Hej ihr Lieben,

ich habe ein Problem und zwar geht darum, dass ich Probleme habe Nähe zuzulassen.
Sobald es praktisch darum geht Nähe/Intimität zuzulassen - unabhängig davon, ob ich die Person sehr mag oder eher weniger oder es noch nicht so genau weiß - werde kalt und sehr abweisend und es kommt eine Version von mir zum Vorschein, die ich so gar nicht kenne.
Ich bin eigentlich ein sehr offener, warmherziger, lebensfroher und hilfsbereiter Mensch.
Aber jetzt zum Beispiel habe ich jemanden kennengelernt mit dem ich mich sofort gut verstanden habe. Er ist super lieb und aufmerksam. Und ich mag ihn wirklich sehr. Also habe ich mich irgendwie versucht dazu zu zwingen Nähe zuzulassen, weil ich dachte evtl wird es irgendwann ja normal und es ändert sich was. Aber schon bei einer Umarmung seinerseits bin ich irgendwie abgedriftet und habe versucht mich auf was anderes zu konzentrieren und als er mich geküsst hat, war das als ob ich gar nicht richtig da wäre. Ich habe es einfach hinter mich gebracht, aber danach habe ich mich in meinem Körper nicht mehr wohlgefühlt. Und wenn er mir jetzt Nachrichten schreibt, dann ignoriere ich sie, weil ich irgendwie sowas wie Abneigung - fast schon Ekel empfinde. Ich weiß nicht mehr wie ich ihm begegnen soll oder was ich ihm schreiben soll.
Ich hoffe sehr, dass mir hier jemand weiterhelfen kann.

Viele Grüße Isabelle

Guten Morgen Itsmisabelle,

schön, dass du zu uns gefunden hast und dich offen mitteilst. Ich begrüße dich herzlich bei uns im Jugendforum!

Einerzseits haben wir einen großen Wunsch nach Nähe und Zärtlichkeit und andererseits haben wir auch große Angst davor. Du sprichst über deine Angst und teilst etwas, was vielen Schwierigkeiten bereitet. Damit bist du nicht wirklich alleine.

Ich vermute, dass du deine "guten" Gründe hast, um so zu reagieren und deine Reaktion ein Schutz ist. Dein Schutz vor etwas: meistens vor Kontrollverlust. Es ist wichtig, dass du es mitbekommst und auf dich achtest. Und wenn du einen aufrichtigen Menschen in diesem Freund siehst und dich traust, dann traust du ihm vielleicht auch darüber etwas zu sagen, wie es dir mit Nähe geht oder du spürst erstmal, ob du es willst. Er muss damit klar kommen oder er kommt halt nicht zurecht damit. Überlasse es ihm. Sei freundlich zu dir und wenn es geht, rede mit ihm über deine Angst. Oder nicht, wenn du das Gefühl hast, dass es nicht ankommt.

Du musst ganz viel vertrauen, um dich wohl zu fühlen und hast Angst, die Kontrolle zu verlieren. Sei etwas sanft mit dir und versuche dich selbst damit erstmal zu akzeptieren. Manche Menschen habe so schlimme Erfahrungen in ihrer Kindheit gemacht. Damals wurden ihre Grenzen leider missachtet. Diese Menschen können später Nähe und Distanz nicht gut regulieren und fürchten sich vor Menschen und haben Angst davor, die notwendige Distanz nicht mehr zu gewinnen, wenn sie zu nah waren. Vielleicht geht es auch bei dir darum: es zu schaffen, ganz nah mit jemandem zu sein und dich dann doch zu trennen ohne Angst zu haben, dass du die Liebe und Zuwendung verlierst oder nicht mehr gemocht wirst. Höre erstmal auf dich und achte dich.

Deshalb beginnen Menschen auch Therapie: um sich mit dieser Angst vor Nähe lieben und akzeptieren zu lernen und trotzdem Intimität und Nähe zu leben.

Gut, dass du hier darüber schreibst. Du bist damit nicht alleine!

Ich wünsche dir etwas Leichtigkeit und Selbstakzeptanz mit allen, was du erlebst und wenn du verliebt bist: dann genieße es ohne dich unter Druck zu setzen!

Viele Grüße

bke-Kira (Moderatorin des Jugendforums)