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25.03.2024, 18:20 Uhr | Elen000
Hallo liebes Forum..

Ich weiß gerade bei einer Sache überhaupt nicht weiter.. Ich weiß nicht ob ich mich schuldig fühlen soll, traurig, gut oder schlecht oder ganz anders??

Man ich hab eine Zimmernachbarin hier in der therapeutischen WG in der wir sind wegen verschiedenen Esstörungen... Sie ist mir wirklich soo ans Herz gewachsen, wir haben jetzt erst unser gemeinsames Zimmer hier umgeräumt und uns bei Hausaufgaben geholfen, halt alles sowas.....

In letzter Zeit haben wir uns abends auch oft rausgeschlichen, es war ihre Idee aber ich hab's mitgemacht, wir waren laufen/joggen und ich weiß nicht ich hab irgendwie immer so ein schlechtes Gefühl dabei gehabt.. Aber gleichzeitig war es auch irgendwie immer schön.

Es ging meiner Zimmernachbarin immer schlechter aber sie ließ es sich auch nicht ausreden uns rauszuschleichen und ich wollte sie auch nicht alleine gehen lassen... Ich hab mir Sorgen um sie gemacht weil sie wirklich immer schwächer wurde.. Ihr Kreislauf machte nichtmehr mit und sie war immer wie abwesend... Hatte auch schwächeanfälle und kein Gleichgewicht mehr aber leugnete alles immer... - "Chill, mir geht's gut" oder "Hab dich nicht so, alles chillig" waren immer ihre Worte..
Ich muss zugeben ich war auch egoistisch weil ich nie jemandem aus der WG eher von dem rausschleichen erzählt hab auch weil ich es für mich ja auch mit getan habe...

Und gestern als wir draußen waren brach meine Zimmernachbarin total zusammen, dann bekam sie Angst, ich aber auch, ich wusste nicht was ich machen soll.. Sie hatte keine Kraft zum Aufstehen und klammerte sich enorm an mich.. weinte.... War immerwieder wie kurz bewusstlos, ihre Augen verdrehten sich, dann war sie wieder kurz da.. ich mag mich eigentlich garmicht so sehr daran erinnern. Es tut mir so dolle weh daran zu denken..

Ich rief dann unsere Bezugsbetreuuerin an (wir haben beide die gleiche), sie hatte eigentlich keinen Dienst aber ging trotzdem ans Telefon... Naja meine Zimmernachbarin wollte nicht das ich jemandem anrufe aber es ging ihr wirklich überhaupt nicht gut, wir hätten es niemals in die WG zurück geschafft und ich war einfach überfordert und hatte totale Angst um sie... Wir wurden dann abgeholt und heute früh kam meine Zimmernachbarin direkt ins Krankenhaus.

Es fühlt sich so an als wäre ich dran Schuld. Weil ich nicht eher handelte. Ich halte mir immer vor Augen wie schlecht es ihr ging und es fühlt sich enorm so an als wäre es meine Schuld.... Ich weiß nicht was ich machen soll...

Sie ist jetzt sauer auf mich weil wir halt Ärger von der WG bekommen haben und naja auch weil sie jetzt im Krankenhaus (wieder) ist.... Es tut mir ja so leid für sie......

Andererseits ist es irgendwie auch erleichternd zu wissen dass sie Hilfe bekommt... Ich hab garnicht gemerkt dass sie mir so wichtig ist, das geht mir unnormal nah...

Was denkt ihr darüber? Bin ich Schuld? Was soll ich jetzt machen?

Danke für Hilfe...
Elen
Zuletzt editiert am: 25.03.2024, 18:26 Uhr, von: Elen000
27.03.2024, 18:04 Uhr | bke-Christian
Hallo Elen,
ich habe jetzt noch einmal nachgelesen, was Du berichtet hast und was dazu geschrieben wurde.
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Ich bin derselben Ansicht wie sie einige UserInnen und KollegInnen geäußert haben: in der kritischen Situation, in der Du sie erlebt hast, hast Du eine dafür verantwortliche Betreuerin informiert.
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Für einen Verrat halte ich das nicht.
Auch nicht für eine Schuld.
Was warst Du ihr schuldig für diese Situation?

