand eine solche Tat verübt hat. Ich werde weitergehen, mit jener Toleranz und Offenheit, die ich auch schon vor dem Anschlag hatte, aber auch mit dem Wissen, dass Achtsamkeit hilfreich dabei sein kann, Gefahren abzuwehren. Hier gilt es für mich noch, die Richtige Balance zu finden.

Mein Alltag wird weitergehen, auch wenn es viel Kraft erfordern wird, meine Ängste zu überwinden. Der Anschlag hat mein Vertrauen darin, dass ich Situationen und Gefühle kontrollieren und steuern kann, sehr erschüttert.

Lieben Gruß,
emvie
04.11.2020, 18:16 Uhr | Kampfsocke
Wo fängt man da an, wo hört man auf, wenn man nicht darüber sprechen kann wie schreibt man es dann so das die anderen wissen wie man darüber denkt, auch ohne das gleich der große Finger kommt der auf einem zeigt, weil man eben anders denkt. Ich versuche es dennoch, denn ich finde das uns das alle betrifft, man kann nicht sagen es ist weit weg es geht mich nichts an. Denn diese Art von Terror ist einfach vor unserer Tür. Ob in Halle, Chemnitz, München, Berlin und Wien. Schlimm ist diese ganze extreme Art und Weise, dass diese Art von Macht, ich nenne es so, das diese so viele unschuldige mit reißt. Völlig normale Menschen, jung, alt, normal wie du und ich. Ob jemand zum einkaufen geht, oder spazieren geht und wegen einer solcher extremen Macht Kämpfe nicht wieder zuhause ankommen. Ich persönlich kann mit vielen Heiligen, Göttern nichts anfangen, in vielen Glaubens Richtungen fehlt mir einfach der Verstand dazu. Ob das eine Reinheit ist, eine Verstümmelung, oder diese Art andere zu vernichten. Ich finde mich da nicht, und verstehe deswegen auch nicht warum der Mensch sich gegenseitig so schadet. Da fällt mir gleich das Lied von silly ein – Vaterland. Auf der einen Seite ist man gegen Krieg und Gewalt, auf der anderen Seite sieht man aber zu, dass man mit Waffen auch wirklich gutes Geld verdient. Nun muss ich noch etwas anderes sagen, es ist furchtbar schlimm, was diese Anhänger anrichten, wisst ihr was ich auch schlimm finde? Dieser Umstand, was nach solchen Taten dann immer raus kommt. Ich muss ehrlich sagen, nicht nur das ich persönlich daran Zweifel was die Politik mit uns macht, sondern auch was die Gesetze dazu betrifft. In den meisten Fällen stellen sie fest das diese Täter bereits ein Vorstrafen Register haben, „Alter Schwede“ bei manchen hören die gar nicht wieder auf zu berichten was der schon alles getan hat. Und da Zweifel ich und an der Stelle fühle ich mich dann einfach nicht sicher, denn ich persönlich finde, dass unsere Strafen für gewisse Taten einfach zu lasch sind. Bis etwas passiert solange ist gut und wenn dann etwas ist, und das ist ja das schlimme, es muss erst was richtig großes passieren, dann stehen die da und sagen „ gut wir haben vielleicht Fehler gemacht“ das kann es doch einfach nicht sein. Und nein ich bin nicht rassistisch, das meinte ich mit schlecht schreiben, aber ich finde, wenn jemand hier Schutz sucht, dann soll er ihn bekommen, alles gut, wenn der jenige sich aber nicht an die Regeln und Gesetze halten kann, dann würde ich ihn einfach zurück schicken. Und das passiert eben nicht. Da spreche ich jetzt nicht von Wien weil in Wien der Täter auch so ein Register hatte. Bei uns in der Stadt war es zweimal, einmal zu einem großen fest, der Täter bis heute untergetaucht, der andere der hatte ein Register wo man denkt, dass kann jetzt nicht sein. Eine Tat, ich würde sagen „ Reis dich zusammen, ordne dich ein oder du bist hier nicht richtig“ aber dann 2. Tat, 3. Tat, einsitzen, gut führen, eher raus und dann bämm. Das entsetzt mich. Ich habe auch schon mal darüber nachgedacht, ( vielleicht ist es gespinne, weil ich anders bin) aber ich dachte mal, bzw habe Angst das wir irgendwann da sind wie bei den Amis, die laufen mit Pistole in die Schule zum selbst Schutz.

Ich jedenfalls wünsche allen auf der Welt Frieden, Respekt und eine Portion verstreue ich mit Staub der besteht aus Verstand.

Ich wünsche all denen die jemand verloren haben ganz viel Kraft und denen die sowas miterleben mussten, den wünsche ich das sie auf ganz viele offene Ohren stoßen.

Auf eine gemeinsame friedsame Zeit, eure kampfsocke.
Wer nur in Socken geht, dem kann man nichts in die Schuhe schieben.

Treffer: 6

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