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02.01.2024, 14:53 Uhr | bke-Ina
Liebe Userinnen und User,
hier kommt er, der Text zur aktuellen Themenwoche! Daumen hoch
bke-Stephan hat sich viele interessante Gedanken zum Thema Leistungsdruck gemacht. Er hat heute keinen Forumsdienst, wir wollten euch aber nicht länger warten lassen, darum poste ich heute seinen Text. Ich freue mich auf einen regen Austausch!

Liebe Grüße,
bke-Ina
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Liebes Forum,

ich habe mir mal Gedanken zum Leistungsdruck gemacht. Bei meinen Überlegungen stellte sich schnell heraus: Wo ist eigentlich der Unterschied zwischen Leistungsdruck und Förderung? Vermutlich stimmt Ihr mir zu, dass födern richtig und wichtig ist. Und Leistungsdruck nicht. Auch wenn ich mit Leistungsdruck erfolgreich werden kann, fühlt sich der Druck falsch an. Und auch der Erfolg fühlt sich völlig anders an, ist auch meiner Meinung nach nachhaltiger, wenn er aus mir kommt. Wenn die Förderung mich dahin gebracht hat, wo ich hingewollt habe. Und nicht der Druck.

Hier ein Beispiel:

Der Papa baut mit der Tochter Lego. Er ermutigt sie, herauszufinden, was der nächste Schritt ist. Hilft ihr, die richtigen Steine zu finden. Freut sich über die einzelnen Schritte.

Gleiche Situation:

Ein Papa weiß, dass seine Tochter – eigentlich – das gewünschte Ergebnis mit den Legos alleine hinbekommen könnte. Er sagt: „Du kannst das, ich gehe jetzt raus. Wenn ich in 15 Minuten komme, erwarte ich, dass Du das geschafft hast.“

Klar: Das eine ist Förderung, das andere Druck. Das Ergebnis möglicherweise das Gleiche. Was fühlt sich wohl besser an? *wink*

Leistungsdruck kann zu Ängsten führen. Immer wieder führt elterlicher oder schulischer Leistungsdruck dazu, dass Kinder und Jugendliche gar nicht mehr in die Schule gehen wollen. Aber ist es für Eltern nicht auch echt schwer, zu erkennen: Wie kann ich fördern, meinem Kind helfen, es vielleicht sogar ein wenig anschubsen, weil ich unbedingt möchte, dass es zu einem Abschluss kommt. Damit es die viel größere Chance hat, selbstbestimmt und hoffentlich auch glücklich zu werden? Und wo beginnt der Leistungsdruck? Woran kann ich das als Mutter oder Vater erkennen?

Ich finde, das Thema ist gar nicht so einfach.

Was könnt Ihr denn tun, wenn Ihr unter Leistungsdruck steht? Hier wäre ich sehr gespannt, was bei Euch schon mal erfolgreich war.

Was mir dazu einfällt (erstmal Fragen, aber ich finde, dass Fragen oft gut helfen können und die Antworten und damit die Lösungen sehr individuell sind):

• Wo will ich hin? Kommt mein Ziel von mir oder wird mir das von außen aufgedrückt?
• Stelle ich mir selbst zu große Ziele? Fordere ich selbst zu viel von mir? Muss ich so perfekt sein?
• Woran würde ich merken, dass ich zufrieden mit mir bin?
• Was habe ich schon mal wirklich gut gemacht? Welche Talente habe ich (alternativ dazu: Was würde meine beste Freundin, mein Opa, meine Mama, mein Lieblingsonkel sagen, welche Talente ich habe?)?
• Was würde wirklich passieren, wenn ich zu einer Aufforderung „Nein“ sage?
• Wo kann ich mir Hilfe holen, wenn ich alleine nicht mit dem Druck von Innen oder Außen klarkomme?