Das heißt nicht, dass deine Freundin und Zimmernachbarin es so betrachtet und deswegen sich abwendet (da Du in ihren Augen nicht auf ihrer Seite stehst).
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Ich weiß nicht, ob es eine Verabredung zwischen Euch gab, in solch kritischen Fällen nicht zu handeln.
Selbst wenn das so wäre: ich denke, dass solche Verabredungen noch nicht letztverbindlich sind.
In der akuten Situation war die Angst um sie zu groß - und das war vorher nicht einzukalkulieren.
Es ging hier nicht um die Verletzung einer gültigen Patientenverfügung.
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Wenn Deine Freundin von Dir erwartet hätte, dass selbst letzte (auch tödliche) Konsequenzen Eurer nächtlichen Streifzüge in Kauf genommen werden sollen, hätte sie eine Einwilligung verlangt, die wirklich deutlich hätte sein müssen zwischen Euch.
Und da muss jede/jeder sich fragen, ob er das mitmachen will.
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Die weiteren Ideen: Zeit lassen, eventuell in einem Brief um die Fortsetzung der Freundschaft bitten, die finde ich ebenfalls gut.
Du bist nicht bereit gewesen, ihr Leben leichtsinnig aufs Spiel zu setzen (was u. U. in Gefahr war): das zeichnet Dich meiner Ansicht nach aus.
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LG!
bke-Chr.
27.03.2024, 16:32 Uhr | CascadiaMontregaia
Hey Elen,

Ich find die Situation auch sehr sehr unglücklich. Die Idee mit dem Brief ist mir auch gekommen. Wenn sie nicht mit dir reden will, kannst du drauf hoffen, das sie den Brief lesen wird. Vielleicht kannst du da drin auch beschreiben, warum du so gehandelt hast und ihr den Abend aus deiner Sicht schildern. Wenn du sagst, das du sie vermisst, kannst du das da auch erwähnen.
Keine Ahnung, ob sie es annehmen wird, aber ich finde es wichtig ihr zu zeigen, dass du als Freundin für sie da bist und sie dir wichtig ist. Lass ihr aber auch etwas Raum. Es ist blöd gelaufen und Zeit ist da manchmal das beste.
Ich frag mich gerade, ob sie aktiv gesagt hat, dass sie dich nicht mehr sehen will? Weil dann würd ich ihr mehr Raum geben.

Ich hoffe die Situation entspannt sich bald.
Liebe Grüße
Cascadia
Es gibt Dinge, die kann man nicht in Worte fassen.
Es gibt Gefühle, die kann man nicht beschreiben.
Es gibt Menschen, die kann man nicht verstehen.
Aber man kann es versuchen...
27.03.2024, 16:17 Uhr | Nachthimm3l
Hallo Elen,
ich hoffe es ist ok, dass ich schreibe...
Es ist eine ziemlich verzwickte Situation find ich. Vielleicht braucht sie etwas Zeit.
Vielleicht kannst du ihr einen Brief schreiben in den du z.B. schreibst, dass es dir leid tut, sie dir aber sehr wichtig ist und du deswegen so gehandelt hast wie du es getan hast und du sie damit keineswegs verletzten wolltest. Den Brief könnte sie dann lesen, wenn sie es mag. Aber im Endeffekt ist es ihre Entscheidung ob sie es tut. Und damit gibst du ihr vielleicht auch etwas Freiraum und die Möglichkeit selber zu entscheiden ob und wann sie es tut. Du kannst sie darin, in dem Brief, auch fragen, was ihr helfen könnte. Und dann kann sie auch wieder selber entscheiden ob sie dir antworten möchte oder (erstmal) Abstand braucht. Es ist eine wirklich unschöne Situation in der du bist, tut mir leid. Ich hoffe es ist ok, dass ich das geschrieben habe...(sonst kann ich das auch wieder löschen, wenn du magst)
Liebe Grüße

Edit: tut mir leid, konnte das so nicht stehenlassen
Zuletzt editiert am: 28.03.2024, 10:26 Uhr, von: Nachthimm3l
27.03.2024, 16:09 Uhr | bke-Christian
Hallo Elen,
kannst Du mitteilen, wie ernst die Erkrankung Deiner Freundin ist? Du deutest an, dass es sehr ernst ist... (wg. "sich aufgeben" ...)
27.03.2024, 14:42 Uhr | Elen000
Hallo liebes Forum,
und danke an bke-Nana, Amika und Anne für eure Antworten...