Soviel zu meinen Gedanken zu einem anstrengenden Thema. Welche Gedanken habt Ihr dazu? Auf Eure Antworten freut sich
bke-Stephan

und schickt viele förderliche und unterstützende Grüße
23.01.2024, 21:52 Uhr | bke-Lorenz
Guten Abend zusammen,

habe eben mit großem Interesse den ganzen Thread zum Thema Leistungsdruck gelesen. Vielen Dank, lieber Aeneas und liebe Kalteswasser, für euren intensiven Austausch, den ihr uns hier zur Verfügung gestellt habt. Zum einen authentische Erfahrungen mit sich selbst, zum anderen Beobachtungen und Wahrnehmungen bei einem nahestehenden Menschen.
Möchte dein letztes Posting nochmal kurz aufgreifen, Kalteswasser. Wenn ich dich richtig verstanden habe, haderst du in der Rückschau mit dir selbst, weil du deine Freundin damals wie eine "Bremse", die dich vom Sport bzw. Lernen abgehalten hat, gesehen und vielleicht auch behandelt hast. Ist vorbei, dein Blick war mit Sicherheit sehr verschwommen (deine Worte), also geh nicht zu hart mit dir ins Gericht, da tust du dir Unrecht.
Aeneas hast du geschrieben:"… und das ist deine indirekte Aufforderung gut auf deinen Bruder aufzupassen, bzw. es still zu beobachten wie es ihm damit geht. " Das ist bestimmt eine gute Idee, allerdings kann es auch eine Überforderung sein, z.B. auf den Bruder "aufzupassen", es gilt also auch beim "Aufpassen", ein Auge auf sich selber zu haben. Immer auch schauen, wie viel Verantwortung kann ich "leisten" und wo brauche ich vielleicht auch die Unterstützung von weiteren Menschen.
Gleichzeitig sehe ich es auch so wie du, dass es wichtig ist, nicht immer nur zu zuzuschauen, wie jemand in solch eine Spirale hineingerät und für den Preis der Harmonie darauf zu verzichten, seine Beobachtungen, Wahrnehmungen oder Sorgen mitzuteilen, den anderen auch (angemessen) zu konfrontieren. Betroffene haben ja oft eben keinen brauchbaren Blick mehr auf sich selbst, sind blind, wie du schreibst, Kalteswasser. Auch wenn's schwer ist, oft ist es immens hilfreich, etwas zu sagen im Sinne von" hey, wenn ich sehe, was du alles machst und was du dir abverlangst, komm ich gar nicht mehr mit und mache mir echt Sorgen, weil ich dich mag und du mir wichtig bist" oder so ähnlich. Was meint ihr dazu?

Freue mich auf weitere Gedanken und Ideen zum Thema Daumen hoch !

Viele Grüße und gute Nacht in die Runde,
*bye* bke-Lorenz
03.01.2024, 17:21 Uhr | bke-Christian
Hello in die Forumsrunde,

ich stehe gerade nicht unbedingt unter Leistungsdruck, aber unter dem Druck, oft zu Krankenhausbesuchen und damit zusammenhängenden Gesprächen zu müssen.
Das kollidiert heute mit meinem modi-Dasein.
Soeben komme ich da also her, aus dem Krankenhaus, wo ein Familienmitglied Patient ist.
Deswegen signalisiere ich ziemlich spät: Ein Mod ist da.
-
hechel hechel ...

LG,
bke - Christian
02.01.2024, 17:56 Uhr | bke-Ina
Auch ich möchte sagen, dass ich euren Austausch spannend und bereichernd finde @kalteswasser22 und @Aeneas. Vielen Dank für eure Offenheit. Ich gebe nun weiter an den Abenddienst und freue mich, euch morgen wieder zu lesen.

Liebe Grüße,
bke-Ina
02.01.2024, 17:17 Uhr | kalteswasser22
… und das ist deine indirekte Aufforderung gut auf deinen Bruder aufzupassen, bzw. es still zu beobachten wie es ihm damit geht. Wir sind alle keine Hellseher aber ich hatte damals auch eine Freundin die mich einen Tag durch mein Training begleiten wollte und mit mir zusammen lernen wollte und dann immer am „strugglen“ war sag ich mal und immer gesagt hat bor ne wir machen jetzt mal nh Pause.
Ich war damals sehr sauer, weil ich dachte sie wollte mich vom lernen oder Sport abhalten.
Aber das vielleicht auch als Anregung: seid dankbar für solche Menschen!

Fällt mir nicht leicht darüber zu reden und aber auch das gehört irgendwie für mich dazu. Zu erzählen wie gemein und abwesend ich in der Zeit war! Die Menschen haben das nicht verdient.
Zuletzt editiert am: 02.01.2024, 17:18 Uhr, von: kalteswasser22
02.01.2024, 17:10 Uhr | kalteswasser22
Hallo Aeneas,
ich finde das auch sehr bereichernd sich so gegenseitig auszutauschen egal ob man jetzt „Erfahrung“ damit hat oder nicht aber das stimmt mit der Achtsamkeit aber es ist tatsächlich nicht leicht zu erkennen, weil es auch eine Belastung ist die sehr schwer erkennbar ist bzw. Betroffene wissen wie sie sich daraus lügen *wink*

Eigentlich ist das sehr traurig und was ich noch erlebt habe ist dass viele Lehrer sich dankt schwer tun, weil sie den Bildungsauftrag haben und natürlich sag ich mal „stolz“ auf Schüler/innen sind, die danach streben super Leistungen zu bringen und immer zu nach Referaten fragen. Ich kann verstehen dass es Lehrern dann schwer fällt nein zu sagen wenn man diesen Schüler doch so als Vorbild für alle anderen sieht.
Aber tatsächlich gab es auch Lehrer die es zum Ende (erst sehr spät) erkannt haben und natürlich auch nicht dazu ausgebildet sind und nicht richtig wissen, wie man damit am besten umgeht. Ein Lehrer war damals tatsächlich sehr offen zu mir darüber war kurz nachdem wir ein Gespräch hatten nur leider wegen burn out auch weg also du siehst ganz schön schwierig…

Es fühlt sich auch jetzt danach noch so ein wie ein Baby zu sein oder ein Kind, dass laufen und sprechen so alles neu lernen muss also vielleicht passt der Vergleich.
Den Bezug zu sich selber zu lernen und wie du so schön schreibst die Achtsamkeit, aber bevor es zu spät ist!!
02.01.2024, 17:03 Uhr | Aeneas
Hallo kalteswasser,

danke für deinen interessanten Beitrag mit den persönlichen Erfahrungen.
Finde ich sehr wertvoll in der Diskussion und in Ergänzung zu meinem Beitrag, der ja eher eine "Außenseiter"-Position einnimmt.

Ich glaube auch, dass externer und interner Leistungsdruck sehr schnell kippen kann, wenn man die Selbstwahrnehmung (dadurch) verliert.
Achtsamkeit von sich selbst, Trainer:innen, Lehrkräften und Eltern oder auch Geschwistern ist da sicherlich sehr wichtig, damit es gar nicht erst soweit kommt und man in dieses tiefe Loch fällt.

Viele Grüße
Aeneas
Zuletzt editiert am: 02.01.2024, 17:04 Uhr, von: Aeneas
02.01.2024, 16:46 Uhr | kalteswasser22
Hallo,

* ich hoffe ihr empfindet meinen Beitrag nicht als trigger da sehr viele persönliche Erfahrungen und eigene Erlebnisse mit drin ist. Das soll nur zeigen wie es sein kann aber so muss es natürlich nicht sein! Jeder ist verschieden.

ich finde es ein sehr spannendes Thema und ich kenne es auch aus dem Leistungssport und halt auch aus der Schule.
Im Sport habe ich das lange tatsächlich auch als positiv empfunden und auch in der Schule hat es mir geholfen langfristig gute Noten zu bringen.
Aber dass mich das kaputt gemacht hat habe ich erst jetzt nach der Schule gemerkt.