Es tut mir immernoch furchtbar leid was passiert ist aber ich war meine Freundin heute im Krankenhaus besuchen..
Sie muss wohl heftig sauer auf mich sein. Zumindest fühlt es sich für mich so an.. Gestern war ich das erste mal bei ihr, ich war gerade da als ihr eine Sonde gelegt bekommen hatte.... Sie hatte sich versucht dagegen zu wehren und naja ich ging dann zu ihr um sie bisschen abzulenken und ihr meine Hand zu geben da sagte sie wütend: "Sag mal Elen auf wessen Seite bist du eigentlich?" und zog ihre Hand weg.. Das war auch das letzte was sie zu mir sagte..
Ich hatte ihr ihr Kuscheltier mitgebracht und für uns beide solchen Babyfruchtmus weil dass war so eine Sache die wir beide immer gemocht haben.. Die hab ich ihr dann natürlich nicht gegeben. Ich hab ihr aber ihr Kuscheltier gegeben dann nachdem die Sonde drin war, sie hat sich aber von mir weggedreht und kein Wort gesagt.

Ich hab mich da schon furchtbar gefühlt aber meine Betreuerin war abends ziemlich lange bei mir und ich redete mit ihr und dann dachte ich dass sie vielleicht nichts gesagt hat wegen des legens der Sonde.. Ich meine als es mir passierte fühlte ich mich auch furchtbar....

Aber heute hat sie wieder nicht mit mir gesprochen... Und sich weggedreht und ich weiß nicht was ich machen soll.....
Sie sieht so traurig aus und so als hätte sie alles aufgegeben. So kenne ich sie garnicht....

Mir fällt nichts ein wie ich ihr wieder bisschen Mut machen könnte.. Sie tut mir so furchtbar leid. Außerdem ist es total öde ohne ihr in der WG.

Habt ihr eine Idee was ich machen könnte? Wie könnte es ihr wieder besser gehen?

Elen
25.03.2024, 19:55 Uhr | Amika14
Hallo Elen
Ich mag dir auch sagen, du hast nicht was falsch gemacht. Ich finde es sehr mutig von dir eure Bezugsbetreuerin angerufen zu haben. Du hast da richtig gehandelt. Bitte gebe dir nicht die Schuld für das was passiert ist.
Du hast genau das richtige gemacht.

LG
Amika
25.03.2024, 19:37 Uhr | Annejaa
Hallo liebe Elen,
ich finde nicht, dass es deine schuld ist. Sie hat dir immer wieder gesagt, chill mal. Ich hätte gestern auch jemand angerufen. Es ging ihr sehr schlecht.
Lg
Annejaa
25.03.2024, 19:30 Uhr | bke-Nana
Liebe mutige Elen,

das war ein ganz schöner Schock für dich gestern Abend. Da fühle ich mit dir.
Nun fragst du dich, ob du verantwortlich bist dafür, dass deine Freundin während eines verbotenen Ausflugs geschwächt zusammengebrochen ist. Zumal sie deine Bedenken zuvor weggewischt hat.

Aus meiner Sicht hast du dich völlig richtig verhalten, indem du die Bezugsbetreuerin informiert hast über den Schwächeanfall. Sie ist das Fachpersonal für deine Wohngruppe mit einer ganz spezifischen Ausbildung. Ich möchte damit sagen, dass sie die Qualifikation besitzt einen Zustand einer zu betreuenden Person viel eher einschätzen kann als du. Aber scheinbar ist es auch ihr entgangen. Das passiert leicht, wenn man den Aussagen einer Person vertraut. Der Zustand deiner Zimmernachbarin ist ernst, dass nur das Krankenhaus die Möglichkeit hat, sie not zu versorgen. Auch wenn sie sauer auf dich ist, du hattest keine wirkliche Alternative. Sie wird sich sicher bald beruhigen und wieder gut mit dir sein und Verständnis für deine alternativlose Entscheidung haben. Hab etwas Geduld mit ihr.

Du hast die einzig richtige Entscheidung getroffen. Nun hole deinen Schlaf nach und vielleicht kannst du deine Zimmernachbarin bald besuchen.
bke-Nana

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