Ich glaube es ist wichtig zu erkennen wann der Druck zu groß ist, dass er krankhaft ist und das ist bei jedem ja total unterschiedlich. Und das ist auch gut: die einen halten mehr Druck länger aus die anderen eher weniger und das ist nichts schlechtes! Da ist es gut wenn man es schafft auf seinen Körper zu hören!
Ich war immer fine damit vor der Schule laufen zu gehen dann der lange Schultag, nach der schule 3-4 Stunden in die Halle, nachts lernen und zwischen Tür und Angel Hausaufgaben.

Je tiefer man dort reingerät, desto verschwommener wird die Brille durch die man auf sich und auf seine Leistungen schaut und irgendwann ist man blind: Sieht es nicht mehr als fragwürdig geschweige denn besorgniserregend z.B. seine Periode zu verlieren, Tabletten zu nehmen um Leistungen in Sport und Schule zu verbessern oder zB bei einer Niederlage (sowas wie einer 1 anstelle einer 1+) völlig zu verzweifeln und und und… so viel zu ein paar Beispielen.

Dann kommt der Zeitpunkt, wo man kaputt geht und zusammenbricht, wochenlang im Bett liegt und nicht mehr funktioniert oder in den Burn out rutscht.

Ich kann euch aus Erfahrung sagen dieser Weg ist unfassbar mühsam, frustrierend und verläuft sehr seeeehr langsam. Ich glaube wichtig ist Warnsignale zu erkennen, es nicht so weit kommen zu lassen.

Und ich kann für Euch nur hoffen, dass ihr gute Lehrer und Trainer habt, die es (auch wenn es nicht deren Job ist) erkennen und ermutigen Hilfe zu suchen.

Wie ein Seiltänzer muss man das irgednwie ausbalancieren und so herangehen, dass man nicht auf dem Seil stehen bleibt und hinunter fällt aber gleichzeitig ist es auch kontraproduktiv sofort fix loszurennen weil fast garantiert ist, dass wir früher oder später dann tief fallen werden.

Aber ihr seid nicht alleine damit, wir leben in einer Leistungsgesellschaft aber die Gesellschaft seit nicht ihr und keiner von euch muss dieser zwanghaft gerecht werden, vergesst das bitte nicht!

So meine Gedanken dazu…

Eure kalteswasser
Zuletzt editiert am: 02.01.2024, 16:49 Uhr, von: kalteswasser22
02.01.2024, 16:29 Uhr | Aeneas
Hallo,

als ich den Beitrag gelesen habe, konnte ich zustimmen und ebenfalls sagen Förderung ist gut und Leistungsdruck ist schlecht bzw. etwas negatives.

Aber dann habe ich an meinen Bruder gedacht. Er macht, ich nenne das mal Leistungssport (ich kenne mich da nicht so aus) und er trainiert dafür hart. Ich denke, er würde Leistungsdruck als etwas positives sehen, denn durch den Druck von seinem Trainern geht er an seine Leistungsgrenze oder auch darüber hinaus und kommt dadurch zu neuen persönlichen Höchstleistungen. Ohne Druck würde er nicht so weit gehen. Wir hatten uns mal über sein Training unterhalten.

Er ist ein selbstbewusster Typ mit einer starken Persönlichkeit. Ich denke, dass er den Druck ganz gut aushalten kann und wie schon gesagt, sieht er den Druck eher als positiv an, um schneller besser zu werden.

Ich hingegen, bin sozusagen das Sensibelchen der Familie und bei mir wäre dieser Druck kontraproduktiv. Ich könnte wahrscheinlich damit auch gar nicht umgehen.

Vielleicht ist Förderung und Leistungsdruck auch situations- und persönlichkeitsabhängig?!

Das sind meine spontanen Gedanken zu dem Thema.

Viele Grüße
Aeneas
Zuletzt editiert am: 02.01.2024, 16:41 Uhr, von: Aeneas

Treffer: 9

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